Netphen. Leerstände, weniger Besucher, städtebauliche Mängel: Die Netphener Bevölkerung soll am Innenstadtentwicklungskonzept mitwirken können.

Die Stadt Netphen macht Tempo bei der Innenstadtentwicklung. Der Stadt stehen Grundstücke zur Verfügung, die für die Neugestaltung 2003/04 erhaltenen Fördermittel sind nicht mehr gebunden – „jetzt ergibt sich die einmalige Möglichkeit die Kernstadt von Netphen neu zu überplanen und neu zu gestalten“, heißt es in der Vorlage der Verwaltung für den Stadtentwicklungsausschuss, der in seiner Sitzung am Montag, 8. März, ab 17 Uhr im Ratssaal das Startsignal geben soll.

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„In der Innenstadt von Netphen sind zunehmend leerstehende Geschäftslokale und ein Rückgang der Frequenz zu verzeichnen“, heißt es in der Bestandsaufnahme, „Teile der Innenstadt weisen städtebauliche Mängel auf, wirken unattraktiv und können zeitgemäßen Ansprüchen, insbesondere an Barrierefreiheit und der Wohn- und Aufenthaltsqualität nicht mehr genügen.“ Aus diesem Grund will die Stadt einen Innenstadtentwicklungsprozess einleiten. Ziele sollen eine „attraktive Innenstadt für alle Generationen“, „hohe Aufenthaltsqualität“, „gutes Angebot bei Einzelhandel und Gastronomie“ und die „zentrale Anlaufstelle für Fachdienstleistungen“ sein.

Da stehen in der Netphener Innenstadt Veränderungen an

Martinsheim: Das ehemalige Martinsheim war zuletzt von der Klinik Wittgenstein des Johanneswerk für eine psychiatrisch-psychotherapeutische Tagesklinik gemietet worden. Die Einrichtung ist ins Dreis-Tiefenbacher Telekom-Gebäude umgezogen, die Stadt hat das Gebäude gekauft. Für eine Übergangszeit will die Stadt die Räume für Jugendarbeit, Vereine und Schulen zur Verfügung stellen. Danach könnte das Gelände in eine größere Fläche einbezogen werden, auf die sich der bisherige Discountmarkt ausdehnen könnte. Im integrierten städtebaulichen Entwicklungskonzept (ISEK) werden aber auch ein „multimediales Museum“ und Co-Working-Spaces als Nutzung für das ehemalige Kinderheim vorgeschlagen.

Die Teilprojekte für die Siegener Innenstadt.
Die Teilprojekte für die Siegener Innenstadt. © Philipp Singer

Post: Erst Ende der 1980er Jahre ist an Ende des Neumarkts die Neubauzeile mit dem heutigen Norma-Discountmarkt und der Post errichtet worden. Die Post hat ihre Schalter recht bald wieder geschlossen, sie betreibt auf dem Gelände ihr Netphener Verteilzentrum. Die Stadt hat das Gebäude der luxemburgischen Fondsgesellschaft abgekauft, die zuletzt Eigentümerin war. 2023 endet der Mietvertrag der Post. Dann kann die Stadt das Grundstück für einen erweiterten Discounter nutzen.

Quartier Talstraße: Auf dem ehemaligen Schotterparkplatz ist ein Wohn-, Praxen- und Geschäftshaus entstanden. Zwischen diesem Neubau und dem Rewe-Markt stehen zwei Wohnhäuser, die inzwischen beide der Stadt gehören. Möglicherweise könne dort derselbe Investor zum Zuge kommen, sagt Bürgermeister Paul Wagener im Gespräch mit dieser Zeitung: „Wir werden uns zusammensetzen und sehen, wie sich unsere Planungen zur Deckung bringen lassen.“ Wagener schwebt eine „ein bisschen lichtere“ Bebauung vor, die sich zur Bahnhofstraße und dem nach dem Bau der Ortsumgehung neuen, dorthin verlegten Ufer der Sieg öffnet.

Chronik

Der letzte Innenstadtumbau liegt 20 Jahre zurück: Nach dem Bau des Rewe-Marktes (damals: Globus) ließ die Stadt an der Amtsstraße ihren Rathaus-Neubau mit der Sparkassenfiliale im Erdgeschoss errichten. In diesem Zuge wurde auch der Bereich zwischen Rathaus und Einkaufszentrum verändert. An der Ecke Lahnstraße/Amtsstraße entstand ein neues Wohn- und Geschäftshaus, der Rathausplatz wurde neu angelegt. Wenn die Stadt daran heute etwas ändert, muss sie die damals erhaltenen Fördermittel nicht zurückzahlen.

Die erste große Veränderung des in denn 1970er Jahren errichteten Einkaufszentrums erfolgte mit den Neubau von Post und Discountmarkt. Dafür wurde 1986 die Talschule abgerissen.

Hufeisenplatz: Bürgermeister Paul Wagener hält daran fest, dass dort keine Autos abgestellt werden müssen. „Wir haben Parkplätze genug.“ Der Platz gegenüber dem Rewe-Eingang soll Verweilzone mit gastronomischen Angeboten werden.

So will die Stadt Netphen beim Innenstadtausbau vorgehen

Für die Innenstadtentwicklung schlägt die Verwaltung drei Schritte vor, die von einem von Verwaltung und Ratsfraktionen gebildeten Arbeitskreis begleitet werden sollen.

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Analyse: Zu der Bestandsaufnahme, die naturgemäß am Anfang steht, gehört auch ein neues Einzelhandelskonzept. Damit rechnet die Stadt – wegen Corona verspätet – in der zweiten Jahreshälfte.

Planung: Bürgerinnen und Bürger sollen als „lokale Experten“ in die Planung einbezogen werden. Dabei entsteht ein Rahmenplan. Danach werden Prioritäten gesetzt, ein Fahrplan für die zeitliche Umsetzung aufgestellt, baurechtliche Voraussetzungen geschaffen und Fördermittel eingeworben.

Umsetzung: Schließlich wird gebaut. In dieser Phase sollen auch die privaten Immobilienbesitzer bei eigenen Maßnahmen begleitet werden. „Ein aktives Baustellenmarketing begleitet öffentlichkeitswirksam den Umbau und unterstützt die anliegenden Geschäfte.“

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