Wilnsdorf. Der 56-jährige Rudersdorfer Johannes Schneider wird neuer Beigeordneter der Gemeinde Wilnsdorf.
Johannes Schneider wird neuer 1. Beigeordneter der Gemeinde Wilnsdorf. Der Rat hat den 56-jährigen Rudersdorfer am Donnerstag einstimmig gewählt.
17 Personen hatten sich um die Stelle beworben, die die Gemeinde ausgeschrieben hatte – eine Wiederwahl des bis Februar amtierenden Beigeordneten Helmut Eich hatte die Ratsmehrheit von SPD, BfW/FDP und Grünen nicht gewünscht. Unter den sechs Bewerbern, die die formalen Voraussetzungen an das Amt erfüllten, war Johannes Schneider der Favorit des Bürgermeisters. Hannes Gieseler richtete nach der Abstimmung an den Rat den „ganz herzlichen Dank, dass Sie meinem Vorschlag gefolgt sind.“
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Viel über sich selbst sagen musste der neue zweite Mann an der Verwaltungsspitze nicht mehr – er hatte sich bereits in den vergangenen Tagen allen Fraktionen vorgestellt: ein „fest verwurzelter Ur-Rudersdorfer“, wie er selbst über sich sagt, der seine Heimatgemeinde „wie meine Westentasche“ kennt: von Wanderungen und Radtouren mit der Familie, zu der vier Töchter zwischen 8 und 14 Jahren gehören, aus den Vereinen, irgendwie auch aus dem eigenen Gemüsegarten.
Stationen in Netphen und Neunkirchen
Nur zum Arbeiten musste er bisher immer auspendeln. 33 Jahre lang nach Netphen, wo er bis zum Stadtentwicklungs-Bereichsleiter aufstieg, dann sieben Jahre lang nach Neunkirchen, wo er im Rathaus den Fachbereich Schulen und Soziales leitete. Natürlich habe er die kommunalpolitische Entwicklung in Wilnsdorf mitbekommen, sagt er im Gespräch nach seiner Wahl, und über eine Bewerbung auf den Posten in der Heimatgemeinde nachgedacht. „Hannes Gieseler hat mich angesprochen“. berichtet Johannes Schneider. „Ich habe ihn abgeworben“, bestätigt der Bürgermeister, der sich nun mit seinem Amtskollegen in Neunkirchen verständigen muss, wann der seinen Fachbereichsleiter gehen lässt. „Ich habe ja noch meinen ganzen Jahresurlaub vom vorigen Jahr.“ Corona.. . So oder so: In der nächsten Ratssitzung, Ende April, wird der neue Beigeordnete vereidigt.
Gymnasium braucht fünfte Eingangsklasse
Mit 137 Anmeldungen kann das Gymnasium Wilnsdorf im nächsten Schuljahr fünf 5. Klassen bilden, wenn die Bezirksregierung die Mehrklasse erlaubt; im vorigen Jahr sind 95 Fünftklässler in dem regulär vierzügigen Gymnasium gestartet.
Die Realschule wird für 70 Kinder (Vorjajhr: 87) drei 5. Klassen bilden.
Die Hauptschule startet erstmals seit langem wieder mit zwei Parallelklassen: 29 Kinder wurden angemeldet (Vorjahr: 15)
Spezialgebiet: Schulen
Johannes Schneider wird – wie in Neunkirchen – für Schulen und Soziales, außerdem für das Ordnungsamt zuständig sein. „Die Schullandschaft liegt mir besonders am Herzen“, sagt er. Er wisse, welchen Ärger die Zusammenlegung von Grundschulen mache, in Neunkirchen wie zu Hause in Wilnsdorf. Und auch, wie unangenehm letzte Schuljahre in auslaufenden Haupt- und Realschulen sind: „Kein schöner Prozess.“
Die Gründung von Sekundarschulen habe er in Netphen und Neunkirchen begleitet – in Wilnsdorf möchte er das nicht noch einmal tun. „Mein Ziel ist es, die Hauptschule in Rudersdorf zu erhalten.“ Die brandneuen Zahlen sprechen für das gegliederte Schulsystem, das es im Siegerland nur noch in Wilnsdorf vollständig und in Reinkultur gibt: die Hauptschule zweizügig, das Gymnasium fünfzügig – letzteres, sagt Hannes Gieseler „halten wir auf Dauer nicht durch, sonst müssten wir anbauen.“
Und noch einmal Schule: Johannes Schneider sieht das große Thema in der Ganztagsbetreuung an Grundschulen, für die es in den nächsten Jahren einen Rechtsanspruch geben wird: „Darauf sollte man tunlichst vorbereitet sein.“
Rechte oder linke Hand
Bürgermeister Hannes Gieseler macht keinen Hehl daraus, dass er seinen Wunsch-Beigeordneten vor allem als Verwaltungsfachmann braucht – der im vorigen Herbst auf den Chefsessel gewählte Jurist ist da noch Neuling. Auch da will Johannes Schneider liefern: „Als rechte oder linke Hand des Bürgermeisters.“ Und als Parteiloser Misstrauen abbauen, das zwischen Rat und Verwaltung entstanden ist: „Die Dissonanzen habe ich mitbekommen, das kenne ich aus anderen Kommunen auch.“ Tatsächlich schätzt Johannes Schneider Harmonie wohl so sehr, dass er kein guter Parteipolitiker wird. „Mit Ihnen gemeinsam“, sagt er im Rat vor der Wahl, wolle er „an der Entwicklung unserer Gemeinde arbeiten“. Wobei er sich „ein bisschen Eigennutz“ gestatte: „Ich möchte, dass meine Kinder ihr Glück und ihre Zukunft im Siegerland finden“ – und nicht irgendwohin abwandern.
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