Düsseldorf/Hilchenbach. SMS verzeichnet deutliche Umsatzrückgänge, bleibt aber optimistisch. 2021 wird eine zukunftsträchtige Pilotanlage in Hilchenbach gebaut.
Der Maschinenbauer SMS verzeichnet 2020 deutliche Umsatzrückgänge gegenüber 2019 und zunehmend Kurzarbeit in seinen Werken, unter anderem in Hilchenbach. „Nach einem soliden Start ins Jahr hat uns die Covid-Welle voll erwischt“, erklärte Finanzchef Torsten Heising am Montag bei der Vorstellung der Jahresergebnisse 2019 und dem Ausblick auf die kommenden Jahre. Hier gibt es mehr Artikel und Bilder aus dem Siegerland
Kunde zahlt bei Produktionserfolg
SMS ist Weltmarktführer für den Maschinen- und Anlagenbau für die Metallindustrie, hat seine Wurzeln in Hilchenbach und blickt im kommenden Jahr auf 150 Jahre Unternehmensgeschichte zurück. Der Vorstandsvorsitzende Burkhard Dahmen redet nicht drumherum. Das Jubiläumsjahr wird für SMS geschäftlich kein Grund zum Feiern: „Wir rechnen mit einem Rückgang von Umsatz und Ertrag und erst ab 2022 oder 2023 wieder mit einem Anstieg der Ergebnisse.“
Dennoch ist die SMS-Spitze zuversichtlich, langfristig weiter wachsen zu können, auch durch Zukäufe von Start-ups oder Unternehmen, die zur Strategie passen. Hier spielen zahlreiche Zukunftsthemen ein große Rolle. Etwa die Stahlherstellung mittels grünem Wasserstoff, wie sie Thyssenkrupp bis 2050 ins Auge gefasst hat. Aber auch veränderte Geschäftsmodelle wie den Bau von Anlagen auf eigene Kosten. „Equipment as a Service“ ist dieses Modell betitelt, bei dem SMS sich die Anlagen über den Produktionserfolg bezahlen lässt. Erstes Beispiel vor der Haustür ist eine 3D-Metallpulveranlage für den finnischen Stahlhersteller Outokumpu am Standort Krefeld.
Für VR-Brille: Anlagen bekommen „digitale Zwillinge“
Service wird für den Anlagenbauer in Zukunft eine noch größere Rolle spielen. SMS-Chef Dahmen rechnet mit einem Drittel des Umsatzes bis 2025 über Erlöse aus Serviceleistungen. Im Corona-Jahr hat die langjährige Erfahrung beim Einsatz digitaler Technik erheblich geholfen, Anlagen in Betrieb zu nehmen, ohne dass SMS-Mitarbeiter tatsächlich wie gewohnt vor Ort waren. Der Einsatz von Virtual Reality (VR ) und Augmented Reality (AR ) macht es möglich. Bei der Konzeption von Anlagen plant SMS direkt einen digitalen Zwilling mit, so dass sich SMS-Experten auf die Brillen der Kundenmitarbeiter zuschalten und sie so anleiten können.
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Reisen ist schwierig
„Corona hat uns zum einen Logistikprobleme beschert, weil plötzlich kein Containerschiff mehr fuhr. Noch größere Probleme machen uns aber bis heute Reisebeschränkungen“, erklärt SMS-Chef Dahmen, der selbst trotz eines Fünfjahresvisums beispielsweise nicht mehr nach Russland einreisen darf. Auch Reisen in die USA seien schwierig gewesen. Hier gebe es Besserung. Indien sei seit November wieder offener, China nach wie quasi zu, weil Mitarbeiter bei Einreise zunächst für 14 Tage in Quarantäne müssten. Ein Problem, dass vielen Mittelständlern zu schaffen macht. „Wir werden wieder reisen, aber nicht mehr so wie vor Covid-19“, sagt Dahmen. Der Einsatz digitaler Technik, die in dieser Krise gerade sehr hilft, werde forciert.
SMS ist beim Thema Digitalisierung offenbar weiter als andere. Nicht umsonst ist SMS in der vergangenen Woche von der Landes-W irtschaftsminister Andreas Pinkwart (FDP) mit dem Preis „NRW-Wirtschaft im Wandel“ als eines von drei Unternehmen in der Kategorie „Konzerne & Mittelstand“ ausgezeichnet worden, die den Strukturwandel des Bundeslandes Nordrhein-Westfalen hin zu einem zukunftsstarken Wirtschaftsstandort besonders vorantreiben.
Batterie-Pilotanlage in Hilchenbach
Tatsächlich herrscht im Unternehmen trotz der Krise und der gedämpften Aussichten für die kommenden beiden Jahre durchaus so etwas wie Optimismus, auf Wachstumskurs bleiben zu können. Dazu beitragen soll weite Technologieführerschaft im Anlagen- und Maschinenbau, wenn es sich um Megatrends dreht. Ein besonderes Projekt ist im Jubiläumsjahr am Standort Hilchenbach der Aufbau einer Pilotanlage zum Recyceln von Lithium-Ionen-Batterien, wie sie jetzt zunehmend in Elektroautos auf den Markt kommen. Die Vorbereitungen laufen. Geplant ist der Start des Projektes im Sommer 2021.
Noch keine Einzelheiten zu Umstrukturierung
Im Frühjahr, so Dahmen, werde das Unternehmen weitere Umstrukturierungen vornehmen. In Zukunft brauche SMS mehr Generalisten vor Ort, näher am Kunden. Dennoch werde die Kernkompetenz bei der Entwicklung weiter in Deutschland bleiben. Wie sich die Neuordnung am Ende auf die Belegschaften an den Standorten auswirken wird, ließ SMS-Chef Dahmen noch weitgehend offen. Man werde erst in entsprechende Gespräche mit den Arbeitnehmervertretern gehen.
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