Niederschelden. Der Schutzbau an der Ausgrabungsstätte „Gerhardsseifen“ in Niederschelden muss nachgebessert werden: Es gibt erste Ansätze von Schimmel.
Es wird fünf Monate länger dauern. Aber angesichts von mehr als 2000 Jahren, um die es inhaltlich geht, erscheint das moderat. Vor allem aber, und das ist entscheidender, werden die erforderlichen Nachbesserungen am Schutzbau für die Ausgrabungsstätte Gerhardsseifen – Schimmel- und Insektenschutz – das Budget nicht sprengen. „Die Kosten sind gedeckt“, sagte Friedrich Schmidt vom Trägerverein „Ein Siegerländer Tal“ in seinem Sachstandsbericht im Kulturausschuss.
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Der Gerhardsseifen ist als „Ausgrabungsstätte von europäischem Rang“ eingestuft. Im 1. oder 2. Jahrhundert vor Christus war hier ein eisenzeitlicher Verhüttungsplatz der Kelten mit zwei Öfen und einer Schmiedestelle. Der Standort wurde aufgegeben, doch im 9. oder 10. Jahrhundert nach Christus wurde er von Menschen des Mittelalters sozusagen reaktiviert – wobei deren Verhüttungsprozedere technisch hinter dem der Kelten zurückblieb. Genau diese doppelte Nutzung des Areals mit einem derart langen zeitlichen Abstand ist die Besonderheit der Stelle – weil aus beiden Epochen deutliche Spuren und Funde erhalten sind. Archäologen nahmen von 2009 bis 2012 Ausgrabungen vor, dann noch einmal im Jahr 2019. Achja, und die Verhüttung ist noch nicht einmal Alles: Im 17. Jahrhundert nutzte ein Köhler das Gelände.
Niederschelden: Ausgrabungsstätte Gerhardsseifen wird außerschulischer Lernort
Schon kurz nach den ersten Ausgrabungen formierte sich das Projekt „Ein Siegerländer Tal“ mit dem Ziel, den Fund im Dreiborntal an der Landesgrenze zu Rheinland-Pfalz nicht nur dauerhaft zu erhalten, sondern auch als sogenannten außerschulischen Lernort herzurichten. Die Heimat- und Verschönerungsgruppe Niederschelden, die Heimatvereine Oberschelden, Gosenbach, Niederschelderhütte und Brachbach, der Bürgerverein Mudersbach sowie diverse weitere Akteure taten sich dafür zusammen. 2018 wurde aus dem Projekt ein eigener eingetragener Verein. Die Vielzahl der Beteiligten illustriert, wie viel Bedeutung dem Gerhardsseifen vor Ort und über die Landesgrenze hinweg beigemessen wird.
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Eigentlich hätte der Schutzbau, dessen Richtfest im Oktober 2019 stattfand, im Mai 2021 seiner Bestimmung übergeben werden sollen. Bei einem Rundgang mit Fachleuten hätten diese allerdings „erste Schimmelansätze“ an dem neuen Bauwerk entdeckt, wie Friedrich Schmidt im Kulturausschuss berichtete, außerdem eine potenzielle Gefahr von Moosbildung und Insektenbefall im Innenraum konstatiert.
Siegen: Schutzbau am Gerhardsseifen in Niederschelden braucht Lüftungsanlage
Folglich würden, anders als ursprünglich geplant, eine Lüftungsanlage erforderlich, außerdem Vorkehrungen, um das Eindringen von Tageslicht zu vermeiden. Die Aufträge seien überwiegend vergeben, die Ergänzungsmaßnahmen hätten im April begonnen, so Friedrich Schmidt weiter. Wegen der Pandemie hätte dies etwas länger gedauert. Neuer Termin für die Fertigstellung ist nun Oktober 2021. Eine weitere Erkenntnis: Die ehedem angedachte Stromversorgung des Schutzbaus mit 100 Prozent Solarenergie lasse sich nicht realisieren, es brauche also eine herkömmliche Lösung.
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Der Kostenrahmen – 450.000 Euro wurden zuvor stets genannt – werde dennoch eingehalten. 150.000 Euro gibt die Nordrhein-Westfalen-Stiftung dazu, jeweils 60.000 Euro übernehmen die Stadt Siegen und der Kreis Siegen-Wittgenstein, den Rest tragen Sponsoren. Und natürlich steckt viel Arbeit seitens der ehrenamtlichen Vereinsmitglieder in dem Vorhaben.
„EisenZeitReiseWeg“ in Siegen-Niederschelden illustriert Montangeschichte
Der Verein ist für Betreuung und Betrieb des Schutzbaus zuständig, darüber hinaus für die Erstellung des pädagogischen Konzepts. Ein zentraler Bestandteil dessen ist der „EisenZeitReiseWeg“. Dieser zeichnet an zehn Stationen „die montanhistorische Geschichte von der Gegenwart bis zu den Kelten“ nach, wie Friedrich Schmidt erklärt: beginnend in der Gegenwart mit einer ersten Tafel am Parkplatz am Sportplatz Rosengarten bis in die Vergangenheit am Schutzbau selbst. Die Materialien sollen in Kürze bestellt werden, die Installation ist für Juli/August geplant.