Netphen. Die dritte Pflanzaktion wird als Hausaufgabe vorbereitet: Das Gymnasium Netphen stellt 300 junge Samenpaten.

Filme drehen, Theater spielen, Kippen sammeln, Bäume pflanzen: Es gibt wenig, was die Ruanda AG des Netphener Gymnasiums nicht schon gemacht hätte – immer auf Augenhöhe mit ihren Partnern von der Root Foundation in Kigali. Für ihr Mitwirken am neuen Bergmischwald müssen die Netphener nicht viel erklären. Auch in Ruanda geht Wald wegen Trockenheit verloren. Und weil die Menschen ihn verfeuern.

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Von Regen, Kälte, Graupel und Schlammbächen ließen sich die jungen Netphener nicht abschrecken. Einen halben Samstag lang setzten sie Pappelstecklinge und säten Hasel- und Mammutbäume, Elsbeeren und Nordmanntannen, zwischendurch sorgte Waldvorsteher Gerhard Johnson für eine Stärkung mit Suppe – und Ostereiern.

„Das war der Oberknaller“, sagt Friederike Klöckner, Ideengeberin zur Initiative Bergmischwald Siegerland: Das Wetter war richtig mies, sie und die Vertreter der Waldgenossenschaft hatten nicht wirklich damit gerechnet, dass am Samstag überhaupt freiwillige Helfer kommen würden – und dann tauchten 25 Leute auf, darunter fast die komplette Ruanda AG, mit einigen Eltern im Schlepptau.

Die Ruanda AG durfte auch noch 100 besonders wertvolle Schwarznussbäume säen und je einen Samen zur Aufzucht mit nach Hause nehmen. Das Körbchen voller Haselnüsse und Eicheln auf dem dreibeinigen Gestell konnten sie übrigens stehen lassen: Die soll der Eichelhäher in die Erde bringen.

Dritte Aktion im Herbst

„Das ist jetzt auch ein Experiment“, sagt AG-Leiterin Ursula Wussow. Das Ergebnis wird im Herbst sichtbar werden. Dann findet im Bergmischwald die dritte Pflanzaktion statt. Nicht nur mit den paar Schwarznüssen. Sondern vor allem auch mit den Erträgen der 300 Samenpaten von Netphener Gymnasium: Jeder und jede von ihnen bekommt Tüten mit zehn Sämlingen samt Aufzuchtanleitung: Kaltkeimer wie die kleinen Hasel für draußen, Warmkeimer wie den Mammutbaum für drinnen.

Erst vor kurzem ist die Ruanda AG, die das Gymnasium noch von der inzwischen aufgelösten Realschule „geerbt“ hart, in einem Eine-Welt-Wettbewerb mit einem Preis des Bundespräsidenten ausgezeichnet worden. In den Lockdowns geht die Arbeit online weiter – bei Videokonferenzen mit „Teams“ macht es denn auch keinen Unterschied mehr, ob ein paar Straßen zwischen Netphener Ortsteilen zu überwinden sind oder gleich das Meer zwischen zwei Kontinenten.

„Unser Glücksprojekt nimmt wieder Fahrt auf“, berichtet Ursula Wussow – die Geschichte zu der Frage, was für die Menschen in Netphen und Kigali eigentlich Glück ist. Nach der Vollbremsung beim Ausbruch der Pandemie wird nun wieder an Chorgesang, Tanz und (Puppen-)Theater gearbeitet. Ursula Wussow zählt auf ein richtiges Event nach den Sommerferien, „wenn Projekte in Präsenz wieder möglich sind“.

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