Siegen. Bei neuem Musikpavillon im Schlosspark drängt die Zeit, sonst muss Siegen noch selber zahlen. Ärger und Zähneknirschen über Fassade und Architekt

Die Form des künftigen Musikpavillons im Park des Oberen Schlosses steht fest – über die Fassade gibt es Streit. Der Bauausschuss wirft dem Architekten vor, unzureichend gearbeitet zu haben, weil nur die Pläne für eine Gestaltung mit Aluminiumplatten vorliegt. Das war zwar auch die bevorzugte Variante der Politik gewesen, zur Entscheidungsfindung hätte man sich aber auch die Darstellung einer Holzfassade gewünscht. Nun drängt die Zeit.

+++Mehr Nachrichten aus Siegen und dem Siegerland finden Sie hier!+++

„Es ist nicht so gelaufen, wie wir uns das vorgestellt haben“, sagte Stadtbaurat Henrik Schumann bedauernd; nun gebe der Fördergeber – der Musikpavillon ist Teil des Städtebauprojekts „Rund um den Siegberg“ – einen engen Zeitplan vor. Das Architekturbüro habe es nicht geschafft, die Gestaltung in allen Details auszuarbeiten. Der Fokus liege nun auf einer Verkleidung mit Edelstahlplatten, im ursprünglichen Entwurf war vollverspiegeltes poliertes Aluminium vorgesehen. Tendenziell hatte die Politik eine Metall-Lösung bekräftigt. Ziel war es, dass das kubisch anmutende Bauwerk sich in der Parklandschaft „auflöst“.

Will Siegen Fördermittel für den Musikpavillon, muss es jetzt schnell gehen

Dass nur Metall gezeigt wurde, stieß im Bauausschuss sauer auf. „Wir hatten über eine Holzfassade gesprochen“, sagte Bernd Mäckeler (Grüne), und fand es „komisch“, dass der Architekt „nicht in der Lage“ sei, diese dann auch darzustellen. Angesichts des knappen Zeitplans entstehe so der Eindruck, er wolle „unbedingt die Metalloberfläche durchboxen“. Holz sei im Stadtentwicklungsausschuss breit diskutiert und eher negativ beurteilt worden, erinnerte Stadtbaurat Schumann – das sei wohl so hängen geblieben. Zumal Metall eben die ursprüngliche Entwurfsidee sei und der Architekt sich wohl auch auf sein Urheberrecht berufen könne. „Es funktioniert womöglich nur in dieser Variante“, so Schumann – wolle die Stadt Fördermittel, müsse sie damit weitermachen.

Der Bauausschuss empfiehlt für den Musikpavillon im Schlosspark Siegen – zähneknirschend – mehrheitlich die Edelstahl-Fassade aus diagonal angeordneten Platten.
Der Bauausschuss empfiehlt für den Musikpavillon im Schlosspark Siegen – zähneknirschend – mehrheitlich die Edelstahl-Fassade aus diagonal angeordneten Platten. © Stadt Siegen | Sauerzapfe Architekten

„Es könnte der Eindruck entstehen, das Architekturbüro nähme das Vorhaben nicht sonderlich ernst“, meinte auch Erik Dietrich (Volt). „Er hat jetzt schon nicht geliefert, was angekündigt war.“ Es könne nicht sein, dass ein Projekt, das im Raum auf eine bestimmte Art und Weise wirken solle, „so unzureichend dargestellt wird“, pflichtete Daniela Stoker (Grüne) bei. Vielleicht sollte man dem Architekten „an den Hammelbeinen ziehen“, erregte sich Fraktionskollege Mäckeler, „er ist der, der uns hat hängen lassen, es ist zu wenig, was er hier bringt!“ Man könne die Entscheidung nicht übers Knie brechen, nur weil die Zeit weglaufe.

Siegen hat die Wahl: Musikpavillon platzen lassen oder durchziehen

Die Verwaltung erinnerte daran, dass der Musikpavillon bis Ende 2022 umgesetzt werden sein muss. Ein Vorhaben dieser Größe in dieser Zeit überhaupt durchzukriegen, sei an sich schon eine sehr knappe Angelegenheit; gerade mit Blick auf die Laufzeiten von Ausschreibungen müsse man sehr schnell auf den Markt. Insbesondere die Fassadenarbeiten seien sehr aufwendig; fraglich sei ohnehin, ob man beim ersten Mal überhaupt Angebote bekomme und womöglich ein zweites Mal ausschreiben müsse. Das würde das Vorhaben weiter verzögern.

Entwurfsskizze: So soll der Musikpavillon im Siegener Schlosspark liegen.
Entwurfsskizze: So soll der Musikpavillon im Siegener Schlosspark liegen. © Stadt Siegen | Sauerzapfe Architekten

Man stehe vor der Wahl: Platzen lassen oder durchziehen, sagte Joachim Pfeifer (SPD) – wobei nicht der Bauausschuss über die Fassadengestaltung entscheidet, sondern der Haupt- und Finanzausschuss (HFA). „Alternativlos“ sei die Metallfassade sicher nicht – wenn man das Projekt verzögern und selber aus Haushaltsmitteln statt mit Fördergeld bezahlen wolle, sagte Stadtbaurat Schumann. Die Aussicht, die vom Fördergeber geforderte Frist nochmals zu verlängern „sehe ich nicht“, das sei bereits einmal geschehen. Funktioniere es nicht, „gehen wir ins Risiko, alles, was wir bis zum 31. Dezember 2022 nicht schaffen, müssen wir selber zahlen.“ Gleichwohl habe der Architekt die Stadt in eine „seltsame Situation“ gebracht. Mit der Förderaussicht werde man „erpresst“, sagte Joachim Pfeifer, man werde „zähneknirschend zustimmen“.

+++Die Lokalredaktion Siegen ist auch bei Facebook!+++

Mehrheitlich wurde im Bauausschuss schließlich die Metallfassade aus Edelstahl empfohlen, die abschließende Entscheidung trifft Mittwoch, 15. Dezember, der HFA.