Kreuztal. Hoffnung für 2022: Gemeinsam singen macht glücklich und trägt zur Gesundheit bei – die Corona-Pandemie schränkt auch und gerade das stark ein.
In einer großen Gruppe zusammen Spaß am Singen zu haben ist momentan aufgrund der erneut ungewissen Pandemielage nicht möglich. Auch die traditionellen Rudelsingen können daher nicht stattfinden. Jörg Siewert, Vorsänger und Mitinitiator des Rudelsingens im Siegerland bedauert dies sehr. Aktuell sei es so, dass das Rudelsingen seit dem 12. März 2020 pandemiebedingt eingestellt werden musste.
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Während dieser eineinhalbjährigen Zwangspause habe man zusammen mit anderen Veranstaltern des deutschlandweiten Rudelsingangebots online regelmäßig Veranstaltungen zum gemeinsam singen organisiert. „Das digitale Angebot wurde von den Menschen nur mäßig bis mittelmäßig angenommen“, berichtet Siewert, „es kann das Singen live vor Ort in einer großen Gruppe nicht ersetzen.“
Nach langer Pause zuletzt im November Rudelsingen in Kreuztal – wenige Gäste
Nach der langen Pause konnte dann am 9. November 2021 wieder ein Rudelsingen in Kreuztal veranstaltet werden (wir berichteten). Es war das 30. Rudelsingen im Siegerland. Mit etwa 80 Karten wurden aber vergleichsweise wenige Tickets verkauft – und letztlich sind auch nur 40 Rudelsängerinnen und Rudelsänger zu der Veranstaltung gekommen. Im November baute sich bereits absehbar die vierte Coronawelle in Deutschland auf und die Menschen hatten wieder Bedenken, zusammenzukommen. „Den Menschen ist es momentan zu unsicher, unsere Veranstaltungen zu besuchen und zusammen mit anderen zu singen“, sagt Jörg Siewert. Viele hätten Bedenken gerade aufgrund der Aerosole, die beim Singen freigesetzt werden.
Erstaunlich sei aber gewesen, dass sich die Gäste, die gekommen waren, von der ungewohnt kleinen Gruppe nicht abschrecken ließen – im Gegenteil. „Wir hatten einen ganz wunderbaren gemeinsamen Abend“, freut sich Siewert. „Das war ein ganz zauberhaftes Rudelsingen, obwohl eigentlich zu wenige Menschen dafür da waren.“ Denn damit das Rudelsingen funktioniert, brauche man eine Mindestanzahl an Sängerinnen und Sängern. Dafür seien es bei der bislang letzten Veranstaltung in Kreuztal eigentlich zu wenige – aber die waren umso mehr motiviert und begeistert. „Daran haben wir gemerkt wie sehr das Rudelsingen den Leuten in der aktuell schwierigen Zeit fehlt“, betont Siewert. Seiner Meinung nach vermissen die Besucher es überhaupt, Kulturveranstaltungen besuchen zu können.
Beim Rudelsingen kann jeder sofort mitmachen – Gassenhauer, die jeder kennt
Vor allem fehle es vielen, gemeinsam in einer Gruppe lautstark miteinander zu singen, denn: „Egal ob im Chor, im Stadion, in der Kirche oder eben beim Rudelsingen: Gemeinsam mit anderen zu singen löst Glücksgefühle in uns Menschen aus“, betont Jörg Siewert. Diese These habe sich auch bei dem kleinen Rudelsingen in Kreuztal wieder bestätigt. „Die wenigen Teilnehmerinnen und Teilnehmer haben eine große Fröhlichkeit ausgestrahlt und sind hinterher mit einem breiten Grinsen im Gesicht wieder nach Hause gegangen“, berichtet er.
Hoffnung für 2022
Rudelsingen gibt es deutschlandweit unter Leitung von unterschiedlichen regionalen Teams. Seit der Pandemie müssen sie überall in Deutschland pausieren.
Durchschnittlich nahmen vor der Pandemie im Siegerland im Café Basico etwa 250 Personen am Rudelsingen teil. Beim Stadtfest 2019 in Siegen waren es beim Open-Air-Rudelsingen sogar 1500 Teilnehmer. Deutschlandweit kamen vor der Pandemie monatlich mehr als 10.000 Menschen zum Rudelsingen zusammen.
Für 2021 war ein Weihnachtsrudelsingen in Siegen geplant, das wegen Corona abgesagt wurde. Aber Jörg Siewert ist voller Hoffnung, dass im Jahr 2022 wieder einiges möglich wird, mehrere Rudelsingen im Café Basico und dann im Dezember vielleicht auch ein großes Weihnachtsrudelsingen in der dann fertig umgebauten Stadthalle in Kreuztal.
Beim Rudelsingen kann jeder Mensch ganz einfach mitmachen. Jörg Siewert und andere Musiker sorgen auf der Bühne für eine professionelle musikalische Begleitung des großen Chores – und für die Liedtexte. „Der Rudelgesang klingt daher immer gut und die Teilnehmer und Teilnehmerinnen haben dadurch ein Erfolgserlebnis, auch wenn man selbst nicht der beste Sänger oder die beste Sängerin ist: Der Gesang des Einzelnen wird in der Gruppe abgefangen. So hat jeder das Gefühl, dass er superleicht mitsingen kann“, sagt der Musiker.
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„Wir präsentieren ausschließlich Lieder, die die Menschen kennen, Gassenhauer von früher bis heute querbeet durch Rock, Pop, Schlager und Folk“, erklärt Jörg Siewert. „Die Teilnehmerinnen und Teilnehmemüssen bei uns nicht üben oder warten, sondern können jederzeit mitsingen.“ Die Texte werden auf eine große Leinwand projiziert. So ist es sehr einfach, mitzumachen.
Der lange Verzicht aufs Rudelsingen: Gedanke an Infektion mindert den Spaß
Die Pandemie-Zeit habe einiges mit den Menschen gemacht, auch dass gemeinsames Singen in der Gruppe so lange nicht möglich war. Eine Woche vor der letzten Veranstaltung in Kreuztal wurde Jörg Siewert bei einem Sonntagsspaziergang zufällig von einer Frau angesprochen, der das gemeinsame Singen sehr fehlte. Als er auf das kommende Rudelsingen verwies, ging sie strahlend weiter. Und sie war dann tatsächlich auch dabei. „Vielen Besuchern konnte man ihre Freude während des Singens ansehen.“ Jörg Siewert warnt: Es könne die Gesundheit von Menschen sehr belasten kann, wenn sie nicht mehr befreit, miteinander singen dürfen.
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Wegen Corona sind solche Veranstaltung lange weggefallen, die Gedanken über Infektionsrisiken im Hinterkopf mindern zudem den Spaß. „Es ist einfach nicht mehr so wie vor der Pandemie, dass man zusammen frei singen kann“, sagt Jörg Siewert. Nach wie vor seien Gesangsveranstaltungen nur unter Vorbehalt möglich und mit viel Vorsicht und vielleicht auch ein wenig Angst verbunden. Aber alle hoffen darauf, dass die Inzidenzen im Frühjahr sinken und das Rudelsingen wieder starten kann. Nachdem Jörg Siewert schweren Herzens alle Veranstaltungen über den Winter absagen musste, sind für 2022 bereits einige Rudelsingen geplant.