Netphen. Als Gewerbestandort rückt die Braas ins Blickfeld. Discounter und Stadthalle jenseits der Ortsumgehung sind kein Thema mehr.

Die Braas soll Gewerbegebiet für Kleingewerbetreibende werden. Mit diesem Vorschlag von CDU, Grünen und FDP wird sich der Stadtentwicklungsausschuss nach der Sommerpause befassen.

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Der Standort: Von der Kleinbahn übrig geblieben

Das Gelände auf der Bernstein-Seite der Ortsumgehung gibt es erst seit gut einem Jahrzehnt. Bis dahin plätscherte dort die Sieg, Grenzen setzten die Gleise der Kleinbahn. Die Bebauung beschränkte sich auf Wasserwerk und Bauhof der Stadt – und die zwei zum Abbruch bestimmten Übergangsheime für Geflüchtete. Dabei wäre es auch geblieben, wenn zum Bau der Ortsumgehung, die die Braas durchschneidet, die Bahnstrecke und die Sieg einfach die Trassen getauscht hätten. Noch während des Straßenbaus entschied allerdings die Kreisbahn, den Güterverkehr über Dreis-Tiefenbach hinaus nicht länger zu betreiben. Die Planung eines neuen Personenverkehrs mit der „Johannlandbahn“ lag auch schon längst wieder bei den Akten.

Die Ideen: Stadthalle und Discountmarkt

Auf einmal war wieder Platz in der Stadtmitte, direkt gegenüber dem Einkaufszentrum auf der anderen Seite der Umgehungsstraße. 2013 kämpfte Bürgermeister Paul Wagener vergeblich dafür, das Gelände für einen Discountmarkt zur Verfügung zu stellen – damals war die Trauer über die Schließung der Aldi-Filiale im Einkaufszentrum noch groß. Die Ratsmehrheit entschied 2013 für eine Nutzung als Gewerbegebiet, mittlerweile ist der Bau einer Erschließungsstraße in Sichtweite. Nur vor zwei Jahren gab es noch einmal einen anderen Impuls: Das Grundstück wurde als Standort für eine neue Stadthalle genannt, die die Georg-Heimann-Halle ersetzen würde.

Entwicklungschancen

Einzelhandel soll sich innerhalb des Einkaufszentrums entwickeln und nicht jenseits der Ortsumgehung auf der Braas: Mit dem Kauf der Gebäude von Post und Tagesklinik hat die Stadt inzwischen die Voraussetzungen geschaffen, dass im Bereich von Neumarkt und Talstraße gebaut werden kann.

Jetzt also Kleingewerbe. Ungefähr 12.700 Quadratmeter Fläche besitzt die Stadt dort, von denen 2500 verpachtet und weitere 1200 mit den Wohnheimen – eins davon steht schon leer – bebaut sind. Die einzelnen Grundstücke sollten nicht größer als jeweils 1200 Quadratmeter sein, heißt es in dem Antrag der drei Fraktionen. Ignaz Vitt (UWG) regte im Rat an, „etwas flexibler“ vorzugehen und bis zu 2000 Quadratmeter große Parzellen zu schneiden. Manfred Heinz (SPD) riet, „überhaupt nichts festzulegen“. Die Stadt müsse auswählen können, welche Betriebe sie dort ansiedelt. „Wir haben schon mal Fehler gemacht“, spielte der SPD-Fraktionschef auf das benachbarte Gewerbegebiet Auf der Lemsche an – auch diese Fläche ist nach dem Bau der Umgehungsstraße erschlossen worden. Dort hat sich in Nähe des Siegufers ein Entsorgungsbetrieb niedergelassen.

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Kämmerer Hans-Georg Rosemann sagte den Politikern zu, dass die örtliche Situation nach der Sommerpause anschaulich sein wird. „Bis dahin sind schon die Bagger da“ – die die Straße bauen. Und für die Grundstücke „hauen wir ein paar Pflöcke in die Erde“. Herauskommen wird dabei, dass das neue Gewerbegebiet in der Stadtmitte klein erscheinen wird. Und auch bleibt, wie Beigeordneter Andreas Fresen auf Nachfrage klarstellte: „Ausgeschlossen“ sei eine Erweiterung in den Waldrand hinein.

Die Gesamtsituation: Ein neues Gebiet im Regionalplan

Netphen hat aktuell noch zwei größere nutzbare Gewerbegebiete: Die Dell in Helgersdorf, die eigentlich für eine Verlagerung der damaligen Siemag vorgesehen war, die die Industriestraße in Netphen nun komplett räumt. Und den Bruch in Dreis-Tiefenbach. Der Entwurf des Regionalplans gesteht der Stadt Netphen einen weiteren Bedarf von 2,9 Hektar zu, der noch nicht berücksichtigt worden ist. Im Bereich Auf der Hardt in Dreis-Tiefenbach – das ist der Hang östlich der zur Dautenbach führenden K 5, gegenüber dem Wohngebiet Reichspfad – wird ein neues Gewerbegebiet mit einer Fläche von 13 Hektar vorgeschlagen, zum Vergleich: Das am Ortsausgang von Dreis-Tiefenbach in Richtung Weidenau auf dem Hang über der B 62 entstehende Gewerbegebiet Im Bruch wird acht Hektar groß.

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Dagegen ist der Bereich „Mühlwies“ in Deuz zwischen Sieg und Kölner Straße gestrichen worden – das ursprünglich dort mögliche Gewerbegebiet soll künftig als Überschwemmungsbereich der Sieg freigehalten werden. In ihrer Stellungnahme widerspricht die Stadt: „Insbesondere im Bereich Waldstraße/Weiherdamm ist die Sieg hochwasserfrei ausgebaut.“ Bereits bei der Erarbeitung des neuen Flächennutzungsplans 2016 sei eine Umweltprüfung erfolgt, nach der das Gewerbegebiet dort möglich sei.

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Nicht berücksichtigt wurden im Regionalplan-Entwurf die beiden anderen von Netphen vorgeschlagenen Gewerbestandorte: die Oberbach bei Herzhausen, die interkommunal mit Hilchenbach erschlossen würde, und das Dreisbachtal hinter dem Dreis-Tiefenbacher Sportplatz.

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