Siegen. Das digitale Stadtmagazin „Siegenconnects“ ist ein Erfolg. Jetzt unterstützt das Team auch Siegener Unternehmen bei der Podcastproduktion.

Erst ein Blog, dann ein Podcast für die Ohren. Die erste Folge des digitalen Stadtmagazins „Siegenconnects“ ging vergangenen Sommer online. Unter den Siegener Gästen: Gründerinnen, ein DJ und der Junior-Chef eines Handwerkerbetriebs. „Siegenconnects“ will die vielen Facetten der Stadt zeigen – sie attraktiv machen für Jüngere, auch von außerhalb. Mit dem Podcasterfolg und mittlerweile 2542 Followern auf Instagram soll es jetzt noch professioneller werden: mit einem Aufnahmestudio in den Räumen des Gründerbüros der Universität Siegen. Wer selbst etwas produzieren will, kann es für eigene Zwecke mieten.

Die Podcast-Idee von „Siegenconnects“

In dem dreiköpfigen Team von „Siegenconnects“ übernimmt Neores Al-Khafaji das Marketing. Sie bezeichnet das digitale Stadtmagazin als „Sprachrohr“. Nach Siegen zog es sie für ihr BWL-Studium – in eine Stadt, die unter jungen Leuten nicht unbedingt als die aufregendste Studierendenstadt gelte. „Wir haben dann aber gemerkt: Vieles, was spannend ist in Siegen, wird einfach nicht genug nach außen kommuniziert.“ „Siegenconnects“ will diese Lücke füllen und signalisieren: „Es gibt nichts zu meckern.“ In Siegen könne man eine schöne Zeit zum studieren haben, mit vielen Möglichkeiten – „denn es gibt sie längst“: eine junge Gründerszene, vielfältige Freizeit- und Kulturangebote.

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Auch für kleinere Siegener Unternehmen und junge Geschäftsleutte versteht sich „Siegenconnects“ als Kommunikationsplattform – vor allem während der Pandemie. In der ersten Podcast-Staffel erzählen deshalb zum Beispiel die Gründerinnen von „Bowlilicious“ oder eine Kosmetikerin aus Siegen über ihren kreativen Umgang mit der Krise. In der zweiten Staffel ihres Podcasts – der von jetzt an von „siegenconnects“ in „57sounds“ umbenannt wird – soll es um die Frage gehen, warum Siegen so einen langweiligen Ruf bei jungen Leuten hat, die aus anderen Städten herziehen. Unter anderem als Gast eingeplant: Landrat Andreas Müller.

Ihr Stadtmagazin startete als Blog. „Wir wollten halt einfach von Anfang an digital mitgehen und auch Druckkosten sparen“, sagt Alexander Rothenpieler. Bei „Siegenconnects“ ist er für Grafik und Design zuständig. Um medial breitgefächerter zu sein, kam dann die Idee dazu, einen Podcast aufzunehmen. „Unser Ziel ist es, dass wir quasi bis auf Print versuchen, alle Medien abzudecken – bald zum Beispiel auch Videos.“ Audiovisuelle Formate würden heutzutage immer essenzieller, wenn man junge Menschen erreichen wolle.

Die Idee hinter dem Siegener Aufnahmestudio

Aus einer ähnlichen Überlegung heraus entstand der Plan, ein Aufnahmestudio einzurichten: „Gerade durch Corona wird ja auch das Marketing immer wichtiger für kleinere Geschäfte und Unternehmen“, stellt Neores Al-Khafaji fest. „In Siegen gibt es bis jetzt keinen Raum, außer an der Uni, um professionell Podcast-Projekte zu realisieren.“ So werde „im Bereich der Medienwissenschaften den Studenten immer öfter auch die Möglichkeit geboten, Podcasts aufzunehmen“, sagt Neores Al-Khafaji. Dieses Angebot richtet sich jedoch ausschließlich an Studierende.

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Alexander Rothenpieler pflichtet bei: „Meine Erfahrungswerte sind auch, dass viele Leute in Siegen – wenn – dann eigenständig unterwegs sind und einfach selber von zuhause aus mit Laptop und USB-Mikrofon ihre Podcasts aufnehmen.“ Das Studio stehe deshalb ganz explizit „für alle Unternehmen und generell jeden offen, der eine Botschaft an seine Kunden richten will“. Es sei entweder möglich, diese mit ihren Ideen in den bestehenden „57sounds“-Podcast zu integrieren und ihnen dort eine Plattform zu bieten – oder ihnen eben völlig frei die Möglichkeit zu geben, „dass die hier hinkommen, ihr eigenes Ding machen und wir sie nur unterstützten“.

Seit einer Woche ist das Studio bereits fertig. Alexander Rothenpieler schließt die Tür – der Raum ist schalldicht. Um die Mikrofone und Kopfhörer stehen graue Sessel, warmes Licht – wenig Platz, geschmackvoll gestaltet. Bis zu vier Personen können hier aufnehmen und die Tonspur am Tisch daneben gleich bearbeiten.

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„Jeder, der hier hinkommt, bekommt als erstes eine Einführung, wie man mit dem Equipment umgeht – immer davon abhängig, wie viele Vorkenntnisse vorhanden sind“, sagt Alexander Rothenpieler. Es sei völlig okay, technisch unerfahren zu sein – nur eine Podcast-Idee müsse man mitbringen. Kostenpunkt: einmalig 60 Euro für die technische Einweisung und 45 Euro Raummiete pro Stunde.

Die Produktions-Ideen der Siegener Kunden

Aktuell habe auch schon eine Interessentin angefangen, Audio-Projekt im Studio umzusetzen – ebenfalls unterstützt vom Gründerbüro der Uni Siegen. Ihre Idee: „Eine Art Koch-Hörbuch für Kinder, als App verpackt – mit vertonten Audiospuren, wo man dann später die Rezepte abspielen kann“, erklärt Alexander Rothenpieler das Konzept.

Generell sei „das Ganze hier nicht auf Podcasts beschränkt“. Alles mögliche könne hier aufgenommen werden, eben auch Hörbücher – oder Musik. In dem Aufnahmestudio befindet sich deshalb auch ein Keyboard.

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Auch das Siegener Unternehmen „Lexeo“, das Bildungsprodukte entwickelt, nutzte bereits das Studio für Video-Aufnahmen: „Die bieten Crashkurse an für Studenten – und aufgrund von Corona läuft das ja jetzt alles digital“, erzählt Neores Al-Khafaji. „Die nehmen die Videos dann hier bei uns auf und stellen sie später online.“

In Siegen müsse das mit den Podcasts erst noch anlaufen: „Ich weiß nicht, ob sich das nicht noch so ein bisschen versteckt und man noch nicht so viel davon mitbekommt“, überlegt Neores Al-Khafaji laut. Generell habe sie aber das Gefühl, dass wegen Corona das Thema Podcasts bei vielen Leuten präsenter geworden sei.

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Derzeit sei das Team von „Siegenconnects“ froh, vom Gründerbüro und der Initiative für Gründer „Startpunkt57“ unterstützt zu werden. „Natürlich erhoffen wir uns aber, dass wir in ein bis zwei Jahren vielleicht schon auf eigenen Beinen stehen und uns ein selbstfinanziertes Studio anmieten können“, meint Neores Al-Khafaji. Dafür müsse natürlich aber erstmal Nachfrage zustande kommen und genügend Leute müssten bei ihnen ihre Podcasts aufnehmen.

Alexander Rothenpieler ist ebenfalls entspannt, was die Zukunft noch bringe. Seine Devise: „Einfach aus den Möglichkeiten, die jetzt hier gegeben sind und die wir uns geschaffen haben, erstmal das meiste rauszuholen. Und dann mal schauen, wo uns die Reise noch hinführt.“

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