Siegen. Siegens Bürgermeister Steffen Mues erwartet eine hohe Nachfrage und hofft auf einen Branchenmix mit vielen zukunftsfähigen Arbeitsplätzen

Einen „Meilenstein in der bisherigen Entwicklung der Universitätsstadt Siegen“ nennt Bürgermeister Steffen Mues das geplante Gewerbegebiet „Martinshardt II“, insbesondere in Hinblick auf die Klimafreundlichkeit. Mit dem „bahnbrechenden“ Projekt, das in den kommenden Wochen in den Ausschüssen der Stadt „beraten und hoffentlich beschlossen“ werden soll, möchte die Stadt beweisen, dass Ökologie und Ökonomie sich keinesfalls ausschließen müssen.

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Siegen investiert 2,7 Millionen Euro in Planung und Grunderwerb

Seit Jahren beschäftige sich die Verwaltung bereits mit dem Gewerbegebiet Martinshardt II, so Steffen Mues, 2,7 Millionen Euro hat die Stadt bereits investiert – lediglich für den Grunderwerb und die bisherige Planung. Dazu zählten zahlreiche Untersuchungen der für ein Bauprojekt herausfordernden Landschaft. Das sei eben der Unterschied zwischen dem Münsterland und dem Siegerland, sagt Steffen Mues, dort müsse nur eine Straße durch ein Feld gezogen werden, „hier müssen halbe Berge weggesprengt werden.“

Neben den Bergbauerkundungsbohrungen wurden bereits Untersuchungen zum Lärm- und zum Artenschutz in Auftrag gegeben. In Folge dessen mussten fünf Ameisenvölker umgesiedelt werden. Im Investitionspaket 2021 der Stadt Siegen ist die Martinshardt II eines der größten Projekte.

Viele Hidden Champions im Siegerland

Das geplante Gewerbegebiet soll oberhalb der Martinshardt I liegen, es sei im Grunde eine Verlängerung, sagt Mues. 16,3 Hektar Nettofläche sollen für Unternehmen später zur Verfügung stehen, so viel wie das Gewerbegebiet Martinshardt/Oberes Leimbachtal insgesamt bietet. Es soll nachhaltig, ressourcenschonend und klimafreundlich werden und trotzdem – oder gerade deshalb – eine Top-Adresse für Firmen. Dabei hofft der Bürgermeister auf eine Mischung aus unterschiedlichen Branchen, die attraktive und zukunftsfähige Arbeitsplätze in die Stadt bringen sollen. Die Nachfrage sei bereits jetzt groß, obwohl noch gar keine konkreten Grundstücke zur Verfügung stünden.

Martinshardt/Oberes Leimbachtal als Vergleichsgröße

Das Lärmschutzgutachten hat ergeben, dass eine industrielle Nutzung nicht möglich ist, insbesondere aufgrund des Diakonie Klinikums Jung-Stilling. Alle Unternehmen im Gewerbegebiet Martinshardt/Oberes Leimbachtal dürften aber auch im neuen Gebiet ansiedeln, so Stadtbaurat Henrik Schumann.

Wie viele Firmen ins neue Gebiet kommen werden, sei noch völlig offen, die 27 Betriebe aus dem bestehenden Gebiet könnten aber ein Anhaltspunkt sein.

„Wir haben im Siegerland unheimlich viele Hidden Champions“, so Steffen Mues. Moderne und erfolgreiche Unternehmen stellten von sich aus zunehmend hohe Ansprüche an das ökologische Profil von Gewerbeflächen.

Pro Quadratmeter plant die Stadt aktuell 120 Euro zu nehmen. Dass dieser Preis oder die ökologischen Auflagen dazu führen könnten, dass die Flächen am Ende nicht vermarktet werden, fürchtet Mues nicht: „Diese Sorge wurde uns genommen.“ Die Wirtschaftsförderung habe sich intensiv mit ähnlichen Projekten anderer Kommunen beschäftigt – von denen es im Übrigen gar nicht so viele gebe.

Stadtbaurat Henrik Schumann geht davon aus, dass in einigen Jahren viele der geplanten Klimaschutzmaßnahmen ohnehin gesetzlich vorgeschrieben sein werden. Dazu gehören unter anderem die Energieversorgung durch Photovoltaik und die Bepflanzung der Dächer und Wege. Ein Alleinstellungsmerkmal soll ein städtisches Parkhaus mit 300 bis 500 Stellplätzen werden. Diese Plätze sollen verpflichtend an die Unternehmen vermietet werden.

Siegens Bürgermeister überzeugt von gutem Kompromiss

Um ein konkretes Datum zur Fertigstellung zu nennen, sei es noch zu früh, sagt Marlene Krippendorf, Leiterin der Stadtentwicklung, man wolle nun in die Debatte in den politischen Gremien einsteigen, auch Behörden und Öffentlichkeit müssen noch beteiligt werden. Parallel werde weiter an den Planungen für den Straßen- und den Bergbau gearbeitet, erst wenn diese abgeschlossen seien, könne es an die konkrete bauliche Umsetzung gehen. Sie hofft, dass Anfang nächsten Jahres ein Satzungsbeschluss gefällt werden kann.

Steffen Mues ist gespannt auf die politische Diskussion. Man könne immer noch mehr machen, was den Klimaschutz betrifft, und aus der Wirtschaft erwartet er Stimmen, die mehr Freiheiten wünschen. Doch der Bürgermeister ist überzeugt davon, dass der aktuelle Plan einen guten Kompromiss darstellt.

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