Siegen. Die Jugendkunstschule Siegen-Wittgenstein bleibt trotz Pandemie zuversichtlich. Was derzeit fehlt, sind vor allem zentrale Räume in Siegen.

Bisher kam die Jugendkunstschule Siegen-Wittgenstein ganz gut durch die Pandemie. „Aber dieses Jahr muss etwas passieren“, sagt Geschäftsführer Marc Baruth. Im Kulturausschuss der Stadt Siegen gaben er und Olaf „neopan“ Schwanke, 1. Vorsitzender des Trägervereins, einen Überblick darüber, wie und dank welcher Faktoren die Jugendkunstschule sich in der Corona-Krise behaupten konnte – und was erforderlich ist, damit das auch weiterhin gelingt.

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2019 sei ein gutes Jahr gewesen, „ein großes Hallo für uns“, sagte Marc Baruth im Ausschuss. Die Jugendkunstschule finanziert sich über Mittel des Landes Nordrhein-Westfalen – etwa 20.000 Euro pro Jahr –, einen städtischen Zuschuss von 2350 Euro jährlich und die Teilnehmergebühren. Entlastet wird sie außerdem dadurch, dass ihr kostenlos Räume zur Verfügung gestellt werden. Das erste Corona-Jahr allerdings machte sich finanziell bemerkbar: Die Teilnehmergebühren sanken von 65.000 Euro in 2019 auf 52.000 Euro in 2020 – und dabei hätten auch während der Lockdowns etwa 65 Prozent der Familien weiter die Beiträge gezahlt. Marc Baruth: „Da haben wir großes Glück gehabt.“

Jugendkunstschule Siegen-Wittgenstein: Kurse mit maximal fünf Teilnehmern

2020 galten lange Zeit deutliche Einschränkungen. Präsenzkurse – die bei Kreativangeboten nun einmal in vielen Fällen einen deutlichen Mehrwert für Nutzerinnen und Nutzer gegenüber digitalen Formaten haben – bietet die Jugendkunstschule seit Ende des Jahres wieder an. Mitmachen dürfen allerdings maximal fünf Kinder oder Jugendliche plus Lehrkraft. Wird diese Zahl überschritten, muss der Kurs geteilt werden. Das gehe einher mit einer zeitlichen Reduzierung, wie Marc Baruth erläutert. Statt der üblichen 90 dauert eine Einheit nur noch 60 Minuten, „das bedeutet mehr Arbeit und Honorar für die Dozentinnen und Dozenten“. Die komplette Verdopplung des Angebots scheitert nicht daran, dass das Zeitbudget der Beteiligten nur begrenzt dehnbar ist, sondern eher an den Räumlichkeiten – denn mehr Kurse brauchen logischerweise auch mehr Platz.

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119 Kinder und Jugendliche sind derzeit angemeldet, wie der Geschäftsführer im Ausschuss sagte. Im Schnitt seien es sonst immer 140 bis 150 pro Jahr gewesen. Den geringeren Gebühreneinnahmen stehe gegenüber, dass die Jugendkunstschule Siegen-Wittgenstein ihre Honorarkräfte weiterhin bezahlt habe. Es gehe nicht nur darum, die Kolleginnen und Kollegen nicht hängen lassen zu wollen, wie Marc Baruth erklärt. Einerseits hätten die Lehrkräfte Online-Angebote gemacht oder so genannte Materialpäckchen zusammengestellt – Sets mit beispielsweise Farben und anderen Materialien sowie Aufgaben und Anleitungen, die sich die Kinder abholen oder zuschicken lassen können. Andererseits vermeidet die Jugendkunstschule Siegen-Wittgenstein so ein Problem, das andere Einrichtungen bereits haben, wie Marc Baruth erzählt: Dass Lehrkräfte sich in der Krise umorientieren, abspringen – und dann möglicherweise nicht mehr zur Verfügung stehen, wenn der Betrieb irgendwann wieder geregelte Bahnen gehen sollte.

Jugendkunstschule bittet Stadt Siegen in der Pandemie um „Nothilfe“

Drei Bitten an die Stadt Siegen äußerte Olaf „neopan“ Schwanke im Kulturausschuss: mietfreie, zentrale Räume in Siegen; eine Aufstockung des jährlichen Zuschusses, der seit mehr als zehn Jahren unverändert sei; und „eine einmalige Nothilfe für 2021“ in Höhe von 6000 bis 8000 Euro. „Eine gut aufgestellte Kultur- und Kunstpädagogik gehört dazu“, argumentierte Schwanke in Bezug auf eine Stadt von der Größe Siegens. Dieser Aspekt gehöre zu den weichenStandortfaktoren.

Online gibt es Grenzen

Die Jugendkunstschule Siegen-Wittgenstein gibt es seit etwas mehr als 30 Jahren. Sie bietet regelmäßig Kurse in Siegen,
Weidenau, Kreuztal, Hilchenbach und Brachbach (Rheinland-Pfalz) an.

„Nach vorne schauen. Wir hoffen einfach auf die Zukunft“, sagt Geschäftsführer Marc Baruth über die Schwierigkeiten während der Corona-Krise. Für den Sommer seien bereits einige Open-Air-Angebote in Vorbereitung – und irgendwann würden hoffentlich auch wieder Veranstaltungen mit mehr als fünf Teilnehmern gleichzeitig in Präsenz möglich.

In vielen künstlerischen Bereichen geht es um den Umgang mit Material, mit Farben, darum, mit den Händen etwas zu erschaffen und sich darüber mit anderen auszutauschen. Online ließe
sich einiges auffangen, aber nicht alles sei adäquat zu ersetzen. „Die Lust auf Digitales lässt bei den Nutzern nach“, sagt Marc Baruth.

Die Verwaltung unterstrich im Aussschuss die Bedeutung der Jugendkunstschule im Ausschuss. Sie sei „seit vielen Jahren ein wichtiger Partner, mit dem wir gerne zusammenarbeiten“, betonte Astrid Schneider, Leiterin der städtischen Kulturabteilung. Der für Kultur ­zuständige Dezernent Arne Fries ­berichtete, dass die Suche nach ­Räumen bereits seit einiger Zeit ­laufe, nachdem die ­Jugend­kunstschule im vergangenen Jahr ihren ­angestammten Raum im Museum für Gegenwartskunst verlassen hat. Die Suche gestalte sich aufgrund der Anforderungen an Eignung und vor allem Lage recht schwierig. ­Arne Fries: „Wer Ideen hat, kann die gerne der Verwaltung zutragen.“

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