Siegen/Hilchenbach. Auch in Jahr zwei der Coronavirus-Pandemie wird das Zeltfestival Kultur Pur in Hilchenbach verschoben. Das ist für 2022 geplant.

Kultur Pur 30 wird noch einmal verschoben, auch 2021 wird es nichts mit dem Jubiläumsfestival. „Wir haben solange gewartet, wie es eben möglich war“, sagt Landrat Andreas Müller. „Ein wesentlicher Bestandteil von KulturPur ist der offene Charakter des Festivals und das gemeinsame Miteinander. An beides ist in der aktuellen Lage nicht zu denken.“

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Mehr als 80 Veranstaltungen, An- und Abreise für Crews und Publikum, 50 Kilometer Kabel, drei Zelttheater, Gastronomie, 750 Scheinwerfer, 2000 Sitzplätze – das hätte geplant, bestellt, angeliefert und aufgebaut werden müssen. Die Festivalmacher dehnten die Zeitreserven, bis „selbst mit allergrößtem Optimismus“ keine Perspektiven mehr erkennbar gewesen seien. „Wir hatten Konzepte mit mehr Abstand und größeren Zelten“, berichtet Festivalleiter und Kulturbüro-Chef Jens von Heyden. Doch die Absage habe sich abgezeichnet: „Alles andere wäre ein Wunder gewesen.“

Die Lage

Viele schon für 2020 geplante Top Acts werden auch 2022 dabei sein – in neuer Frische, verspricht Jens von Heyden. „Wir präsentieren schließlich keine Eintagsfliegen, und natürlich wollen alle auch gern wieder spielen.“ Geplant wird nach wie vor, wie schon 2020, mit einer jubiläums-Festivalausgabe im XXL-Format, also über sieben Tage. Mark Forster wird mit neuen Liedern kommen, Suzi Quatro gibt gerade ein neues Album heraus. Verzichten müssen die Fans dagegen auf „Who killed Bruce Lee?“ – „die Band gibt es nicht mehr“, hat der Festivalleiter erfahren. Und ob „Les 7 Doigts“ aus dem Libanon kommen können? „Es ist schwierig, dazu jetzt schon eine Aussage zu treffen.“

Andreas Schmidt, der längst an der Planung des Lyz-Programms für den Herbst ist, hat mit den Giganten der Szene weniger und den kleinen Kleinkünstlern mehr zu tun. Sicher, sagt er, mancher nutzt die Auszeit. „Bei anderen wirkt sich die Pandemie existenziell aus.“ Wenn sie wieder dürfen, sind sie für keine Bühne mehr zu haben. Sie verdienen ihren Lebensunterhalt nun als Krankenpfleger. Oder Sozialarbeiter. Für Jens von Heyden leuchtet der letzte Hoffnungsschimmer im Herbst. Wenn es dann nicht wieder losgeht, „wird es sicher den einen anderen geben, der sich für was anderes entscheidet.“

Eintrittskarten bleiben nach wie vor gültig

Diesen neuen Termine für 2022 stehen bereits fest: Die Besten im Westen am 2. Juni, Stand up 30 am 3. Juni, Gregor Meyle am 3. Juni, die Spider Murphy Gang am 3. Juni, Alice Merton am 4. Juni, Mono Inc am 4. Juni, Suzi Quatro am 5. Juni, die Philharmonie Südwestfalen am 5. Juni, Mark Forster am 6. Juni und die Bazurto All Stars am 6. Juni.

Tom Jones und Les 7 Doigts prüfen noch die Möglichkeit einer Terminverschiebung, berichtet das Kulturbüro.

Eintrittskarten für alle Veranstaltungen im Rahmen von KulturPur30 behalten 2022 ihre Gültigkeit, können auf Wunsch aber auch gegen Erstattung des Kaufpreises über www.KulturPur30.de zurückgegeben werden.

Sollte eine Kartenrückgabe über die Festivalhomepage nicht möglich sein, sind die telefonische Hotline (0271/333-2440) und die E-Mail des Festivals geschaltet und stehen für Fragen rund um KulturPur30 bereit.

Die Angebote, die im Lyz eintreffen, sind spärlicher geworden. Jens von Heyden macht sich um den Nachwuchs Sorgen: „Wie sollen junge Künstler sich weiterentwickeln, wenn sie seit einem Jahr nicht mehr auftreten können?“ Sie füllen nicht die großen Hallen und Arenen, die sich mit Hygienekonzepten einigermaßen arrangieren können. Sondern sie brauchen die kleinen Clubs – und da hat der Kulturbüro-Chef leisen Zweifel, ob die überhaupt wieder aufmachen. „Dann fehlt die komplette Struktur.“ Auch das Kulturbüro selbst fährt herunter. Eine Kraft ist an die Hotline abgeordnet, eine andere zur Kontaktverfolgung ins Gesundheitsamt. Nur Christine Domnick organisiert weiter: auch Pfingsten 2021 nicht Kultur Pur auf dem Giller. Sondern, als Organisationsleiterin, das Impfzentrum.

Die Perspektive

50.000, 60.000, 70.000, gar 100.000 an Pfingsten 2022 auf der Ginsberger Heide? Menschenmengen, volle Zelte? Die Suche nach Nähe, Gemeinschaft liege ja „ein bisschen in der menschlichen Natur“, sagt (und hofft) Jens von Heyden. Entscheidend sei, „dass es gelingt, die Pandemie zu besiegen.“ Die Frage lässt er am Ende unbeantwortet: „Ich weiß nicht, ob es wieder genauso wie früher werden wird.“

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