Siegen. Eisenbahnergewerkschaft fordert in Siegen Stärkung der Bahn zur „echten Konkurrenz zum Auto“. SPD setzt auf zweigleisigen Ausbau der Siegstrecke.

Die Schiene muss „eine echte Konkurrenz zum Auto werden“, fordert Hermann Müller, Ortsverbandsvorsitzender der Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft EVG, auf einer Veranstaltung der Siegen-Wittgensteiner SPD-Arbeitsgemeinschaft für Arbeitnehmerfragen: bessere Taktung der Züge bis zum angestrebten „Deutschland-Takt“, „jeweils alle halbe Stunde zu den Stoßzeiten“, eine vernünftige Tarifstruktur und bestmögliche Technik. Müller betont die Wichtigkeit einer grundlegenden Verkehrswende Richtung Schiene, wenn es denn gelingen solle, die angestrebten Klimaziele zu erreichen. Das bedeute vor allem, die Reduzierung des Pro-Kopf-Ausstoßes von CO2 auf fünf Tonnen. Jetzt seien es noch neun Tonnen.

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Hermann Müller und auch Sebastian Hartmann, der Gast aus dem Rhein-Sieg-Kreis und frühere SPD-Landesvorsitzende, lassen sich nicht beirren. Sebastian Hartmann erinnert mehrfach daran, sich bereits mit dem früheren Abgeordneten Willi Brase für eine bessere Anbindung des Kreises Siegen-Wittgenstein eingesetzt zu haben.

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Mit Siegstrecke nicht auf den Deutschland-Takt warten

Ein Zuhörer beklagt, dass seit 40 Jahren immer wieder der Ausbau der Siegstrecke gefordert werde, „meist vor Wahlen“, danach geschehe dann aber wieder nichts. „Wollen Sie sich da einreihen?“ Gerade weil ein beachtlicher Teil der Siegstrecke durch seinen Wahlkreis gehe, sei er sehr interessiert an deren Ausbau, erwiderte Sebastian Hartmann. Eine schnelle Verbindung nach Köln mache Siegen noch mehr zur Metropole, als die Stadt dies mit 100.000 Einwohnern auch jetzt eigentlich schon sei. Das Haupthindernis liegt für alle Anwesenden in der teilweisen Eingleisigkeit der Strecke. Die müsse schleunigst beseitigt werden, fordert Michael Sittler, Vorsitzender der SPD-Kreistagsfraktion. Da könne auch nicht auf die Einführung des noch Jahre ausstehenden „Deutschland-Taktes“ gewartet werden.

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Sebastian Hartmann stimmt zu, erinnert zugleich an den Zweiten Weltkrieg: „Den haben wir verloren.“ Was unter anderem auch dazu geführt habe, dass die britische Besatzungsmacht an verschiedenen Stellen Gleise demontiert habe. Die Folgen seien noch zu spüren. Während Ottmar Haardt dafür plädiert, auch kleine Sofortprogramme weiterlaufen zu lassen, die es in der Vergangenheit ermöglicht hätten, Bahnhöfe durch schnelle Handwerkereinsätze attraktiver zu machen, zeichnet der frühere VCD-Vorsitzende Achim Walder ein allgemein negatives Bild des Bahnzustandes.

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Mit dem Auto günstiger nach Siegen

Während die Regionalisierung von den meisten gelobt wird, gibt es Kritik an den problematischen Tarifen gerade im Dreiländereck. Adhemar Molzberger, der Siegener SPD-Stadtverbandsvorsitzende, bedauert, dass er von Siegen nach Wissen nach wie vor mit dem Auto günstiger fahren kann und sich gerade als Politiker mit vielen Terminen am Nachmittag und Abend nie auf die Pünktlichkeit der Bahn verlassen könne. Trotzdem wollen alle auf die Schiene setzen für die Zukunft. Es müsse eben nur vernünftig investiert und geplant werden. Auch eine faire Personalpolitik gehöre dazu. Hermann Müller warnt davor, die Bahn zu zerschlagen. Nur der integrierte Konzern sei in der Lage, die Aufgaben der kommenden Jahre zu meistern.

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