Siegerland. Siegener Ärztenetzwerk Gesundheitsregion Siegerland will Versorgung gerade älterer Patienten neu denken: EVAs als „verlängerter Arm der Praxen“
„Die Patienten sind wichtig – die müssen versorgt werden“: Dr. Martin Mansfeld, Allgemeinmediziner und Vorstandsvorsitzender der Gesundheitsregion Siegerland (GRS), will mit den rund 70 Ärztinnen und Ärzten des Netzwerks die medizinische Versorgung gerade älterer Menschen im Siegerland weiter verbessern. Die GRS, bisher Gesellschaft bürgerlichen Rechts (GbR) ist nun in eine Genossenschaft umgewandelt worden. Damit stehe das Netzwerk auf stabileren Füßen, biete mehr Rechtssicherheit, die Patienten profitieren, sagt Mansfeld.
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Die GRS ist ein Praxisnetzwerk. Dank der Kooperation der beteiligten niedergelassenen Haus- und Fachärzte zahlreicher medizinischer Disziplinen werden „Reibungsverluste“ im komplizierten deutschen Gesundheitssystem gesenkt – beispielsweise über den Terminpool der GRS, der Facharzttermine schneller innerhalb des Netzwerks vermittelt. „Wir können deutlich schneller, effektiver und sicherer behandeln“, sagt Dr. Mansfeld, komplexe Versorgungssituationen besser koordiniert werden.
Dezentral und schlagkräftig
Die GRS hat die Versorgung ihrer Kassenpatienten neu strukturiert, konnte, auch dank der Förderung der Kassenärztlichen Vereinigung Westfalen-Lippe (KVWL), als Pilotprojekt Strukturverträge mit sieben Krankenkassen schließen. „In den vergangenen Jahren sind immer mehr medizinische Handlungsfelder dazugekommen“, sagt GRS-Geschäftsführerin Anja Herder-Peyrounette, „wir sind mit unseren Aufgaben gewachsen“. Eine Genossenschaft trage dem auch insofern Rechnung, als die einzelnen Ärzte aus der vollen Haftung entlassen werden.
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Die GRS konzentriert sich auf die entlastende Versorgungsassistenz für Seniorenheime und Zuhause sowie die Versorgung chronischer Wunden. Über allem stehe die Frage „Wie kann man hier in der Region alt werden?“, erläutert Martin Mansfeld. Denn alt werde jede und jeder irgendwann. Dazu brauche es eben neue Versorgungsgedanken und -formen jenseits von den Einzelpraxen, die sich oft genug untereinander als Konkurrenz beäugen, hin zu einem ganzheitlichen, schlagkräftigen Netzwerk im Sinne der dezentralen Versorgung vor Ort.
EVAs: Verlängerter Arm der Praxen
Geriatrische Patienten werden in ihrer Lebenssituation analysiert mit dem Ziel, möglichst lange im häuslichen Umfeld leben und dort versorgt werden zu können. Im Genossenschaftsverbund stellen die Ärzte über die GRS sogenannte entlastende Versorgungsassistenzen (EVA) an, die als Mittlerinnen zwischen Ärzteschaft und Patienten fungieren. Diese medizinischen Fachangestellten mit Sonderausbildung kontaktieren als „verlängerter Arm der Praxen“ regelmäßig die Patientinnen und Patienten der Gesundheitsregion, telefonisch und auch persönlich, und können so frühzeitig informieren, unterstützen und beraten.
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Die EVAs geben den Ärzten Rückmeldung oder führen auch medizinische Tätigkeiten wie Blutentnahmen durch, „gucken auch mal in den Kühlschrank, auf die Badausstattung, die Hygiene, den Pflegebedarf, achten auf mögliche dementielle Veränderungen“, erklärt Mansfeld. Denn nicht immer seien Angehörige vor Ort, die die Aufgabe eines „Frühwarnsystems“ übernehmen könnten. Hier stehe man in einer Weise als Ansprechpartner zur Verfügung, „die eine einzelne Praxis nicht leisten kann“, sagt Stefanie Kremer. Die Sozialgerontologin der GRS betreut das „RubiN“ (Regional ununterbrochen betreut im Netz) genannte Projekt.
EVAs: Verlängerter Arm der Praxen
Diese Struktur entlastet auch die Ärztinnen und Ärzte. „Wir bekommen es nicht mehr hin, die Menschen in dem Maße zu besuchen wie früher“, berichtet der Vorstandsvorsitzende; man sei angewiesen auf diese Informationen „von außen“. Mit dem weiteren Vorteil, dass die Bürokratie für die einzelnen Praxen vereinfacht werde.
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Die Gesundheitsregion Siegerland ist auch mit weiteren regionalen Partnern vernetzt wie etwa dem Runden Tisch Demenz oder dem Bündnis gegen Depression. Es besteht ein regelmäßiger Austausch mit anderen Praxisnetzen in Westfalen-Lippe. Die Beschäftigten werden regelmäßig geschult und fortgebildet. Kooperationen bestehen mit den Universitäten Siegen, Greifswald, Münster und Witten-Herdecke. Kontakt und Infos: 0271/77017580, www.gesundheitsregion-siegerland.de.