Netphen. Ortsmitte Netphen: Chancen zur Neugestaltung groß, Discounter und Gastronomie auf dem Wunschzettel. Zweiter Schauplatz: Dreis-Tiefenbach.

Die Innenstadtentwicklung wird „zentrales Thema dieser Wahlperiode“, glaubt Sebastian Zimmermann (CDU), Vorsitzender des Stadtentwicklungsausschusses. „Gut, dass das angepackt werden soll“, pflichtet Alfred Oehm (CDU) bei.

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Der Stadt Netphen eröffnen sich einige Möglichkeiten zur Neugestaltung

Tatsächlich, bestätigt Rainer Schild als amtierender Baudezernent, ist die Chance zum Handeln derzeit groß: Der Stadt gehören die Gebäude der Post, der ehemaligen Tagesklinik sowie die beiden Wohnhäuser zwischen Rewe und dem neu entstandenen Quartier Talstraße. An die mit dm Erhalt von Landeszuschüssen eingegangenen Bindungen muss sich die Stadt nicht mehr halten – 20 Jahre nach dem Rathausbau und der Anlage des Rathausplatzes ist die Stadt wieder frei, „im Moment gibt es keine Hindernisse.“

Handlungsbedarf sieht Silvia Glomski (Grüne) auf dem Hufeisenplatz – die Idee, die Autos von dort zu verbannen, ist alt. „Das brennt uns auf den Nägeln.“ Die Geschäftsleute bestanden früher auf Parkmöglichkeiten vor der Ladentür. „Vor 20 Jahren wollte man mit dem Fahrzeug vor die Geschäfte fahren“, erinnert Rainer Schild, „es hat sich anders entwickelt.“ Schild deutete auch an, welchen Kurs die Stadt – außer der Ansiedlung eines größeren Discountmarktes auf dem Postgelände – für ihr Zentrum einschlagen könnte: „Es gibt kaum noch Gastronomie in Netphen.“

Handlungskonzept

Für Netphen-Mitte gibt es seit 2017 ein integriertes Handlungskonzept (ISEK), das über das Einkaufszentrum hinausreicht. Einbezogen als Entwicklungsgebiete sind auch der Bereich zwischen Lahnstraße und Sieg, der bei einem Umzug der Bauunternehmung nach Dreis-Tiefenbach frei würde, der Bereich der Georg-Heimann-Halle, die durch eine Stadthalle zum Beispiel auf der Haardt oder auf der Braas ersetzt werden könnte, und der Bereich des Weylandstifts, für den schon einmal über eine Wohnbebauung für Senioren nachgedacht wurde.

In Arbeit ist derzeit ein Einzelhandelskonzept. Bis dahin soll ein Lenkungskreis, zu dem die Vertreter der Ratsfraktionen auch weitere Beteiligte hinzubitten können, erste Ideen zum Umbau der Innenstadt erarbeiten. Übernehmen soll diese Aufgabe die Arbeitsgruppe, die auch schon über eine Zwischennutzung für die Tagesklinik nachdenkt – in Zeiten der Pandemie könnten dort Schulen, Jugendarbeit oder Gesangvereine Ausweichquartiere finden. Annette Scholl (SPD) mahnte, auch auf das Erhalten zu setzen – oft sei in letzter Zeit im Kernort der Abbruchbagger angerückt: „Wir haben noch sehr schöne alte Fachwerkhäuser.“

Verkehrskonzept für Dreis-Tiefenbach

Einen großen Wurf wünscht sich die UWG-Fraktion für Dreis-Tiefenbach. Bei einer Gegenstimme sprach sich der Stadtentwicklungsausschuss für die Erarbeitung eines Verkehrskonzepts aus; 20.000 Euro sollen dafür bereitgestellt werden. Klaus-Peter Wilhelm (UWG) verwies auf die Neubebauung an der Bismarkstraße und auf dem ehemaligen Hauptschulareal: „Es gibt insgesamt mehr Verkehr, auch wieder Durchgangsverkehr.“

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„Es hat sich viel geändert in Dreis-Tiefenbach“, sagte auch Dr. Gerrit Kampmann (SPD). Er regte an, zumindest auf dem Abschnitt der Bismarckstraße zwischen Jung-Stilling-Platz und Einkaufszentrum das Pflaster gegen Asphalt auszutauschen – dort sei das möglich, ohne Anliegerbeiträge erheben zu müssen, hatte die Verwaltung festgestellt. Die Sanierung des übrigen Teils der Bismarckstraße gehe aber nur als Komplettausbau. Dafür müssen dann allerdings Beiträge nach dem Kommunalabgabengesetz (KAG) erhoben werden.

Alfred Oehm (CDU) wunderte sich, dass die UWG erneut die Bereitstellung von 125.000 Euro fordere, um die Siegbrücke in der Austraße zu ersetzen – die habe der Ausschuss doch schon einmal abgelehnt. „Die Brücke wird gebraucht“, betonte Erhard Braas (UWG). Die könne man hintanstellen, bis sich ein Zugang zu Fördermitteln eröffne, meinte Dr. Gerrit Kampmann (SPD). „So viel Energie, wie ihr in die Brücke steckt, solltet ihr in den Spielplatz stecken“, riet Rüdiger Bradtka (CDU) und verwies auf den zum Ausbau vorgesehenen Spielplatz an der Mühle. Der könne – nach Deuzer Vorbild – zum zweiten Bühlgarten werden. Platz dafür wäre vorhanden, bestätigte Erhard Braas (UWG): Die Anlage könne auf der Fläche des zugeschütteten Mühlengrabens „erheblich erweitert“ werden.

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Annette Scholl (SPD) wies Kritik zurück, Dreis-Tiefenbach werde benachteiligt. „Es ist richtig, an das Thema ranzugehen. Nach Dreis-Tiefenbach fließt viel Geld.“ Allerdings nicht in eine Ortsumgehung. „Die kann ich mir persönlich auch nicht vorstellen.“ Über die Idee, den Verkehr nördlich an Dreis-Tiefenbach vom Bruch über den Dreisbacher Berg bis zur Bittenbach vorbeizuführen, wird seit Jahren nicht mehr gesprochen. „Der Verkehr läuft durchs Tal“, sagte Paul Legge (CDU), „und er wird auch die nächsten 200 Jahre durchs Tal laufen.“