Siegen. Was macht so viel Polizei in der Siegener Innenstadt? Die wollen nur reden. Und Kaffee trinken. Die Aktion „Coffee with a cop“ kommt gut an.

Die „Soko Espresso“ hat gut zu tun. Es regnet, es ist kalt und die Polizei hat Stellung bezogen auf der Brücke Bahnhofstraße. Trotz des Wetters und der Pandemie sind Leute unterwegs in der Siegener Innenstadt und die meisten gucken und wundern sich: Was macht denn die Polizei hier?

Die will nur reden. Und Kaffee trinken.

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„Coffee with a cop“ heißt die landesweite Aktion des NRW-Innenministeriums. Nach amerikanischem Vorbild können Beamtinnen und Beamte mit den Menschen ins Gespräch kommen; einfach so, nur mal plaudern über dieses und jenes. Sonst, im Polizeialltag, bleibt dafür eigentlich nie Zeit. Wenn die Polizei kommt, gibt es meistens irgendein Problem, das Persönliche ist in dem Moment dann nicht so wichtig. Dabei ist den Polizistinnen und Polizisten genau das wichtig, das merkt man.

In Polizeiuniform stecken Menschen, die sich gern mit Siegener Bevölkerung unterhalten

Irgendwer fragt immer was hier los ist und schon ist die Gesprächsgelegenheit da. Wenn nicht, geht die Polizei eben auf Passantinnen und Passanten zu und bietet Kaffee an, sagt Pressesprecher Niklas Zankowski. Ein heißes Getränk ist bei dem Siegerländer Mistwetter nie verkehrt und was Julia Redisiu und Burghard Stephan von Café Mobil in ihrem 1972er Citroën HY brühen, ist wirklich leckerer Kaffee. Die beiden Kölner sind im Auftrag des Innenministeriums in ganz Nordrhein-Westfalen unterwegs – die Polizeibehörden vor Ort konnten sich für die Aktion bewerben – und lernen das Bundesland neu kennen. „Soko Espresso“ hat sich Burghard Stephan einfallen lassen.

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Was die Menschen, die sich auf einen Kaffee zu den Beamtinnen und Beamten unters Zelt stellen beschäftigt? „Quer durch alle Themen“, sagt Burkhard Künstler. Der Leiter der Polizeiwache Wilnsdorf ist an diesem Dienstag nach Siegen gekommen, weil er gerne mit den Leuten redet. Die fragen nach dem neuen Bußgeldkatalog, eine Frau hat schon Dokumente an die Behörde übergeben, ein Mann hat zuhause einen Wasserschaden, ist derzeit bei seinem Sohn in Siegen untergekommen und freut sich über den Gratiskaffee, genauso eine Frauengruppe, die zur Feier eines Geburtstags in der Innenstadt unterwegs war.

Früher oder später kommt jedes Gespräch in Siegen aufs Thema Corona

Jemand hatte eine Waffe geerbt und die Gelegenheit genutzt, die Polizei zu fragen, wie er nun am besten vorgeht und irgendwann landet fast jedes Gespräch bei Corona. Ob sie oft angefeindet werden, wie die Stimmung ist, fragt eine Frau. Im Siegerland alles noch in geordneten Bahnen. „Die Zahl der Dummen hat nicht zugenommen“, sagt Burkhard Künstler lächelnd auf die Frage eines älteren Ehepaars, „nur die Themen ändern sich.“

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Polizistinnen und Polizisten haben viel Kontakt zu vielen Menschen, sind hinter den Uniformen selber Menschen. Junge und erfahrene, aus Kreuztal, Wilnsdorf oder Geisweid. Ein junger Mann, der aus Syrien stammt, erzählt von der Situation in seinem Heimatland, ein junger Mann erkundigt sich lebhaft nach Karrierechancen bei der Kreispolizeibehörde. „Genau dafür sind wir heute da“, freut sich Burkhard Künstler. Keine Anzeigen aufnehmen, den Menschen nicht in Problemlagen begegnen, sondern einfach nur Plaudern.

„Coffee with a cop“, das wollen alle, die an diesem Tag dabei waren, auf jeden Fall wiederholen. Am besten bei besserem Wetter. Oder mit Heizpilz.