Siegen/Alchen. Bratpfannen-Explosion: Ein Verantwortlicher des Heimatvereins Alchen soll sich wegen fahrlässiger Tötung vor Gericht verantworten.

Die Staatsanwaltschaft Siegen hat Anklage gegen ein Vorstandsmitglied des Heimat- und Verschönerungsvereins Alchen erhoben. Er soll sich vor dem Landgericht Siegen wegen fahrlässiger Tötung verantworten. Beim Backesfest am 8. September 2019 war es zur Explosion einer gasbetriebenen übergroßen Bratpfanne gekommen. Dabei wurden 14 Menschen – teils lebensgefährlich – verletzt. Zwei Frauen, eine 67-Jährige und ihre 31-jährige Tochter, starben an den Folgen ihrer Verletzungen.

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Strafkammer entscheidet über Eröffnung des Verfahrens in Siegen

„Aufgrund der besonderen Bedeutung“ des Unglücks habe er sich zur Anklage beim Landgericht entscheiden, sagte Oberstaatsanwalt Fabian Glöckner dieser Zeitung auf Anfrage. Die Anklageschrift sei dem Beschuldigten zugestellt worden, sagte Silvia Sünnemann, Pressesprecherin des Landgerichts. Er habe jetzt Gelegenheit zur Stellungnahme. Danach entscheide die Strafkammer, ob das Verfahren eröffnet wird und es somit zu einer öffentlichen Gerichtsverhandlung kommt.

Bei der explodierten Pfanne handelte es sich um eine selbst gebaute Konstruktion, die bereits seit mehreren Jahrzehnten im Besitz des Heimat- und Verschönerungsvereins Alchen war. Auf Anordnung der Staatsanwaltschaft wurde diese Pfanne durch Sachverständige untersucht, um die mögliche Ursache für die Explosion zu ermitteln. Demnach, so das im Sommer 2020 vorgelegte Gutachten, führte eine Verkettung verschiedener Umstände zur Explosion.

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Vorwurf: Handelnde Personen in Freudenberg waren überfordert

Die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft Siegen und des Kriminalkommissariats 1 der Polizei Siegen-Wittgenstein ergaben den Verdacht, dass trotz Einweisung in die Handhabung des Gasgrills die handelnden Personen überfordert waren. Als der Grill anfing, sich zu überhitzen und zu wölben, wurde ein Verantwortlicher des Festes darauf hingewiesen. Dieser war mit der Funktionsweise des Grills vertraut und hatte die Einweisung in die Handhabung vorgenommen. Er reduzierte darauf die Energiezufuhr. Die Fehlfunktion selbst wurde nicht abgestellt und der Grill auch nicht aus dem Betrieb genommen. Kurze Zeit später kam es zur Explosion. Gegen diese Person richteten sich die weiteren Ermittlungen, die nun zur Anlage geführt haben.

Solidarität mit dem Heimatverein Alchen

Der Heimatverein Alchen hatte bestürzt auf die Veröffentlichung von Staatsanwaltschaft und Polizei reagiert. „Für Alchen ist es ein Unglück ohne Schuldigen gewesen“, sagte damals Vorsitzender Martin Lucke. „Es bringt keinem was, wenn jetzt ein Schuldiger gesucht wird.“ Landrat Andreas Müller hatte dem Heimatverein seine Solidarität bekundet. Es betrübe ihn, dass „ein verdienter langjährig ehrenamtlich Tätiger bei einer Verkettung solch unglücklicher Umstände in den Fokus der Justiz gerät“. Er hoffe, dass es „weder zu einer Anklageerhebung noch zu einem Verfahren kommen wird“, sagte Müller vor einem Jahr.

Am Aufgang zum Backes wurde eine Gedenktafel angebracht, die an das Unglück und seine Opfer erinnert.

Kommentar: Unglück beim Backesfest Alchen: Jemand ist schuld

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