Hilchenbach. Die Verwaltung soll Kulturschaffende in der Pandemie unterstützen. Außerdem will Hilchenbach dem Kultursekretariat NRW beitreten.
Hilfe für die Kulturschaffenden in der Corona-Zeit, der Beitritt zum Kultursekretariat NRW und das Konzept für den Kulturellen MarktplatzDahlbruch – Gleich drei zukunftsweisende Themen für die Hilchenbacher Kultur besprach der Kulturausschuss im coronagerecht gestalteten Ratssaal.
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Kulturelle Unterstützung in der Coronakrise
Es war eine ermüdende Diskussion, die sich mehrfach im Kreis drehte. Doch am Ende fand die UWG eine Mehrheit für ihren Antrag, der die Kulturschaffenden in Hilchenbach unterstützen soll. Auch weil sich Bürgermeister Kyrillos Kaioglidis und Hans Jürgen-Klein, Fachbereichsleiter Bürgerdienste, für die Idee stark gemacht hatten. Die Verwaltung soll zunächst einen Aufruf starten, um zu ermitteln, wer in Hilchenbach sein Geld mit Kultur verdient, wie es diesem Kreis in der Corona-Pandemie geht und ob und wie geholfen werden kann. Dabei soll ein Arbeitskreis helfen – nicht mit Geld, sondern mit Netzwerkarbeit und Hilfestellung bei der Beantragung von Fördermitteln.
„Es geht hier teilweise ums Überleben“, unterstrich Fraktionsvorsitzender Andreas Bolduan die Wichtigkeit des UWG-Antrags, den die Partei eigentlich als Dringlichkeitsantrag in den Rat eingebracht hatte. Es gehe darum, das Augenmerk auf die Kulturschaffenden zu richten und die Kultur als Ganzes nicht aus den Augen zu verlieren. „Wir reden immer von der Hardware, uns geht es hier um die Software, sagte Bolduan.
„Uns erschließt sich der Mehrwert dieses Arbeitskreises nicht“, sagte Dr. Tim Bernshausen (SPD). Alle relevanten Ansprechpartner säßen im Kulturausschuss, dieser könne bei Bedarf häufiger und länger tagen, Verwaltungskapazitäten sollten nicht auf diese Weise gebunden werden.
Olaf Kemper (CDU) bedankte sich bei der UWG für den Antrag. In der Tat fehle in Hilchenbach ein Forum, in dem sich alle Kulturschaffenden austauschen können. So käme es beispielsweise zu Doppelungen, zum Schaden aller Beteiligten. Außerdem gäbe es in Coronazeiten sogar mehr Fördermöglichkeiten. „Genau jetzt heißt es, die Hände aufzuhalten.“ Er verstehe aber auch die Einwände bezüglich der Kapazitäten. Als Kompromiss schlug er vor, dass sich der Arbeitskreis nur einmal im Jahr treffen könne.
Hilchenbacher Bürgermeister: Zeichen setzen für die Kultur
Der fraktionslose Martin Born warf ein, dass man ein bisschen Eigenverantwortung auch von Kulturschaffenden erwarten könne. Guido von Wiecken (Grüne) begrüßte zwar den Gedanken, sich einen Überblick zu verschaffen, sah eine Doppelstruktur durch einen Arbeitskreis jedoch kritisch. Ihn interessiere außerdem die Meinung der Verwaltung.
Dieses Stichwort griff der Bürgermeister auf. „Ich sehe diesen Antrag auch als Zeichen, dass wir uns gegenüber den Kulturschaffenden engagieren wollen“, sagte Kyrillos Kaioglidis. Er wolle die Ergebnisse des Aufrufes abwarten, um dann zu entscheiden, ob sich ein Arbeitskreis lohne oder ob der Ausschuss sich um die Anfragen kümmern könne. „Es geht nicht immer nur ums Geld“, sagte Kaioglidis. Ihm ginge es auch um Kleinigkeiten. Als Beispiel nannte er einen Gesangsverein, der aufgrund der aktuellen Situation nicht proben könne und einen größeren Saal brauche, bei solchen Angelegenheiten wolle er gerne helfen. Auch Hans-Jürgen Klein, in dessen Fachbereich aktuell auch der Bereich Kultur fällt, unterstrich, dass die Verwaltung den Vorschlag mittrage.
Damit schienen immer noch nicht alle restlos überzeugt. „Ich störe mich immer noch an dem Begriff Arbeitskreis“, sagte Dr. Tim Bernshausen. „Ich tue mich schwer damit, einen Beschluss fassen zu müssen“, sagte Martin Born. Martin Wilhelm Debus (SPD) versuchte mehrfach, den UWG-Antrag durch einen fast wortgleichen Antrag zu ersetzen. Nachdem Ausschussvorsitzender Markus Köppen mehrfach darauf aufmerksam machte, dass es nur noch „um Detailfragen“ gehe und auf die Pandemie-Situation aufmerksam machte, konnte schließlich abgestimmt werden und der Antrag wurde bei drei Enthaltungen der SPD-Fraktion einstimmig angenommen.
Hilchenbach will Kultursekretariat NRW beitreten
Antje Nöhren, Geschäftsführerin des Kultursekretariats NRW mit Sitz in Gütersloh, stellte dem Ausschuss ihre Organisation per Videokonferenz vor. 78 Mitgliedsstädte des Landes sind bereits Teil dieses Netzwerkes, das sich zur Aufgabe gemacht hat, die Kreativität und kulturelle Vielfalt in NRW zu fördern. Dazu gibt es zum einen Fördermittel des Landes, zum anderen wird dem interkulturellen Austausch zwischen den Mitgliedskommunen ein hoher Stellenwert beigemessen, erläuterte Nöhren. „Der Erfolg gibt diesem Netzwerk recht“, warb sie für ihre Organisation. Für Hilchenbach würde eine Mitgliedschaft jährlich etwa 3700 Euro kosten, zusammengesetzt aus einem Sockelbetrag von 2930 Euro, der für alle Mitglieder gleich ist, und einer Pauschale von 5 Cent pro Einwohner. Nöhren versprach jedoch, dass in der Regel Landesmittel eingenommen würden, die diese Summer übersteigen. Neben dem Beitrag sei die Mitgliedschaft aber auch an das Engagement der Kommunen gekoppelt. „Sie buchen bei uns kein Programm von der Stange.“
Carsten Irle (CDU) wollte wissen, ob nur Projekte aus dem Fundus oder auch eigene Ideen gefördert werden können. Ein Interesse des Landes sei Voraussetzung, erläuterte Nöhren, dieses Kriterium könne durch interkommunale Kooperationen oder Pilotprojekte erreicht werden. „Ich bin Freund von Netzwerken, besonders bin ich ein Freund von bestehenden Netzwerken“, sagte Martin Born, „Hilchenbach kann nur profitieren“.
Kultur wird Chefsache
Wer seitens der Verwaltung die Zusammenarbeit mit dem Kultursekretariat managen soll, fragte Arissa Gebhardt (FDP).
Bürgermeister Kyrillos Kaioglidis kündigte eine Neuorganisation der Verwaltung an. Die Kultur falle anschließend in Dezernat 1, zusammen mit Stadtentwicklung und Wirtschaftsförderung. „Das ist immer noch mein Dezernat“.
Guido von Wiecken fragte nach einer Mindestlaufzeit der Mitgliedschaft. „Wir binden Sie nicht auf alle Ewigkeit“, antwortete Nöhren. Der frühestmögliche Beitrittstermin sei der erste Januar 2022. Über einen Antrag Hilchenbachs würde das Kultursekretariat im November entscheiden, dafür ist ein Ratsbeschluss nötig.
„Diesen Ratsbeschluss müssen wir doch hinbekommen“, warb Olaf Kemper für die Mitgliedschaft. „Das ist Win, Win, Win und nochmals Win.“ Bürgermeister Kyrillos Kaioglidis unterstrich, dass es sich um kein klassisches Instrument der Förderung, sondern eine garantierte Förderung handele. „In der Regel ist das so“, bestätigte Nöhren. Andreas Bolduan begrüßte einen Beitritt als eine Weiterführung des UWG-Antrags. Einstimmig sprach sich der Ausschuss für einen Eintritt und einen schnellstmöglichen Ratsbeschluss aus.
Kultureller Marktplatz
Ebenfalls per Videokonferenz war Dr. Martina Taubenberger aus München zugeschaltet, die mit ihrer Agentur das Konzept für den Kulturellen Marktplatz entwickeln soll. „Wir müssen Sie digital überzeugen. Wenn wir das schaffen, werden Sie uns analog unwiderstehlich finden“, kündigte die Kulturexpertin an.
Sie stellte dem Ausschuss zunächst ihre Vorgehensweise vor. Noch im Mai sollen Fokus-Gruppen und Bürgerbefragungen stattfinden, um die Wünsche der Hilchenbacher abzufragen, aber auch um sie erneut für den Marktplatz zu begeistern. „Mit dem Spatenstich beginnt auch eine Dramaturgie“, sagte Taubenberger. Sie wolle die Leute dort abholen, wo sie stehen, allerdings nicht dort wieder absetzen. „Wir freuen uns auf Sie“, fasste Olaf Kemper die Stimmung des Ausschusses zusammen.
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