Netphen. Das Kulturforum Netphen und Dr. Ingeborg Längsfeld präsentieren den Nachdruck des Romans „Editha“ der Schriftstellerin Katharina Diez
Aus Ingeborg Längsfeld sprudelt es nur so heraus. Sie, die einen großen Teil ihres literaturwissenschaftlichen Lebens der 1809 in Netphen geborenen Dichterin Katharina Diez gewidmet hat, hält den Roman „Editha“ in den Händen, einen Nachdruck des 1867 erschienenen Werkes, wobei die alte Rechtschreibung bewusst beibehalten wurde. In hervorragender Papierqualität, schön in der Hand liegend und im gleichen Format wie ein Original, das Frau Längsfeld ebenfalls besitzt und wie einen Schatz hütet. Denn dieses antiquarische Schmuckstück enthält eine in Sütterlinschrift verfasste Widmung der Dichterin persönlich.
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Die Handlung von „Editha“
Wer eine rasante Handlung und flotte Unterhaltung erwartet, sollte dieses Buch gar nicht erst aufschlagen. Denn die gibt es nicht. Es geht vielmehr um das Innenleben der Protagonisten: Editha, einer begabten Klavierspielerin mit guter Stimme. Äußerlich gehandicapt durch eine leicht missgestaltete Figur, dafür ausgestattet mit künstlerischen Talenten und einer reinen, schönen aber hochempfindlichen Seele. Schwester Hedwiga ist das genaue Gegenteil: Ein attraktives Schmuckstück, auf das die Männer nur so fliegen. So auch ein Musikdirektor, der sich in Edithas Stimme verliebt, diese aber Hedwiga zuordnet. Über den Schwestern steht der Vater, ein alter, mürrischer Gelehrter, der für Editha und ihre künstlerischen Ambitionen wenig Verständnis aufbringt. Auch in ihrer Mutter findet Editha keinen Halt: Die ist schon früh gestorben.
Schriftstellerin aus Netphen greift Tiefenpsychologie voraus
Katharina Diez beschreibt in der Sprache ihrer Zeit einen Konflikt zwischen Wissenschaft und Poesie, konzipiert wie ein Theaterstück. „Editha“ greift aber auch weit voraus in die Tiefenpsychologie. Freud und Jung lassen grüßen. Bewusstseinsveränderungen prägen das Buch, ebenso wie Konflikte zwischen innerer und äußerer Schönheit. „Automatisch vergleicht man die Personen mit sich selbst“, sagt Ingeborg Längsfeld, „beim Lesen muss man sich Zeit lassen, aber es lohnt sich.“
Katharina Diez und Netphen
Katharina Diez und ihre ebenfalls schreibende, aber weniger bekannte Schwester Elisabeth Grube sind nach dem Tod ihrer Eltern von Netphen nach Düsseldorf gezogen. Nach weiteren Lebensstationen in Düsseldorf und Lippstadt kehrt Katharina in ihr Heimatdorf Netphen zurück, wo sie am 22. Januar 1882 stirbt. Zwar hat die Stadt Netphen Katharina Diez und ihre Schwester Elisabeth Grube durch Straßennamen geehrt. Doch das genügt Ingeborg Längsfeld nicht: „Netphen sollte auch dafür sorgen, dass dieses schriftstellerische Werk nicht vergessen wird. Das verdienen die Beiden.“
Ab jetzt im Handel
Das Buch „Editha“ von Katharina Diez ist in einem Nachdruck ab sofort in Buchhandlungen und beim Kulturforum Netphen zum Preis von 16 Euro erhältlich.
Die Wissenschaftlerin verweist darauf, dass von den über 30 von Katharina Diez geschriebenen Werken erst zwei neu herausgegeben worden sind, vor „Editha“ nur „Das Mooselfchen“, vor einigen Jahren als Oper auf dem Gelände der Wasserburg Hainchen uraufgeführt. Außerdem lagern Briefe und Dokumente noch kistenweise in Archiven – aber außerhalb von Netphen. Ingeborg Längsfeld hat die Hoffnung, dass die für Kultur Verantwortlichen der Keilergemeinde dieses Thema nicht zu den Akten legen: „Denn da schlummert noch Vieles im Verborgenen.“
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