Niederdresselndorf/Siegerland. Häufig kaum Einsicht bei Haltern: Landwirte ärgern sich über Hund und Herrchen auf Weiden und Äckern – der Kot verunreinigt Pflanzen und auch Heu

Die Zahl privat gehaltener Hunde wächst und damit auch deren Hinterlassenschaften. Das seit langem bekannte Problem von Hundekot nicht nur in öffentlichen Bereichen in den Städten, sondern auch auf landwirtschaftlich genutzten Flächen hat sich in den vergangenen Jahren verstärkt, ebenso wie überhaupt das Betreten von Äckern und Weiden mit häufig nicht angeleinten Hunden. Das berichtet die Kreisverwaltung auf eine Anfrage der Grünen zum Umweltausschuss.

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Hundekot kann gefährlich für Nutzvieh sein. Wenn sie etwa damit verunreinigtes Heu fressen, kann die Belastung mit Bakterien oder Parasiten steigen. Auch für Nutzpflanzen ist Hundekot entgegen der landläufigen Meinung kein natürlicher Dünger, sondern ebenfalls eine Verunreinigung, die gegen europäisches Hygienerecht verstoße, so die Grünen. „Gemüsebauern können also ihre Produkte nicht mehr verkaufen, wenn diese mit dem Kot in Berührung gekommen sind.“

Kreis Siegen-Wittgenstein bereitet Beschilderung für sensible Bereiche vor

Neben den Verunreinigungen sei das Betreten von landwirtschaftlichen Flächen grundsätzlich problematisch, weil Keimlinge vertreten werden können. Ganz abgesehen davon, dass diese Flächen laut Landesnaturschutzgesetz eigentlich grundsätzlich nicht betreten werden dürfen – es handelt sich nicht um öffentliche Bereiche; auch Firmengrundstücke oder Privatgärten sind ja keine Freizeitfläche. „Hunde sind zu halten, zu führen und zu beaufsichtigen, dass von ihnen keine Gefahr für Leben oder Gesundheit von Menschen oder Tieren ausgeht“, erinnern die Grünen an die Rechtslage.

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Die Kreisverwaltung bereitet derzeit zusammen mit der biologischen Station eine spezielle Beschilderung für besonders sensible Bereiche in Schutzgebieten vor, die auf das Betretungsverbot – mit und ohne Vierbeiner – aufmerksam machen soll. Einigkeit besteht weitgehend darüber, dass viele Menschen und damit auch Hundebesitzer nicht um die Problematik wissen. Auch einzelne Landwirte, Jäger und Grundstücksbesitzer würden auf eigene Faust entsprechende Tafeln aufstellen, so die Verwaltung.

Für regelmäßige Kontrollen fehlt der Behörde das Personal – die Vielzahl der Flächen ist schlicht zu groß. Selbst für die Schutzgebiete wäre der Aufwand enorm.

Landwirtin aus dem Südsiegerland: Kot fliegt beim Mähen umher

Eine Landwirtin (Name ist der Redaktion bekannt) schildert das Problem: Sie hatte via Facebook angeboten, Heu zur Selbstabholung von einer Wiesenfläche in Niederdresselndorf aufzusammeln und darauf hingewiesen, dass das Betreten des Grundstücks mit Hunden, Pferden, Maschinen oder Zweirädern verboten ist. Daraufhin schlug der Frau teils unverhohlene Aggression entgegen.

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„Sorry, wir haben einfach keine Lust mehr, die Hinterlassenschaften Eurer Haustiere wegzuräumen und uns die Grasnarbe kaputt fahren zu lassen“, schrieb sie. Und in Richtung Hundebesitzer: „Habt Ihr mal darüber nachgedacht, was mit eurem Hundehaufen passiert, wenn wir die Wiese mit dem Freischneider mähen?“ Im wahrsten Wortsinne fliege einem dabei nämlich die Sch… um die Ohren. Und durch den Hundekot werde das Heu für die Rinder unbrauchbar.

Seit Jahren gebe man gut dreistellige Beträge zur Erhaltung des Grundstückes aus und investiere tagelange mühsame Arbeit im Sommer mit dem Mähen im Hang. Hinzu komme, dass seit Jahren das Obst von der Fläche gestohlen werde. „Dieses Grundstück, wie alle anderen Grundstücke auch, ist im Privatbesitz. Auch wenn es nicht eingezäunt ist.“

Landwirtschaftliche Flächen sind deshalb öffentlich, weil da kein Zaun steht

Jahrelang habe sie vorbeigehende Hundebesitzer angesprochen, Schilder aufgestellt und mit Flatterband das Grundstück teilweise abgesperrt habe. Bei vielen Gesprächen seien die Reaktionen enorm uneinsichtig gewesen, sie habe sich Frechheiten und Beschimpfungen gefallen lassen müssen – ebenso wie auf den Facebookbeitrag hin. „Die Bauern schicken ihre Schweine und Kühe schließlich nicht in die sauberen Vorgärten der Hunde und Pferdehalter, nur weil dieser nicht umzäunt ist“, sagt sie im Gespräch mit der Redaktion.

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Und auch wenn es sich nicht um privates Land handelt, sondern etwa im Besitz der öffentlichen Hand sei, ist es illegal, einfach fremdes Eigentum nicht nur zu betreten, sondern auch zu verschmutzen oder zu zerstören. Egoismus und Ignoranz, mit der fremdes Eigentum behandelt werde, hätten ein inzwischen empörendes Ausmaß erreicht. Zahlreiche weitere Nutzer berichten auf ihren Beitrag hin von zunehmend übergriffigen und uneinsichtigen Hundebesitzern.

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