Kaan-Marienborn. Musizieren mit Abstand: Weißtalhalle steht in den nächsten Monaten Vereinen in Siegen als Probenlokal zur Verfügung.

Die Vorfreude ist ihnen ins Gesicht geschrieben. Den Sängerinnen und Sängern des Chores der Marinekameradschaft Siegen, die mit ihren Autos nach und nach auf dem Parkplatz der Weißtalhalle in Kaan-Marienborn eintrudeln. Seit Anfang November haben sie sich nicht mehr gesehen und schon gar nicht miteinander gesungen. Denn Gesang führte die etwa 20 Choristen bis dahin einmal pro Woche zusammen. Und nun, nach der Pause wider Willen, sind sie den Verantwortlichen des Kulturamtes dankbar für die Möglichkeit, in der Weißtalhalle wieder mit der Probenarbeit beginnen zu können.

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Der Chor

Wie man es nicht anders erwarten kann, ist Philippe Mascot der erste, der seinem Auto entsteigt. Er ist nämlich der Chorleiter und wohnt nicht weit vom Probenort weg. Fast zeitgleich kommt Peter Bloss, der zur Gruppe der Bässe gehört, dann Peter Straub, der erste Vorsitzende des 2005 gegründeten Chores, der hauptsächlich Shantys und Seemannslieder singt. Auch zwei Sängerinnen treffen ein: Regina Ahrens, als Gründungsmitglied von Anfang an dabei, und Konny Althaus. Manfred Nötzel kommt mit dem Fahrrad. Er wohnt in Kaan–Marienborn und hat daher in der Weißtalhalle ein gesangliches Heimspiel.

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Und allen merkt man an, dass sie nicht nur die Musik verbindet, sondern auch viel Menschliches. Manfred Nötzel stammt eigentlich aus Celle und hat dort reichliche Erfahrung mit Shantys gesammelt. Der Liebe wegen ist er ins Siegerland gekommen und hat sich sofort dem Chor der Marinekameradschaft angeschlossen. Aber auch die Verbindung zu Celle ist nie abgerissen: Davon zeugt ein gemeinsames Konzert mit seinem alten Chor. Ihrem letzten Programm haben sie den Titel „Hafenkneipe“ gegeben. Aufführungen fanden im Würgendorfer Heimhof-Theater, der Weißtalhalle und der Mudersbacher Giebelwaldhalle statt. Im April 2020 war auch ein Konzert gemeinsam mit dem Partnerchor Zerbs/Sachsen-Anhalt geplant, das dann aus den bekannten Gründen ausfallen musste. Nötzel: „300 Karten waren verkauft und keine wurde zurückgegeben.“ Im Klartext heißt das: Der Auftritt wird nachgeholt, sobald es geht.

1,5 Stunden pro Chor

15 Chöre und Musikgruppen haben bisher vom Angebot der Stadt Siegen Gebrauch gemacht und sich einen 1 ½-stündigen Probentermin in der Weißtalhalle reservieren lassen. Erstaunlicherweise sind viele renommierte, traditionsreiche Chöre nicht dabei.

Die Probe

Ähnlich wie Sportler, die nach langer Pause nie mit Volldampf starten, müssen sich auch Sänger ganz langsam an ihre Stimmbänder herantasten. Philippe Mascot spielt auf seinem Akkordeon ein Lied an. Der Chor stimmt mit ein, zunächst noch zaghaft, dann aber immer selbstbewusster. Und bei einem Ohrwurm von Santiano sind alle mit voller Inbrunst dabei. Der Beobachter hört und sieht: Singen ist Lebenselixier.

Die Organisation

Träger der Weißtalhalle ist ein Förderverein, der etwa 130 Mitglieder hat. Die Organisation der Probentage übernehmen im Wechsel vier Vorstandsmitglieder: Simone Hawlitzky, Klemens Hillebrand, Armin Maxeiner, seit kurzem als Nachfolger des verstorbenen Horst Bach auch Vorsitzender des Seniorenbeirats, und Fördervereinsvorsitzender Johannes Tigges.

Normalerweise ist die Weißtalhalle für Veranstaltungen und Feste aller Art gut gebucht, zumal sie mit 340 Quadratmetern eine ideale Größe hat und in den letzten Jahren sehr viel Geld in die technische Ausstattung und die Modernisierung der Küche gesteckt wurde. Klemens Hildebrand. Doch Hochzeiten gibt es hier schon lange nicht mehr: Die letzte war im letzten September. Zwar fanden danach noch Betriebsversammlungen, Klausuren der IHK und Parteitage statt. Doch das Vorstandsquartett ist froh, dass die Stadt Siegen die Halle nun auf fünf Monate gebucht hat und dafür auch Miete bezahlt. Gewinner sind dadurch nicht nur die Chöre, die wegen der Größe der Halle in voller Stärke proben können, sondern auch der Förderverein selbst.

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