Siegen. Die Stadt Siegen hilft Kulturschaffenden, Chören und Musikvereinen in der Corona-Krise über einen Sonderfonds – mit Geld und einem Probenraum.

Die Stadt mietet die Weißtalhalle in Kaan-Marienborn an, um Chören und Musikvereinen in der Pandemie kostenlos einen ausreichend großen Probenraum zur Verfügung zu stellen. Die Maßnahme ist Teil eines mit insgesamt 50.000 Euro ausgestatteten Sonderfonds zur Unterstützung von Kulturschaffenden. Der Kulturausschuss stimmte geschlossen dafür. Aus dem Topf sollen außerdem Zuschüsse ausgezahlt und zwei corona-konforme Veranstaltungsreihen finanziert werden.

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„Was können wir als Stadt Siegen tun, um Kulturschaffende zu unterstützen?“ sei die Ausgangsfrage gewesen, wie Astrid Schneider, Leiterin der Kulturabteilung, im Ausschuss erläuterte. Zunächst sei es um einen Überblick gegangen, wie es der örtlichen Szene gehe und welche Probleme in und wegen der Corona-Krise besonders ausgeprägt seien. Chöre und Musikvereine „stellen einen wesentlichen Teil unserer kulturellen Infrastruktur dar“, betonte Astrid Schneider. Und mit Blick darauf habe sich insbesondere gezeigt: „Es fehlt an Probemöglichkeiten.

Siegen: Chöre und Musikvereine brauchen wegen der Auflagen viel Platz für Proben

Die Proben seien mehr als das Einstudieren eines Repertoires, wie Astrid Schneider hervorhob. „Es geht um das soziale Miteinander“, das die Ensembles ausmacht und zusammenhält, und das sei bedroht „wenn die sich ein Jahr lang nicht sehen“. Genau das ist aber keine Seltenheit, weil diese Gruppen derzeit beachtlichen Platzbedarf haben. Als zuletzt im Sommer 2020 Lockerungen galten, waren für jede beteiligte Person acht Quadratmeter Fläche vorzuhalten, wie der Vorlage zu entnehmen ist. Für eine 35-köpfige Formation wären also selbst unter diesen gelockerten Voraussetzungen mindestens 280 Quadratmeter erforderlich. „Sofern überhaupt verfügbar, waren und sind Probenräume dieser Größe für Vereine nicht erschwinglich“, schreibt die Verwaltung.

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Nach Prüfung verschiedener Optionen möchte die Stadt nun für fünf Monate und insgesamt 10.000 Euro Kapazitäten in der Weißtalhalle buchen – der gemeinnützige Trägerverein hat zur Zeit wegen der Krise seinerseits keine Einnahmen. Die Halle ist gut erreichbar, hat ausreichend Parkplätze und im großen Saal 343 Quadratmeter Fläche plus eine Bühne mit mehr als 50 Quadratmetern. Vorgesehen sind über die Woche verteilt 23 Probenzeiträume á 90 Minuten: dienstags bis freitags von 17 und 21.40 Uhr, samstags von 10 bis 21.10 Uhr, sonntags von 10 bis 19.30 Uhr. Die Montage sind für Reinigung, Instandhaltung und Wartung vorgesehen. Sollte die Nachfrage mit dieser Lösung nicht gedeckt werden können, würde die Stadt zusätzlich den Musikpavillon im Schlosspark bereitstellen. Dessen Nutzung wäre wetterabhängig, böte aber Kapazitäten für weitere 20 Gruppen.

Stadt Siegen stellt in der Pandemie Zuschüsse für Ensembles und Künstler zur Verfügung

Chöre, Orchester und Spielmannszüge können zudem eine Bezuschussung zur Deckung laufender Kosten beantragen. Insgesamt stehen dafür 10.000 Euro bereit. Die maximale Höhe der einmaligen Förderung pro Ensemble liegt bei 400 Euro. Laufende Kosten können sich beispielsweise aufgrund von Raummieten oder durchgehenden Honorarzahlungen an Dirigenten ergeben – während parallel Einnahmen etwa durch Eintrittsgelder für Veranstaltungen entfallen.

Hier geht’s zum Antrag

Richtlinien und Förderanträge zur Gewährung der Zuschüsse und Zuteilung bevorzugter Probetermine werden auf der Internetseite der Stadt unter www.siegen.de zur Verfügung gestellt. Die Anträge sind schriftlich zu stellen.

Info: Sarah Wissenbach, E-Mail s.wissenbach@siegen.de, Tel. 0271/404-30 55

Der „Aktionsfonds Kultur“ wird aus dem Sonderfonds um 10.000 Euro aufgestockt, um der freien Szene und einzeln agierenden Künstlerinnen und Künstlern – in Abgrenzung zu Ensembles – Zugang zur Unterstützung zu ermöglichen. Diese Maßnahme greift ein vorhandenes Förderinstrument auf, dies aber laut Vorlage mit einer „Lockerung der Bewilligungsbedingungen“, um die Inanspruchnahme zu vereinfachen. Gefördert werden Projekte im Jahr 2021.

Siegen: neue Veranstaltungsreihen auf dem Schlossplatz und im Schlosspark

Stadtfest und „Nacht der 1000 Lichter“ – „unkontrollierbare Massenveranstaltungen“, wie sie in der Vorlage charakterisiert werden – musste die Stadt für 2021 bereits absagen: „in dem Wissen, dass wir Alternativen entwickeln müssen“, wie Astrid Schneider im Ausschuss sagte. Die beiden neuen Formate, für die insgesamt 20.000 Euro eingeplant sind:

Schlossplatz Live. Mittwochs und samstags gibt es in Kooperation mit zwei Gastronomiebetrieben Konzerte auf dem Schlossplatz am Unteren Schloss; mittwochs vor allem mit regionalen Coverbands, samstags auch mit überregional bekannten Acts. Laut Vorlage kommen möglicherweise als Ergänzung noch zwei größere Straßentheaterproduktionen des Sommerfestivals hinzu. Maximal 300 bis 500 Besucherinnen und Besucher sind gleichzeitig möglich. Es gibt feste Platzbestuhlung an Tischen, Ticketbuchung und Einlasskontrolle, alles natürlich unter Beachtung der üblichen AHA-Regeln.

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Picknick im Park. Außer „Sonntagnachmittag um 4“ und „Kindertheater in den Ferien“ soll im Schlosspark im Juli und August einmal pro Woche auf der Wiese unterhalb des Siegerlandmuseums Straßentheater, Musik, Tanz und Artistik geboten werden. Dafür werden 70 bis 100 Picknick-Plätze markiert für jeweils bis zu vier Personen eines Hausstands.

„Wann soll das losgehen?“, stellte Astrid Schneider selbst eine entscheidende Frage. „Ich weiß es nicht. Wir sind startklar, sobald es das Land zulässt.“