Siegen. Manche Dinge kann ein Computer einfach besser – und für manche Arbeiten sind Menschen nicht gemacht. Sagt Simon Sack, Gründer von NeurologIQ.
Künstliche Intelligenz ist im Alltag angekommen, auch und gerade im industriellen Mittelstand. „KI“ ist trotzdem für viele noch eine große Unbekannte. Das Siegener Unternehmen „NeurologIQ“ hat sich der Aufgabe verschrieben, der Wirtschaft den Nutzen von maschinellem Lernen näherzubringen. „Wir wollen zeigen, was KI kann, dass es ein normales, einfaches Werkzeug ist – man muss nur wissen, wie man es einsetzen und nutzen kann“, sagt Simon Sack, Gründer und Vorsitzender der Gruppengeschäftsführung von NeurologIQ: KI oder auch AI (Artificial Intelligence) mache es den Menschen einfacher.
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Gestartet ist Simon Sack 2018 als Einzelkämpfer, mit Bildverarbeitung. Schon in der Schule war er im IT-Bereich selbstständig, arbeitete mit 18 Jahren in der Veranstaltungstechnik, war für die Lichtshows großer Bands verantwortlich – zum Beispiel bei „Rock am Ring“, erzählt er. Mit den praxisnahen Erfahrungen, Kenntnissen in Mechanik und Optoelektronik sei er mit der Zeit mehr und mehr in Richtung Industriesparte „gerutscht“.
Inzwischen sitzt NeurologIQ im Siegener Technologiezentrum „Summit“
Inzwischen – NeurologIQ sitzt seit April im Technologiezentrum „Summit“ im Gewerbegebiet Martinshardt – hat das Unternehmen 20 Beschäftigte, alte Zöpfe abgeschnitten, sich strategisch neu ausgerichtet, sagt der Gruppengeschäftsführer. „Wir machen jetzt ernst“, bekräftigt Managing Director Marcão da Costa Zuzarte, „die Uni-Zeit ist vorbei.“ NeurologIQ sei nicht mehr „nur“ ein Startup, Gesellschaften wurden gegründet, Verantwortungen delegiert, Freiräume für Wachstum und weitere Geschäftsfelder geschaffen. „Dieses Jahr kommt uns schon vor wie drei Jahre“, sagt Simon Sack grinsend.
NeurologIQ hat den Anspruch, Künstliche Intelligenz bei anderen Unternehmen zu implementieren, diese dafür an die Hand zu nehmen und passgenaue Lösungen zu schmieden, sagt da Costa Zuzarte. „Wir müssen den Unternehmen die Sicherheit geben, dass wir Lösungen liefern, die funktionieren, ohne dass sie hohe Investitionen tätigen müssen.“ Daher gehe man die ersten Schritte zur Einführung einer KI immer gemeinsam mit dem Kunden. Erst müssten die genug wissen und sehen, dass KI für sie funktioniert. „Sie müssen nicht erst 50.000 Euro in Hardware investieren – wir bringen Sensorik mit und zeigen, was man damit machen kann. Gemeinsam erarbeiten wir Lösungen“, beschreibt da Costa Zuzarte das Vorgehen.
NeurologIQ begleitet Kunden als langfristiger Partner für Künstliche Intelligenz
Nach dem ersten Schritt – Wissenszugewinn beim Kunden – folgt „Engineering“; eine Art Machbarkeitsstudie, bei der NeurologIQ analysiert, wie das Ziel des Kunden erfüllt werden kann. Im dritten Schritt bietet sich das Unternehmen dann als langfristiger Partner an, wenn man so will als externe Abteilung für Forschung und Entwicklung in diesem Technologiebereich. „Diese langfristige Denkweise kommt bei den Kunden sehr gut an“, sagt da Costa Zuzarte.
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Ein Beispiel: Blechplatten zählen. Es wird eine schwarz-weiß-Aufnahme gefertigt und daraus ein Datensatz erstellt, aus dem eine KI errechnen kann, um wie viele viele Platten es sich handelt. Denn die sind sehr dünn und sehr viele, ein Mensch bräuchte ziemlich lange zum Zählen. Eine KI schafft es in unter einer Sekunde. Die Maschine „erkennt“, grob gesagt, auf Grund der Verteilung von Schwarz-Weiß-Kontrasten, wie viele Platten-Kanten auf dem Bild vorhanden sind und kann auf Basis ihrer Parameter immer besser und zuverlässiger werden.
Um die Ecke denken gehört für NeurologIQ-Lösungen zum Werkzeugkasten
Ein Einsatzbereich kann beispielsweise auch die Qualitätssicherung sein: Man kann einem Computer beibringen, wie ein Werkstück auszusehen hat. Dann erkennt er selbstständig und blitzschnell fehlerhafte Teile. Statt mit Maßband oder Mikrometerschraube von Hand Werkstücke auszumessen, erledigt das ein Algorithmus in Sekundenbruchteilen.
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Oder: Fassadenreinigung, bei Hochhäusern etwa. Deren gläsernes Äußeres muss regelmäßig gereinigt werden, was aufwendig und damit teuer ist. Mit Hilfe Künstlicher Intelligenz und Kameras kann ein System aufgebaut werden, dass die Verschmutzung der Fassade klassifiziert und Bescheid gibt, wenn der Zeitpunkt zur Reinigung gekommen ist. Statt turnusgemäß vier Mal im Jahr kann eine Fassade erst bei Bedarf gereinigt werden. „Das System war ursprünglich nicht dafür gedacht – aber wir haben um die Ecke gedacht“, sagt Simon Sack.
Künstliche Intelligenz kann Innovationsgeist im Mittelstand nachhaltig prägen
„Es geht nicht darum, Arbeitsplätze zu reduzieren“, betont Simon Sack. Sondern, einfachere Lösungen zu finden für ungeliebte Nebentätigkeiten, die irgendjemand aufs Auge gedrückt bekommt und die eine Maschine immer schneller und zuverlässiger erledigen kann. „KI ist kein Arbeitsplatzzerstörer, sondern hilft bei Arbeiten, für die Menschen nicht gemacht sind“, sagt er. Statt acht Stunden am Tag Werkstücke zu vermessen, könne man es so ermöglichen, dass Arbeitnehmer menschenfreundliche Tätigkeiten erledigen.
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Noch ein Beispiel: Schränke unterschiedlicher Größe mit Hilfe eines Roboter-Greifarms verladen. Ausschuss wurde händisch aussortiert, geschah das zu spät, griff der Roboter falsch, Schrank und Greifarm gingen kaputt. NeurologIQ installierte eine 3D-Kamera zur Überwachung, die über die Bilddaten erkennt, was da für ein Schrank kommt und ob er fehlerfrei ist und den Roboter-Arm entsprechende Befehle übermittelt. Ein bestehendes System sei so niedrigschwellig und kostengünstig optimiert worden, sagt Gruppengeschäftsführer Sack.
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„Produktion und Wertschöpfung können menschlicher gestaltet werden“, ist auch Marcão da Costa Zuzarte überzeugt; der Mensch sei für manche Tätigkeiten einfach überqualifiziert. Dafür gebe es in der Region und in Deutschland enormes Potenzial, um den Wirtschaftsstandort attraktiv zu halten. „Die Transformation findet ja längst statt“, sagt Simon Sack. Bestes Beispiel: Der Summit als Technologiestandort mit Strahlkraft für und über Siegen. NeurologIQ-Kunden seien sehr innovationsgetrieben, berichtet Sack – und KI sei ein Werkzeug, um den Innovationsgeist nachhaltig zu prägen.