Kreuztal. Für nachhaltigen Stahl: Eine Deutsche Stahl AG sei die beste Lösung für die Branche, fordert der Kreuztaler Thyssenkrupp Betriebsrat Helmut Renk.
„Wie lange soll das noch so weitergehen?“ Helmut Renk, Betriebsratsvorsitzender der Thyssenkrupp Steel Europe AG am Standort Siegerland in Kreuztal , fordert Landes- und Bundesregierung dazu auf, sich für den schlingernden Stahlkonzern und die Zukunft tausender Beschäftigter einzusetzen. „Wir sind gefühlt seit Jahren im Krisenmodus“, sagt Helmut Renk im Gespräch mit dieser Zeitung. In Eichen und Ferndorf arbeiten derzeit rund 1100 Beschäftigte. „Die Kollegen machen sich natürlich Sorgen.“ Denn ein Stellenabbau würde den ohnehin kleinen Standort „wirtschaftlich kaputt machen“.
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Am Donnerstag war bekannt geworden, dass TKS den Abbau von bis zu 11.000 Stellen plant . Statt wie bisher 6000. „Wie lange kann man das den Menschen noch zumuten?“, so Renk und verweist auf das gescheiterte Joint Venture mit dem indischen Konzern Tata, die nicht vollzogene Teilung in die Bereiche „Technologie“ und „Material“. All diese Dinge hätten viel Zeit in Anspruch genommen, viel Geld gekostet und zu keinem positiven Ergebnis für die Belegschaft geführt, so Renk: Die an allen Standorten notwendigen Investitionen seien leider ausgesetzt worden.
TKS erklärt Stahlbereich zum Kerngeschäft – Betriebsräte skeptisch
Dann, so der Kreuztaler Betriebsrat weiter, habe der TKS -Vorstand den Stahlbereich sogar wieder zum Kerngeschäft erklärt, was die Betriebsräte sehr skeptisch gesehen hätten. „Zurzeit sieht man uns als ‘Sorgenkind’ im Konzern“, man werde geduldet, „solange wir tun, was man von uns verlangt.“
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Die Corona-Krise habe die Situation natürlich enorm verschlechtert, weil TKS sehr stark von der Automobilindustrie abhängig sind, die ebenfalls massiv betroffen ist. „Der Vorstand in Essen will sich alle Wege offenhalten und eine Ausgliederung der Stahlsparte ist wieder vorstellbar.“ Dabei sei Kreuztal „besser durch die Krise gekommen als andere Standorte“, sagt Helmut Renk, die Abhängigkeit von den Automobilzulieferern sei weniger groß.
Nationale Stahl-Lösung unter dem Dach von Thyssenkrupp
Er persönlich halte eine nationale Lösung unter dem Dach von Thyssenkrupp für das Beste. „Stahl ist die DNA von Thyssenkrupp .“ Die Situation in Deutschland sei für alle Stahlunternehmen gleich – alle wollten in Zukunft CO 2 -freien Stahl herstellen – eine Deutsche Stahl AG unter Beteiligung von Thyssenkrupp , Salzgitter und eventuell der saarländischen Stahlwerke sei die beste Lösung für die Branche.
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Auch wenn die Politik die Stahlindustrie als systemrelevant einstuft, würden weder Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier noch NRW-Ministerpräsident Armin Laschet, beide CDU, danach handeln. „Uns läuft die Zeit davon!“, betont Renk. Die Betriebsräte fordern eine Beteiligung vom Land NRW: Schließlich seien auch andere Unternehmen in der Corona-Krise unterstützt worden. „Oder sind wir weniger wert?“ Der Staat müsse ein Interesse daran haben, die Transformation zum CO 2 -freien Stahl in den eigenen Händen zu behalten, wenn die Branche schon systemrelevant ist. Kontrolle und Souveränität dürften hier nicht leichtfertig aufs Spiel gesetzt werden.
Strategie für Weiterentwicklung der Standorte – insbesondere für Kreuztal
Man fordere keine dauerhafte, sondern eine zeitlich befristete Beteiligung durch den Staat. Mit der Strategie 2030 sei eine klare Ausrichtung für die Zukunft der Stahlsparte beschlossen worden, eingebettet in einen Tarifvertrag mit der IG Metall.
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Weitere Unternehmen hätten ihr Interesse bekundet: SSAB oder Tata etwa. Ein Angebot vorgelegt habe bislang lediglich Liberty, das Renk nicht als seriös einstuft . Mit dem Kauf sei es nicht getan, es fehle aber eine Strategie für die künftige Weiterentwicklung der Standorte – inbesondere für die Kreuztaler Standorte Eichen und Ferndorf. „Es geht nicht nur um die 27.000 Kolleginnen und Kollegen im Stahlbereich,sondern um viele weitere tausend abhängig Beschäftigte in NRW, um die Zukunft für die Region und das Land. Renk: „Herr Laschet, handeln Sie jetzt, bevor es zu spät ist.“
Erst im März waren im Rahmen der Strategie 2030 Investitionen für Kreuztal beschlossen worden, die – wie andere – aus dem Verkauf der Aufzugssparte finanziert werden sollten: In Ferndorf sollten zwei Spaltanlagen ab-, in Eichen dafür eine eine neue, größere Spaltanlage aufgebaut werden. In Ferndorf würde dann Platz gewonnen für die Erweiterung der Feuerbeschichtungsanlage FBA 6 und damit die Erhöhung der monatlichen Warmbandproduktion von 30.000 auf 40.000 Tonnen. Mit der Strategie 2030 war auch die Zitterpartie um den Fortbestand der Bandbeschichtungsanlage 3 in Eichen vorbei – die wäre bei der Fusion mit Tata auf den „Prüfstand“ gekommen. Jetzt scheint das Geld für die Strategie 2030 weg zu sein.
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