Netphen. . Vorhaben auf der Grenze von Deuz und Grissenbach trifft im Netphener Stadtentwicklungsausschuss auf Vorbehalte.

Wo der Sterndill aufhört und das Lutherstal beginnt, verläuft die Grenze zwischen Deuz und Grissenbach. Erst vor 15 Jahren wurde das Verbindungsstück zwischen Berliner Straße und Lutherstalweg befestigt — die beiden dicken Wendehämmer erinnern noch daran, dass beide Straßen Sackgassen bleiben sollten. Helmut Buttler (UWG), einst Ortsvorsteher von Deuz, weiß sogar noch von Schranken, die den Grenzübertritt per Auto verhinderten. Nun sollen beide Orte an dieser Stelle zusammenwachsen: mit einem Baugebiet mit bis zu 20 Bauplätzen und einer Zwei-Gruppen-Kita, die gerade schon provisorisch im Container neben dem Freibad gestartet ist. Die Diskussion am Montag im Stadtentwicklungsausschuss fand vor großem Publikum statt — und war kontrovers. Das Ergebnis: Ein einstimmiges Votum für die Planung.

Die Pro-Argumente

Standort Wohngebiet: „Für uns Grissenbacher ist das gut, dass der Kindergarten in die Nähe kommt“, sagt die Grissenbacher Ortsbürgermeisterin Annette Scholl (SPD). Das dort entstehende kleine Wohngebiet werde mit dafür sorgen, dass die Einrichtung mit Kindern gefüllt wird, die in der Nähe wohnen — ohne mit dem Auto dorthin gebracht werden zu müssen, sagt Manfred Heinz (SPD), „ein Luxus“. Ein Stadtteil wie Unglinghausen werde auf einen Groß-Kindergarten in Dreis-Tiefenbach verwiesen. „Ich hoffe, es wird einen Investor und einen Betreiber geben, die mit einer Zwei-Gruppen-Anlage einverstanden sind.“ Zu klein, zu unwirtschaftlich: Mit dieser Begründung hatte sich die Stadt an anderer Stelle schon einen Korb geholt.

Planung für den Dahlborn wird zurückgestellt

Für die Erweiterung auf dem Sterndill wird die Stadt die Planung des Dahlborn-Baugebietes zurückstellen. Alexandra Wunderlich (CDU) hat allerdings Zweifel, ob die angebotenen Bauplätze tatsächlich genutzt werden – auch am Narzissenweg seien erst vier von neun Bauplätzen verkauft.

Baudezernent Erwin Rahrbach teilt die Skepsis nicht: „Wenn die Erschließungsbeiträge erhoben werden, werden einige Grundstücke ohne Zweifel auf den Markt kommen.“ Die Bauplätze am Narzissenweg seien bis dahin längst vermarktet“.

Schnell realisierbar: Genau zwei Bauplätze im Ort gehören der Stadt: der mit dem Bolzplatz auf dem Sterndill und der am Freibad, wo jetzt der Container steht. Auf dem Sterndill könne schnell gebaut werden, ohne das Umlegungsverfahren für das drumherum geplante Wohngebiet abwarten zu müssen, sagt Baudezernent Erwin Rahrbach. „Auch mit Blick auf die Kosten“ dränge das Jugendamt des Kreises: Das Provisorium unten am Freibad ist nicht billig.

Die Kontra-Argumente

Verkehr: Helga Rock (Grüne) fordert, für die Anbindung des Wohngebietes nicht nur Nauholzer Weg und Berliner Straße auf Deuzer, sondern auch den Luthers­talweg auf Grissenbacher Seite „gleichberechtigt“ zu untersuchen. Gerade der Nauholzer Weg leide unter „kontinuierlicher Steigerung des Verkehrsaufkommens“: durch AWO-Bildungszentrum und Hotel sowie de neuen Bauplätze im Narzissenweg, die dem ehemaligen Schulcampus abgerungen wurden. Baudezernent Rahrbach sieht das anders: Durch den entstehenden Ring mit der Berliner Straße werde der Nauholzer Weg entlastet. „Eine Chance.“

Bolzplatz: Auf dem Sterndill werde nun schon der zweite Bolzplatz geopfert, sagt Helga Rock (Grüne). Einer, der kaum genutzt werde, erwidert Dezernent Rahrbach. Im Bühlgarten werde dafür „mehr als ein Ausgleich“ geschaffen. Ortsbürgermeister Reiner Brix (SPD) regt an, auch den Bolzplatz am Freibad wieder aufzurüsten – wenn der Kita-Container wieder weg ist.

Lage: Paul Legge (CDU) findet die Kita oben auf dem Berg ungünstig gelegen — „wie den Hundeplatz in Netphen“, wirft Manfred Heinz (SPD) ein: „Der ist auch steil.“ Dort hatte die CDU den Standort für die Sport-Kita (statt am Freizeitpark) ins Spiel gebracht. Warum nicht am Bühlgarten, fragt Helga Rock (Grüne). Weil die Lokschuppen-Altlast nur für ein neues Wohngebiet mit Landesmitteln saniert wird, antwortet Dezernent Erwin Rahrbach: „Da haben wir uns selbst gebunden.“ Und dort, wo jetzt der Container steht, fast direkt neben der evangelischen Rabennest-Kita? Die Zufahrt zu Freibad und Tennisplätzen sei zu schmal, warnt Annette Scholl (SPD), „für Fußgänger fast lebensgefährlich“.

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