Siegen-Wittgenstein. Die Corona-Pandemie verändert die Mobilitätsgewohnheiten der Menschen – so steigt die Zahl der Unfälle mit E-Bikes in Siegen-Wittgenstein.
Die Corona-Pandemie hat Einfluss auf die Mobilität der Menschen – der Berufs- und Pendlerverkehr ging im Jahr 2020 deutlich zurück, der Freizeitverkehr nahm zu. Für die Kreispolizeibehörde erfreulich: Die Zahl der Verkehrsunfälle in Siegen-Wittgenstein ist stark gesunken. Mit 8336 Unfällen waren es im vergangenen Jahr 1777 weniger als 2019 – ein Minus von 18 Prozent.
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Die Verkehrsunfälle mit Personenschäden nahmen um 54 Fälle (8 Prozent) auf 647 ab, ebenso die Anzahl der Verletzten auf 808 (minus 60/minus 7 Prozent). Die Entwicklungen der Verunglücktenzahlen in den Risikoaltersgruppen sind in nahezu allen Bereichen laut Polizei sehr positiv. Im Landesvergleich schneidet die Kreispolizeibehörde Siegen-Wittgenstein erneut sehr gut ab. Bedauerliche Entwicklung: Die Zahl der Unfalltoten stieg von 3 auf 9 Personen – nach dem niedrigsten Stand im Vorjahr nun neben 2015 der höchste Stand seit 2010. In der sogenannten Unfallhäufigkeit (Anzahl der Verkehrsunfälle bezogen auf 100.000 Einwohner, UHZ) belegt Siegen-Wittgenstein im NRW-Vergleich Rang 5 mit der UHZ 233.
66 Kinder wurden bei Unfällen in Siegen-Wittgenstein verletzt – eines starb
Bis auf einen Anstieg der Verunglücktenzahlen (Leichtverletzte, Schwerverletzte und Getötete) in der Altersgruppe der Jugendlichen sanken die Zahlen in den übrigen Altersgruppen. Tragischerweise musste 2020 erstmals seit 2015 wieder ein Kind als tödlich verletzter Unfallbeteiligter verzeichnet werden, ein Junge war mit einem Rasentraktor von einer abschüssigen Straße abgekommen und tödlich verunglückt. Ein weiterer für die Statistik bedeutsamer Unfall ereignete sich im August 2020, als ein Schulbus im Bereich Wilgersdorf beteiligt war. Hierbei wurden zwölf Kinder verletzt, ebenso zwölf Jugendliche – ein Stück weit, so die Polizei, relativiere dieser Vorfall den absoluten Anstieg bei den Jugendlichen.
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66 Kinder bis 14 Jahre wurden 2020 verletzt (2019: 68), eines starb. Weiterhin erlitten 53 Jugendliche bei Unfällen Verletzungen (2019: 32), ein Jugendlicher starb bei einem Motorradunfall Ende Juni in Freudenberg. Mehr als 40 Prozent waren Fahrer oder Beifahrer motorisierter Zweiräder, in 70 Prozent der Fälle waren sie als Verursacher beteiligt.
Senioren als Autofahrer an Unfällen beteiligt – zu 84 Prozent als Verursacher
130 junge Erwachsene wurden bei Unfällen verletzt (2019: 178). Bei den über 65-Jährigen waren es 100 Personen (2019: 100), eine starb (2019: 2). Bei den 279 Unfällen, an denen Senioren als Autofahrer beteiligt waren, wurden sie in 84 Prozent der Fälle (233) als Verursacher erfasst. 20 Senioren verunglückten als Fußgänger. Im Landesvergleich liegt Siegen-Wittgenstein 2020 bei allen Verunglückten und in den Risiko-Altersgruppen (Kinder, junge Erwachsene, Senioren) mit der „Verunglücktenhäufigkeitszahl“ (VHZ) im oberen Drittel. Bei den Senioren auf Rang 4, bewegt sich der Kreis bei den Jugendlichen im Mittelfeld.
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Laut Polizei liegt ein permanenter Anstieg bei verunglückten E-Bike-Fahrern vor. 2014 waren es noch fünf Verunglückte, 2020 dann bereits 40, davon 20 als Verursacher (zu 80 Prozent Alleinunfälle). Bei den anderen Fällen handelt es sich zumeist um Unfälle, bei denen E-Bike-Fahrer übersehen wurden. Zurückzuführen ist das auf die deutlich wachsende Zahl der E-Bike-Fahrer, die einen zunehmend größeren Anteil am Straßenverkehr ausmachen. Auch die Corona-Pandemie begünstigte das Fahrrad als Fortbewegungsmittel.
Vier Motorradfahrer starben 2020 in Siegen-Wittgenstein bei Unfällen
Auch die Zahl der verunglückten Fahrradfahrer stieg an (von 73 auf 85), hier erkennt die Polizeistatistik allerdings keinen grundsätzlichen Trend, die Zahl bewege sich im Rahmen der letzten Jahre. Vor allem jüngere Menschen sind unter den Unfallopfern. Bei den Motorradfahrern wurde mit 54 verunglückten Bikern der drittniedrigste Stand innerhalb der letzten zehn Jahre erreicht. Vier Kradfahrer starben 2020 bei Unfällen – 2019 keiner.
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Die Zahl der verunglückten Autofahrer ging von 405 auf 337 zurück, die Zahlen sanken auch bei den Beifahrern. 84 Fußgänger verunglückten (2019: 102). Zwei starben: Eine Frau wurde im März in Niederdresselndorf am Straßenrand von einem Auto erfasst, ein Mann in Kreuztal an einer Ampel. In nur 22 Fällen war der Fußgänger Verursacher.
Polizei Siegen-Wittgenstein legt Fokus weiter auf Tempoverstöße
„Vorfahrt/Vorrang“ (61) und „Abbiegen/Wenden/Rückwärtsfahren“ (101) machen einen Anteil von 47 Prozent an allen Unfällen aus, bei denen Personen zu Schaden kamen. Die Polizei weist darauf hin, dass bei Unfällen mit anderen Ursachen die Geschwindigkeit meist sehr schwer exakt zu ermitteln sei – eine Vorfahrtsverletzung dagegen ist meist eindeutig.
Unfallflucht vier Mal am Tag im Kreis
Die Zahl der Verkehrsunfälle mit Unfallflucht ging deutlich zurück, von 1762 auf 1515. Trotzdem kam es insgesamt im Schnitt vier Mal täglich im Kreis zu einer Verkehrsunfallflucht. 45 Prozent davon konnten aufgeklärt werden (2019: 38 %).
Die Aufklärungsquote hängt an verschiedenen Faktoren. Wichtig für die Ermittlungen sind objektive Unfallspuren, Beobachtungen von Beteiligten und Zeugen. Immer häufiger meldeten sich Geschädigte aber erst nach geraumer Zeit bei der Polizei – Spuren auszuwerten ist dann schwierig bis unmöglich.
Die Polizei bittet nachdrücklich, sofort via 110 zu informieren, wenn man Zeuge oder Geschädigter einer Unfallflucht geworden ist.
Weil schon geringe Geschwindigkeitsüberschreitungen in Kombination mit anderem Fehlverhalten die Unfallgefahr deutlich erhöhen, werden Tempoverstöße auch weiterhin einen Schwerpunkt der polizeilichen Verkehrsunfallbekämpfung bilden, kündigt die Behörde an. Alkohol und Drogen waren 29 Mal Unfallursache (2019: 30), Tempoverstöße 59 Mal (2019: 92).
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