Netphen. Bei den Windparks hat Netphen das Ruder aus der Hand gegeben. Auch an anderer Stelle macht der neue Regionalplan Ärger.

Ärger über den neuen Regionalplan steht auch in Netphen ins Haus. Die Erweiterung des gerade entstehenden Burggraben-Wohngebietes Richtung Haardt sei nicht mehr vorgesehen, und auch der vierte Netphener Siedlungsschwerpunkt Werthenbach/Irmgarteichen/Hainchen komme nicht mehr als „allgemeiner Siedlungsbereich“ vor, berichtete Bernd Wiezorek, für die Stadtplanung zuständiger Fachbereichsleiter, im Stadtentwicklungsausschuss. Und dann die Bereiche für Windenergieanlagen: „Für uns sind viele Flächen vorgesehen. Wir werden Schwierigkeiten haben, uns zu wehren.“ Hier gibt es mehr Artikel und Bilder aus dem Siegerland

Wind: Anlagen auf dem Hellerkopf werden höher

„Wir sind nicht die einzige Kommune, die stark betroffen ist“, fügte Rainer Schild, amtierender Baudezernent, hinzu. Kreisweit sei mit „sehr großem Widerstand“ zu rechnen. Rüdiger Bradtka (CDU) bezeichnete den Vorgang als eine „Unverschämtheit“. Die Bezirksregierung setze anscheinend darauf, dass niemand im Stande ist, über 5000 Seiten Planunterlagen so schnell durchzuarbeiten, dass eine Stellungnahme bis zum gesetzten Termin, dem 30. Juni, möglich wird. „Man kann die Bürger auch mürbe machen.“ Besondere Brisanz bekommt das Windkraft-Thema, weil es im Stadtgebiet keine gültige Vorrangzone mehr gibt: Die in Salchendorf wurde mit dem neuen Flächennutzungsplan aufgehoben, und die Planung einer neuen Zone auf dem Hellerkopf wurde nicht weiterverfolgt.

Die Konsequenzen bekommt die Stadt gerade zu spüren:Der Investor für die fünf Windräder auf dem Hellerkopf hat seinen Bauvorbescheid von der Kreisverwaltung bekommen, die dann auch das Genehmigungsverfahren nach dem Bundesimmissionsschutzgesetz abwickeln wird - grundsätzlich hat Windkraft im ganzen Stadtgebiet das städtebauliche „Privileg“, nachdem die Stadt auf ihre Vorrangzonen verzichtet hat. „Grundsätzlich könnte man überall im Netpherland so was bauen“, sagte Bernd Wiezorek. Keinen Einfluss mehr hat die Stadt auch auf die Höhe der Anlagen: Alfred Oehm (CDU) wusste, dass zwei Windräder nicht mehr 160 Meter hoch werden, wie es noch im nun eingestellten Flächennutzungsplan-Verfahren bei der Bürgerbeteiligung vorgestellt wurde – sondern 240 Meter. „Wir sind in dem Verfahren außen vor“, stellte Rainer Schild klar.

Noch nicht einmal die von Rüdiger Bradtka (CDU) geforderte „Visualisierung“ der aktuellen Planung wird die Stadt so ohne weiteres bekommen. „Wir werden uns bemühen“, sagte Rainer Schild. „Das will ich nicht verstehen“, saget Rüdiger Bradtka (CDU). Wenn der neue Regionalplan so in Kraft tritt, wie ihn die Bezirksregierung vorschlägt, kann die Stadt mit der Planung von Windkraftzonen neu beginnen. Auch wenn daraus nichts werden sollte, hätte das Folgen: Die ausgewählten Flächen sind für andere Nutzungen gesperrt.

Sterndill: Jetzt auch Sechsfamilienhäuser

Die Erweiterung des Baugebietes Sterndill, mit dem die letzte Lücke zwischen Grissenbach und Deuz geschlossen wird., wird anders konzipiert: Die Erschließung erfolgt nicht mehr senkrecht bergauf, sondern parallel zum Hang. Zum anderen wurde für einen Teil der Grundstücke die Begrenzung auf zwei Wohnungen je Gebäude aufgegeben; dort sind nun Sechsfamilienhäuser möglich. Diese Abweichung ohne Beteiligung des Ausschusses sei „nicht in Ordnung“, kritisierte Annette Scholl (SPD), zumal es bereits Protest aus der Umgebung gebe. „Die Bürger sind nicht begeistert, wenn die Zahl der Wohnungen und damit auch der Autos größer wird.“

Amtierender Baudezernent Rainer Schild nannte die „relativ starke Topografie“ als Anlass für die Änderung: „Planung lebt von Optimierung.“ Mit den Mehrfamilienhäusern werde die Hanglage besser ausgenutzt. Die Stadt müsse sich mit dem im Regionalplan festgestellten Überangebot an Wohnflächen auseinandersetzen, sagte Stadtplanungs-Fachbereichsleiter Bernd Wiezorek: „Wir müssen uns konzentrieren.“ Die Stadt wolle auch Familien ein Angebot machen, die eine Mietwohnung suchen.

Kernstück der Planung ist die Baufläche für den Neubau des DRK-Kindergartens Wunderland, der 2018 in einem Container am Freibad eröffnet wurde. Paul Legge (CDU) beklagte die Dauer des Provisoriums. „Wenn das noch lange dauert, können wir uns den Kindergarten auch schenken.“ Dass der Hang für die geplante Erschließung zu steil sei, habe der Ausschuss auch schon 2018 gesagt: „Drei Jahre wurden verdaddelt.“

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