Dreis-Tiefenbach. Frank Rother erklärt auf Kräuterwanderungen in Netphen die heilende Kraft von Pflanzen. Sie wachsen am Wegesrand – oft verkannt als „Unkraut“.

Löwenzahn, Bärlauch und Thymian – Kräuter verfeinern jede Küche, sind richtig gesund und wachsen quasi überall. „Wilde Kräuter sind häufig Delikatessen, aber auch Heilpflanze, die wohlschmeckend, wertvoll und bekömmlich sind“, weiß der erfahrene Wanderführer Frank Rother. Es gibt nur eine Herausforderung – die richtigen Kräuter kennen und finden.

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Frank Rother bietet zusammen mit Sandra Wiedemann im Rahmen eines vielfältigen Wanderangebot durch das Rothaargebirge auch Erkundungstouren, um die Wildkräuter des Siegerlands besser kennenzulernen, für Wanderer an. Dafür nimmt er die Gruppe mit in die Welt der Kräuterheilkunde – ein in diesen Wochen viel gefragtes Angebot.

Der Rundgang

Treffpunkt ist der Pflanzenhof „La Creativa“ in Dreis-Tiefenbach. Von hier startete die Kräuterwanderung. Weit laufen muss die Gruppe nicht. Auf dem etwa einstündigen Spaziergang zeigt Frank Rother den Teilnehmern und Teilnehmerinnen, dass man nicht tief in den Wald wandern muss, um wilde Kräuter zur Schmerzlinderung oder für die Küche zu finden. Es geht die Tiefenbacher Straße hinauf und über den kleinen Waldweg hinüber auf den Dreisbacher Berg ins Storchennest. „Die Tour ist optimal für Einsteiger geeignet, es geht darum sich gemeinsam bei einem gemütlichen und spaßigen Kräuterspaziergangeinen einen kleinen Überblick über die heimischen Wildkräuter zu verschaffen“, sagt Frank Rother. Dabei liegt der Fokus auf den klassischen essbaren Wildpflanzen der Flora des Siegerlandes: Brennnessel, Gundermann, Löwenzahn und Knoblauchrauke. Frank Rother stellt seiner Wandergruppe die Kräuter vor, nennt die wichtigsten Grundregeln des Sammelns und gibt Tipps für die richtige Verarbeitung.

Nicht nur Kräuter

Anmelden zu geführten Wanderungen von Frank Rother und Sandra Wiedemann können sich Interessierte unter www.rothaar-touren.de.

Das Angebot umfasst Kräuterwanderungen, Singlewanderungen, Radtouren, Marathon- und Wochenendwanderungen für erfahrene Waldgänger.

Der Pflanzenhof „La Creativa“ in Dreis-Tiefenbach hat außer Bäumen, Sträuchern, Stauden, Pflanzen, Saatgut, Erden, Gartenaccessoires und Dünger auch Kräuter und Öle im Sortiment.

„Nur wenige Leute wissen heutzutage noch, dass man viele der als Unkraut geltenden Pflanzen am Wegesrand essen kann“, sagt Frank Rother. „Schon die Menschen schon im Mittelalter wussten viel über unsere heimischen Kräuter, solch ein Wissen ist aus heutiger Sicht sehr wertvoll.“ Allerdings sollte niemand ohne Fachkenntnisse einfach auf eigne Faust Kräuter sammeln, so der Wanderführer. Denn nicht alles könne einfach probiert und gegessen werden. So seien viele Pflanzen giftig für Menschen. Frank Rother rät dazu, sich vorher in Bücher für Pflanzenkunde über die Kräuter schlauzumachen, bevor man sich alleine auf die Suche begibt.

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Die Kräuter

Durch Fühlen, Riechen, Sehen und Schmecken soll die Gruppe ein Gefühl für die Wildkräuter bekommen.

Frank Rother erklärt, dass der Giersch eine blutreinigende Wirkung hat und bei Gicht hilft. „Davon kann man schon mal einen ganzen Salat essen.“ Das sei gut für den Körper und schmecke dazu mit Dressing wirklich gut.

Die Knoblauchrauke wirkt recht unscheinbar, riecht aber ähnlich und enthält dieselben ätherische Öle wie sein Namensgeber. Aber der fiese Mundgeruch bleibt aus, so Frank Rother. Daher sei die Knoblauchrauke ideal zum Würzen oder, um daraus Kräuterbutter herzustellen.

Das Öl des wilden Johanniskrauts wiederum kann bei Muskelzerrungen helfen.

Frank Rother rät dazu, auf der Suche nach Kräutern auch mal nach oben zu schauen Die Blätter des Weißdorns seien zum Beispiel gut für den Herzkreislauf und können bei Herzproblemen zusätzlich zu anderen Medikamenten als Tee eingesetzt werden.

Königin der heimischen Heilpflanzen ist die Brennnessel. „Die Brennnessel ist unglaublich gesund und mineralhaltig“, berichtet Frank Rother. Sie habe 20 Mal mehr Vitamin C als ein Kopfsalat und sei vielseitig einsetzbar. Aus ihr könne man Salate oder Suppe machen. Brennnesseltee hilft dem Köper dabei, Schadstoffe auszuschwemmen. Die Samen können gesammelt werden, um sie im Winter als Vitamin-Buster über das Butterbrot oder Joghurt zu streuen. Sie haben eine leicht nussige Note und sind sehr bekömmlich. Die Brennnessel soll auch gegen Allergien helfen.

Frank Rother empfiehlt das Würzen mit den Kräutern einfach mal auszuprobieren. „Dann merkt man schnell, welche Kräuter einem schmecken oder bei den individuellen körperlichen Problemen helfen und welche eher nicht.“

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Die Menschen

Viele der Teilnehmer und Teilnehmerinnen haben bereits bei anderen Wanderungen teilgenommen und kennen daher Frank Rother schon. Sie wollen herausfinden, welche Pflanzen in ihren Gärten wachsen und was man davon wie essen oder weiterverarbeiten kann. Sabrina Brinkmann aus Eiserfeld schätzt es sehr, dass der Wanderführer die Kräuter mit viel Witz präsentiert und auch gleich nützliche Tipps für jede Pflanze parat hat. „Ich finde es sehr interessant, mal durch ein Wohngebiet zu laufen und dabei zu schauen, was am Wegesrand alles für wertvolle Kräuter wachsen“, sagt die Sauerländerin Anette Stahlhacke.

Zurück beim Pflanzenhof gibt es einen Sektempfang, bevor der Abend mit italienischen Snacks und einem Gläschen Wein ausklingt. Auch dabei wird noch viel über Kräuter und ihre Wirkungen gesprochen. „Die Idee für die Zusammenarbeit ist vor einigen Jahren entstanden, da unsere Konzepte in Bezug auf die heimischen Kräuter gut zueinander passen“, berichtet Julia Ierardi, die Inhaberin des Pflanzenhofs. Eine Zusammenarbeit für einen Gewürzworkshop ist auch schon in Planung.

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