Siegen. Die Initiative „Siegen isst bunt“ möchte Menschen ein Gefühl für Nahrung vermitteln. Gesucht werden Menschen, die eine Gemüsepflanze aufziehen.
Wie pflege ich meine Gemüsepflanze bis zur Ernte und wie kann ich das Gemüse anschließend verwerten? Die Initiative „Siegen isst bunt“ bietet mit der Unterstützung vom Verein für Soziale Arbeit und Kultur Südwestfalen (VAKS) und Lebensmittel-Teilen e.V. das Mitmachprojekt „Gemüse sucht ein Zuhause“ an. Dazu werden generationsübergreifend Menschen gesucht, die eine junge Gemüsepflanze „adoptieren“ möchten.
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„Gemüse sucht ein Zuhause“: Der Hintergrund der Siegener Aktion
„Menschen schwindet der Bezug zu Lebensmitteln“, heißt es in einer Pressemittelung der Initiative Siegen isst bunt. Der Umgang mit Lebensmitteln habe sich über die vergangenen Jahrzehnte stark gewandelt. Die verschiedensten Produkte werden importiert und sind nahezu immer verfügbar: Die Wertschätzung von Lebensmitteln als Kulturgut gehe dadurch verloren. So werden beispielsweise jährlich rund 12 Millionen Tonnen Lebensmittel in Deutschland weggeworfen – 52 Prozent davon durch private Haushalte, so die Initiative.
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Außerdem gehe Wissen darüber, wie Obst und Gemüse verwendet werden kann, verloren. Junge Menschen hätten seltener die Fähigkeit, selbst aus frischen Lebensmitteln zu kochen: „Die Verbindung, welche zwischen dem Essen auf unserem Teller, den Arbeitsschritten auf dem Acker und in der Verarbeitung besteht, bleibt oft unerkannt. So verlieren die lokale Landwirtschaft und ihre Produkte langsam an Bedeutung“, heißt es weiter.
Die Idee: „Siegen isst bunt“ möchte vor allem jüngere und ältere Menschen erreichen
Bei dem Mitmachprojekt „Gemüse sucht ein Zuhause“ bekommen die Teilnehmer – besonders Kinder und Jugendliche sowie ältere Menschen sind angesprochen – die Möglichkeit, eine Gemüsepflanze zu adoptieren. Die gemeinsame Aufgabe des Gärtnerns verbindet Generationen. Ältere Menschen können ihre Erfahrung und Wissen teilen und finden so Anschluss in eine Gemeinschaft. Jüngere können neue Fähigkeiten erlernen und direkt umsetzen.
Idee verbreitet sich
Am Projekt beteiligt sind auch die Lebensmittelretter von „Foodsharing Siegen“, über die sich die Idee von „Gemüse sucht ein Zuhause“ in andere Städte verbreitet. In diesem Jahr kommt Gießen dazu.
Der Austausch erfolgt in einer digitalen Gruppe des Nachrichtendienstes Telegram. Dort werden Nachrichten und Bilder von den Erfahrungen geteilt. Neben den Teilnehmern verfolgen auch Experten der Initiativen den Austausch rund um den Gemüseanbau und stehen mit Antworten rund um die Pflanzengesundheit oder anschaulichem Infomaterial zur Seite. Die Lernerfahrungen werden aber auch durch Begegnungen auf persönlicher Ebene ergänzt – zum Beispiel durch gemeinsame Gartenarbeit oder Kochabende.
Erste Erfolge der Aktion „Gemüse sucht ein Zuhause“ in Siegen
Gemüse sucht ein Zuhause ist im Frühjahr 2020 gestartet. 41 Teilnehmende bekamen im April/Mai 2020 eine Chili-Pflanze der Sorte „Rotes Teufelchen“. Der Austausch durch Fotos und Nachrichten erfolgte dann über die Telegram-App, die Teilnehmer gestalteten dort sogar ein eigenes digitales Sticker-Set, um ihre Emotionen durch Gemüse-Emojis auszudrücken. Bisher konnten coronabedingt kaum gemeinsame Veranstaltungen stattfinden, aber das wollen die Teilnehmer ändern: Sie seien neugierig aufeinander und wollen sich bei einem Chili-Kochabend näher kennenlernen.
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Gebaut hat die Gemüse-Gemeinschaft bereits ein Hochbeet in einem Seniorenheim, das sich am Projekt beteiligt. In einer anderen Einrichtung wurden ein großer Gemüsegarten und ein mobiles Hochbeet angelegt. Wie beabsichtigt trug nicht nur das Gemüse Früchte: Den Bewohnerinnen und Bewohner tue die gemeinsame Arbeit sehr gut, sie freuten sich über die Gesellschaft und die Aufgabe, so die Heimleitung. Mit ihren Kompetenzen konnten sie dazu beitragen, dass der Garten gelingt.
Viele Teilnehmer, berichtet „Siegen isst bunt“, bauten eine enge Beziehung zu ihrer Pflanze auf: Einige gaben ihrer Pflanze sogar einen Namen, redeten regelmäßig mit ihr oder nahmen sie sogar mit in den Urlaub. Außerdem ergab sich noch ein weiterer Netzwerk-Effekt: Kinder, Eltern, Freunde und Nachbarn wurden in Anbau, Pflege, Ernten und erneutes Einsäen einbezogen. Überrascht hat die Initiatoren, dass die Siegener Jugendwerkstatt zu einem Chili-Wettbewerb aufgerufen hatte, nachdem man sich bei einer Saatgutbörse der Projektverantwortlichen Chili-Samen besorgt hatte.
Die Zukunft des Projekts
Das Projekt soll auf andere Gemüsearten und -sorten ausgeweitet werden – für dieses Jahr sollen zum Beispiel verschiedene Tomatensorten dazukommen. Nach der Ernte ist zum Saison-Ende eine öffentliche Veranstaltung mit gemeinsamer Verkostung geplant. Vorgesehen ist auch ein YouTube-Kanal, wo online lokale Videos rund um Vermittlung und Aufzucht von Gemüsepflanzen bereitgestellt werden können.
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