Siegen. Philharmonie Südwestfalen präsentiert im Apollo-Theater in Siegen Werke von Händel, Pachelbel, Albinoni und Bach – und ein großes junges Talent.

Gut besucht ist das Apollo-Theater, aber trotz eingeschränkter Plätze bleibt am Samstagabend mancher Sitz leer. Doch alle Musikfreunde, die nicht zum vorweihnachtlichen Konzert der Philharmonie Südwestfalen gekommen sind, haben sehr viel versäumt. Nämlich einen Abend mit dem ganzen Glanz des Barock und einem noch Vieles versprechenden jungen Nachwuchstalent. Auch die Bühne sieht gut aus. Die vier Bäume im weihnachtlichen Lichterglanz könnten auch für das Konzertprogramm stehen: Die vier Könige des Barock.

+++Mehr Nachrichten aus Siegen und dem Siegerland finden Sie hier!+++

Natürlich wird Georg Friedrich Händel vor allem mit dem grandiosen „Halleluja“ aus seinem Oratorium „Der Messias“ verbunden. Doch als hätten die Programmverantwortlichen beweisen wollen, dass Händel noch viel mehr Großartiges geschrieben hat, haben sie als Konzerteinstieg den „Einzug der Königin von Saba“ gewählt. Schwungvoll, elegant, tänzerisch: Ein Auftakt nach Maß.

Junger Mann mit großer Zukunft

Mit Bachs Violinkonzert für Streicher und Cembalo stellt sich ein junger Künstler vor: Mohamed Hiber, ein Franzose mit nordafrikanischen Wurzeln, dessen Talent auch von Daniel Barenboim erkannt und gefördert wird. Des großen Bachs unverwechselbare Handschrift, swingend und leicht, setzt Mohamed Hiber ebenso spielerisch, aber auch zupackend um. Und es spricht für ihn, dass er sich trotz seines virtuosen Könnens immer als Teil des Orchesters begreift, sichtbar und auch hörbar, ebenso wie bei einer eher unbekannten Komposition für Solo-Violine, Streicher und Cembalo, das dann den Schlusspunkt eines Konzertabends setzt, bei dem die Musikfreunde für zwei Stunden all das Schwere der Gegenwart vor dem Eingangsportal des Theaters lassen können.

Neue Gesichter

Bei diesem Konzert stellten sich auch zwei Musiker vor, die für die Zukunft der Philharmonie Südwestfalen stehen: Akihiro Takeda als 2. Konzertmeister, der auch solistisch brillierte, (Intendant Michael Nassauer: „Takeda hat das Probespiel klar gewonnen“), und Sangmin Park als 3. Konzertmeister.

Alle vier Komponisten des Programms (der vierte: Albinoni) waren Zeitgenossen. Bach und Händel wurden sogar im gleichen Jahr 1685 geboren. Ob sie sich jemals begegnet sind, ist nicht überliefert. Eine Verbindung gibt es aber: Pachelbel war der Musiklehrer von Bachs ältestem Bruder Johann Christoph.

Doch vorher genießen sie noch barocke Hits der besonderen Art: Etwa den Kanon des Nürnbergers Johann Pachelbel, einen Geniestreich, den er einst als Hochzeitsmusik für seinen Schüler Johann Christoph Bach, den älteren Bruder von Johann Sebastian, geschrieben hatte. Ein Stück, das selbst Klassik-Hasser kennen, weil es bisweilen in anderen Musikbereichen bis hin zum Pop zu hören ist. Also: Augen schließen und die wogenden Melodien genießen, die sich durch die Instrumentengruppen bewegen.

Hits einer Epoche

Zu diesen Hits im Programm gehört auch Johann Sebastian Bachs erstes „Brandenburgisches Konzert“, vor allem, weil mit Hörnern, Oboen und Fagott noch eine Bläsergruppe an Bord ist und diese Komposition mit zusätzlichem „Schmackes“ würzt. Bei diesem „Best of“ des Barock darf natürlich das wohl bekannteste kleine Kunststück des großen Bach nicht fehlen: Sein „Air“, gerade einmal drei Minuten lang und zum Stammrepertoire jedes Orchesters gehörend. Schön zu sehen und noch besser zu hören: Kaum ein Musiker schaut mehr in die Notenblätter. Sie lassen sich von ihrem Dirigenten Nabil Shehata führen und gestalten diese Notenzauberei so gefühlvoll, als wollten sie „Air“ unter den Weihnachtsbaum eines jeden einzelnen Zuhörers legen.

+++ Lesen Sie hier:Siegen: Der Rohbau für das Großprojekt Haus der Musik steht +++

Natürlich wird der aufmerksame Leser bemerkt haben: Da fehlt doch noch was. Natürlich: „Jesu bleibet meine Freude“. Doch diese meistgespielte Komposition Johann Sebastian Bachs haben sich die heimischen Philharmoniker als eine von drei Zugaben aufbewahrt.

+++Die Lokalredaktion Siegen ist auch bei Facebook!+++

+++Täglich wissen, was in Siegen und dem Siegerland passiert: Hier kostenlos für den Newsletter anmelden!+++