Siegen/Lüdenscheid. Lüdenscheid bietet viel: Prächtige Villen, modernes Einkaufszentrum, ein Saunadorf, das einzigartige Erlebnismuseum „Phänomenta“ und vieles mehr.

„Die Stadt hat Energie“ steht auf einem der Fenster der Phänomenta. Und das ist keine leere Floskel. Denn welche Stadt in Deutschland außer Lüdenscheid kann für sich in Anspruch nehmen, mit Bangkok, Addis Abeba und San Francisco in einem Atemzug genannt zu werden? Denn das dortige Erlebnismuseum Phänomenta hat in diesen Weltstädten Vorbilder und Partnerschaften.

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Natürlich ist das Pendel des Französischen Naturwissenschaftlers Foucault das Herzstück der Ausstellung, zumal es in einem 75 hohen Turm installiert ist. Der wurde 2015 gebaut und basiert auf einem 1851 entwickelten Versuch Foucaults, durch einen aufgehängten schweren Pendelkörper die Erdrotation sichtbar zu machen. Je länger das Pendel, umso größer die Schwingung. Und das Lüdenscheider Pendel in dem spektakulären Turm ist besonders lang.

Siegen plus eine Stunde: Phänomenta Lüdenscheid lockt mit 180 Stationen

Die ersten Versuche machte Monsieur Foucault mit einem zwei Meter langen Pendel in seinem Keller, später konnte er im Pariser Pantheon ein 67 Meter langes Pendel installieren. Das Lüdenscheider Pendel stellt also das Pariser Ursprungsmodell deutlich in den Schatten. Kein Wunder, dass der Turm zu einer Landmarke der Stadt geworden ist und sich alle Fragen von suchenden Gästen, wo denn die Phänomenta zu finden ist, damit von selbst erledigen.

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Die Phänomenta möchte die Besucher auffordern, die Welt spielerisch und durch eigenes Handeln zu verstehen. Was bei der Gründung 1996 mit wenigen Stationen begann, hat sich bis heute zu einem Themenpark mit 180 Stationen entwickelt. Zu lesen gibt es fast nichts. Also nichts Belehrendes und das ist auch gut so. Die Besucher müssen „machen“. Und dabei sind vor allem die Kinder Feuer und Flamme. Ob die Fliehkräfte durch Rotationen zu erleben, über Kugelbahnen zu staunen oder sich durch optische Scheiben täuschen zu lassen: Es ist schier unmöglich, an einem Tag die Vielfalt der angeboten Möglichkeiten auszuprobieren.

Phänomenta Lüdenscheid spricht alle Generationen an

Es gibt sicherlich kein Museum in Deutschland, in dem Eltern, Großeltern und vor allem Kinder ihrer Neugierde so freien Lauf lassen können wie in Lüdenscheid. Dass dieser freie Lauf allerdings auch großen Schaden anrichten konnte, ging vor einiger Zeit durch die Presselandschaft Deutschlands: Da hatten Schüler sich einen Spaß daraus gemacht, sich an einem Pendel zu vergreifen, obwohl es durch eine Barriere deutlich geschützt ist. Der Schaden war beträchtlich. Ob die Eltern dieser Tunichtgute oder die aufsichtführenden, aber Kaffee trinkenden Lehrer eine gute Haftpflichtversicherung hatten, ist nicht überliefert. Man hört jedoch, dass das Museum den Schaden letztendlich selbst hat begleichen müssen.

Beliebt beim Publikum

Die Phänomenta hat jährlich etwa 70.000 Besucher. Zum Erreichen der Ausstellung „Phänomenta Bahnhofsallee 1“ ins Navi eingeben.

Öffnungszeiten: Täglich von 10 – 18 Uhr.

Eintrittspreise: Erwachsene 12,50 Euro, Kinder 9 Euro, Familien (zwei Erwachsene und zwei Kinder) 36 Euro.

Einladend das angegliederte Museumscafé und sympathisch seine Preise. Ein wunderbarer Apfelkuchen für 2,50 Euro, Bockwurst oder Eiskaffee für 3 Euro. Da stärkt man sich nach den Anstrengungen der angewandten Wissenschaft gerne. Und ein weiteres Zuckerstückchen: Der Park & Ride Parkplatz hinter dem Bahnhof und nur wenige Schritte von der Phänomenta entfernt ist kostenlos, ebenso die allerdings wenigen Plätze direkt am Museum.

Das Saunadorf Lüdenscheid lässt mit mehr als zehn Holzhäusern keine Wünsche offen

12.000 Quadratmeter groß, mehr als zehn Holzhäuser mit unterschiedlichen Saunen von sanft bis zu 120 Grad heiß, ein kleiner See, großzügige Liegewiesen, ein großer Außenpool, ein hervorragendes Bistro: Im Saunadorf Lüdenscheid ganz in der Nähe des Nattenberg Stadions (immerhin spielte Rot Weiß Lüdenscheid hier von 1977 bis 1981 in der 2. Bundesliga) bleiben keine Wünsche offen. Wie geschaffen für alle, die sich einen ganzen Tag lang von der Hektik des Alltags erholen möchten. Und das zu absolut moderaten Preisen: Der Besuch dieser weit und breit einzigartigen Saunalandschaft kostet knapp über 20 Euro. Doch sollte man sich vor der Fahrt nach Lüdenscheid kundig machen: Die Öffnungszeiten sind pandemiebedingt etwas eingeschränkt.

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Wer in der Bergstadt Lüdenscheid (Sie liegt 423 Meter hoch, Vergleich: Siegens Höhe beträgt 270 Meter) bummeln oder einkaufen möchte, hat reiche Auswahl: Eine erstaunliche Kneipenlandschaft, zu der sogar eine Brauerei gehört, sowie das Stern-Center als moderne Einkaufswelt. Doch wem Letztere zu Beton-lastig ist: Auch die Lüdenscheider Altstadt hat gemütliche Ecken und das Kulturhaus bietet mit seinen knapp 700 Plätzen ein reiches Angebot an Konzerten und sonstigen Veranstaltungen.

Hellersen: Die größte Klinik Südwestfalens

Es gab Zeiten, da jeder aktive Fußballer in seiner langen Laufbahn wenigstens einmal in die Sportklinik nach Hellersen, einen Ortsteil von Lüdenscheid, musste: Der Meniskus war hinüber. Hellersen galt vor einem halben Jahrhundert als fidele Klinik, in der manche Flasche Bier unter dem Bett versteckt war: Ein Meniskuspatient ist ja nicht wirklich krank. Doch diese Zeiten sind längst vorbei.

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Inzwischen sind die Kliniken am Ortseingang von Lüdenscheid (von der A 45 aus gut zu erkennen) hochspezialisiert und haben neben der Orthopädie neue Schwerpunkte: Etwa in Sachen Kinderheilkunde und Kardiologie. Das Klinikum Lüdenscheid ist mit knapp 1000 Betten die größte Klinik Südwestfalens und auch eine Akademische Lehreinrichtung der Universität Bonn. Und der berühmte Kasten Bier im Patientenzimmer ist nur noch Stammtischthema ehemaliger Fußballhelden.

Spaziergang durch Lüdenscheid: Viele prächtige Villen auch abseits der Hauptwege

Der Besucher Lüdenscheids sollte sich Zeit nehmen, auch die Bereiche außerhalb der Innenstadt zu durchstreifen. Was auffällt: Kleine Parks mit schönen Skulpturen, viel Grün und vor allem prächtige Villen im Stil der Gründerzeit. Sehr gepflegt, aber nicht protzig zeigen die dem Betrachter: Hier wohnen seit Generationen Menschen, die es als Unternehmer zu einigem Wohlstand gebracht haben, den sie nicht zu verstecken gedenken. Und das tut dem Stadtbild sehr gut. Und wer dann über die A 45 in entspannter Fahrt wieder das Siegerland ansteuert, weiß: Lüdenscheid ist wirklich eine Reise wert.

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