Netphen. Der Netphener Schulausschuss besteht auf der Bildung von zehn 1. Klassen in den Grundschulen – und damit zwei in Hainchen.

Die Grundschulen in Netphen bilden im nächsten Schuljahr zehn Eingangsklassen. Das hat der Schulausschuss auf Antrag der SPD-Fraktion einstimmig bei vier Stimmenthaltungen aus den reihen von Grünen, FDP und CDU beschlossen. Damit können elf Eltern, die bereits Absagen bekommen haben, ihre Kinder erneut an der Johannlandschule in Hainchen anmelden.

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Wie ist es zu dieser Situation gekommen?

Am ausschlaggebenden Stichtag, dem 15. Januar, waren 207 Kinder an den sechs Grundschulstandorten angemeldet. Teilt man diese Zahl durch 23, entsteht die „Kommunale Klassenrichtzahl“ von 9,0: je zwei Klassen für Dreis-Tiefenbach und Niedernetphen, je eine für Eckmannshausen und Obernetphen – bleiben für Deuz und Hainchen insgesamt drei übrig. Den Zuschlag für die zwei Klassen bekam Deuz, weil das für zehn in Hainchen angemeldete Kinder der nächstgelegene , die in Salchendorf und Deuz wohnen, der nächstgelegene Grundschulstandort ist.

Was hat sich seitdem geändert?

Es sind acht Kinder dazugekommen. Am 15. März wäre dabei eine – aufrundbare – Klassenrichtzahl von 9,356 herausgekommen. Daher, so Diana Borawski (SPD), sei für Hainchen zu prüfen, „ob eine Zweizügigkeit möglich ist, um nicht die Eltern vor den Kopf zu stoßen“.

Was sagt die Verwaltung?

Auch die neu hinzugekommenen Kinder könnten Platz in einer der neun Klassen finden, sagt Thorsten Vitt, Leiter des Fachbereichs Schulen und Soziales. Überdies habe es bereits einen Konsens mit den betroffenen Eltern gegeben. „Wir hatten den Eindruck, dass wir auf einem guten Weg sind.“ Zur Anmeldung in Deuz sei es dann aber doch nicht gekommen. Dieser „Sinneswandel“ sei „für uns nicht nachvollziehbar“. Die Haincher Schulleitung habe daraufhin, in Abstimmung mit der Schulaufsicht, die Abweisungen ausgesprochen. „Als Stadt sind wir da raus.“

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Wie wird der neue Drang nach Hainchen erklärt?

Manfred Heinz (SPD) weist auf die Vielzahl neuer Kita-Plätze im oberen Johannland hin, die die Entscheidung für die Grundschule vorbestimmen. Corie Hahn (CDU) sieht Vorteile in den zwei kleinen Klassen, die in Hainchen entstehen würden – im Gegensatz zu einer randvollen Eingangsklasse, die nah den Abweisungen immer noch bliebe: „Viele Kinder haben im Jahr mit Corona nicht das bekommen, was in normalen Jahren möglich ist.“

Was sagt die Schulaufsicht?

Die Wahlfreiheit der Eltern habe „durchaus Grenzen“, sagt Peter Sziburies als Schulaufsichtsbeamter. Die Klassenrichtzahl von 9,0 gebe einen „Lösungsrahmen“ auch für dazukommende Kinder. Für jedes gebe es einen Platz an der nächstgelegenen Grundschule. Überdies seien die Zuzüge im Einzugsbereich der Grundschulen Dreisbachtal und Netphen, nicht im oberen Johannland erfolgt.

Welche Konsequenzen hat der Beschluss?

Die Bildung der zusätzlichen Klasse in Hainchen ist wohl zulässig, die Verordnung des Landes lässt es ausdrücklich zu, auch nach dem Stichtag 15. Januar die Klassenbildung zu verändern. An der Zahl der Lehrkräfte, die der Stadt insgesamt zugewiesen werden, ändert das nichts. Stundenausfälle wären dann wahrscheinlicher, fürchtet Alexandra Wunderlich (CDU): „Dabei ist nach Corona jede Schulstunde wichtig.“ Annette Kramps, Leiterin der Grundschule Netphen, berichtet von vier Kolleginnen, die nach der Impfung wegen Nebenwirkungen ausgefallen sind: Weil große Klassen an der großen Schule Doppelbesetzungen ermöglichen, war das verkraftbar.

Wie soll es weitergehen?

Salchendorfs Ortsbürgermeisterin Alexandra Wunderlich (CDU) erinnert an die Wechselspiele, nachdem die Schule im eigenen Ort geschlossen wurde: erst die Orientierung nach Deuz, dann nach Hainchen. „Das Hauptärgernis waren die Busverbindungen nach Deuz.“ Neuerdings gebe es aber auch Probleme mit dem Bus nach Hainchen – ob da angesichts der überzähligen Anmeldungen abgeschreckt werden solle? „Da richtet sich der Blick auf die auf einmal nicht mehr so lieben Salchendorfer.“

Alexandra Wunderlich wirbt für eine verlässliche, dauerhafte Lösung: „Ich wünsche mir einfach Ruhe für die Eltern.“ Ignaz Vitt (UWG) fordert ein „Signal“, an dem sich Eltern bei ihrer Schulwahl orientieren können. Die gebe es, antwortet Fachbereichsleiter Thorsten Vitt: die Festlegung der Züge je Schule, die erneute Bildung von Schulbezirken, den Grundschulverbund Deuz-Hainchen. „Das wird keine schmerzfreie Entscheidung sein.“ Manfred Heinz (SPD) setzt auf steigende Einwohnerzahlen: „In Zukunft gibt es genügend Schüler für zwei Klassen in Deuz und in Hainchen.“

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