Siegen. Nach Geständnis im im ersten Siegener „Encrochat“-Verfahren sagen Beamte über die Hintergründe des Prozesses aus und erläutern Einzelheiten.

Nach dem Geständnis des Angeklagten ist die größte Hürde auf dem Weg zum Urteil im ersten Siegener „Encrochat“-Verfahren genommen. Am Montag hat die Kammer noch einige Polizisten geladen, um Einzelheiten zu den Hintergründen in den Prozess einzuführen. Erste Erkenntnisse zu seiner Person seien 2019 im Rahmen einer größeren Ermittlung rund um Amphetaminöl aufgetaucht, berichtet der zuständige Beamte. Seinerzeit hätten vor allem Hinweise auf einen teuren Porsche Aufmerksamkeit erregt. Am Ende sei die Sache aber „aufgrund von Prioritäten und Corona“ erst einmal zurückgestellt worden.

Siegen: „Ich konnte durch das offene Fenster direkt den Marihuanageruch wahrnehmen“

Dann wurde der Angeklagte am 23. April 2020 ohne gültige Fahrerlaubnis am Steuer eines „hochwertigen Audi“ angehalten, mit dem er einer Verkehrskontrolle am Fischbacherberg in Siegen hatte entkommen wollen. „Ich konnte durch das offene Fenster direkt den Marihuanageruch wahrnehmen, obwohl ich ganz schlecht riechen kann“, erzählt ein anderer Polizist. Im Auto fanden sich Rauschgift und ein Zettel, der Verkäufe aufgelistet habe. Nach einigem Zögern gab der junge Mann zu, einen falschen Führerschein zu benutzen. Er wurde vorläufig festgenommen, hatte bereits seit 2018 keine Fahrerlaubnis.

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Am 24. Juli 2020 war er schon wieder erwischt worden, diesmal in Langenholdinghausen, als er einem Streifenwagen am Steuer eines ebenfalls „höherpreisigen“ Mercedes entgegengekommen sei. Wieder hatte er keine gültigen Papiere, ebenso habe auch dieser Wagen nach Marihuana geduftet. Der Mann hatte bei seiner Einlassung die Fahrten zugegeben, allerdings entschieden bestritten, jemals selbst Rauschgift eingeführt zu haben.

Siegen: Wohnungsdurchsuchung bei Angeklagten sorgt für Verwunderung

Zu Widersprüchen kommt es über die Verkehrskontrolle am 23. April. Der erste Polizist im Zeugenstand berichtet, es sei eine Routineangelegenheit gewesen. Sein Kollege erklärt danach, es sei eine unmittelbare Reaktion auf das Auftauchen eines Audi mit HSK-Kennzeichen gewesen, der an einem vorherigen Abend mit hoher Geschwindigkeit vom Fischbacherberg Richtung Autobahn unterwegs gewesen sei. Darauf sei entschieden worden, an den Folgeabenden einmal genauer zu kontrollieren. Gespräche mit der Kriminalpolizei habe es im Vorfeld nicht gegeben.

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Der Ermittlungsleiter war bei der Wohnungsdurchsuchung dabei, die der Festnahme im April 2020 folgte, dann auch ein Jahr später, als im Rahmen der „Encrochat“-Fahndung erneut durchsucht wurde. Ihm sei dabei der Unterschied in Sachen Lebensstandard aufgefallen. Beim ersten Mal habe der Angeklagte mit Partnerin und Kind in einer 80 Quadratmeter großen Wohnung gelebt, „ein Jahr später wohnten sie auf drei Etagen“. Allein das „Encrochat“-Gerät habe aus seiner Erfahrung gut 1500 bis 1800 Euro im halben Jahr gekostet.

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