Weidenau. Aus der Idee zum Tag der offenen Tür wurde das FJM-TV – keine Notlösung nur für die Zeit der Pandemie.
Eine Schule. Sauber. Ruhig. Ohne Menschen. Kann man das FJM so vorzeigen? Geht eigentlich gar nicht, hat sich die Schulpflegschaft gedacht. Auf Youtube kann man noch die Teams-Konferenz sehen, mit der die Schule ihren Tag der offenen Tür ersetzt hat: Ein paar Erwachsene, die viel reden. Und viele Erwachsene, die gar nicht reden. Und Hannah. Das war der Anfang von FJM-TV.
Die Idee
Schulpflegschaftsvorsitzender Frank Schneider hatte nicht nur die Idee, sondern auch die richtige Mitstreiterin: Seine Stellvertreterin Anne Willmes und ihr Mann Markus Krczal, die selbst zwei Jungs an der Schule haben, sind vom Fach, sie vor allem als Moderatorin, er als Reporter von der WDR-Lokalzeit und anderen Sendungen bekannt. „Wir wollten das ein bisschen anders gestalten“, berichtet sie von der Aktion im November. Anne Willmes kannte Hannah Louisa Dietz noch aus Glück-Auf-Grundschule, als sie schon in der Musical AG aktiv und im Apollo auf der Bühne war – die Siebtklässlerin bringt mit Einspielern von verschiedenen Schulschauplätzen Leben in die Videokonferenz. Und das kam an.
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Direktor Rüdiger Käuser denkt an die bevorstehende Anmeldezeit, auch das Fürst-Johann-Moritz-Gymnasium ist darauf angewiesen, wahrgenommen zu werden. Ob man da nicht nachlegen könne? „Mich hat das sehr kreativ werden lassen“, sagt Anne Willmes. Die Ideen sprudeln: warum nicht eine TV-AG daraus machen, die über den Tag der offenen Tür hinaus arbeitet, auch dann, wenn die Pandemie wieder vorbei ist? Und weil es ja wichtig ist, dass Schule möglichst immer etwas mit Lernen zu tun hat: Die jungen Menschen sehen, wie sie auftreten, wie sie präsentieren, wie Informationen zustande kommen, wie Medien funktionieren und welche Technik dazu verwendet wird. Vor allem aber auch: dass jede Rolle vor und hinter der Kamera gleich wichtig ist. „Fernsehen ist Teamarbeit.“
Termine
In Siegen werden Anmeldungen zu den vier städtischen Gymnasien, zu den beiden Realschulen und zur Achenbacher Hauptschule vom 20. bis 25. Februar entgegengenommen.
Einen Überblick über das Angebot der weiterführenden Schulen in Siegen und dem Siegerland gibt unsere Seite schulen-siegerland.
Auf Sendung
Hannahs Moderatorenpult steht im Klassenraum von Martin Klaus. Er ist Erprobungsstufenkoordinator, kann derzeit allenfalls ein Kind und ein Elternteil zugleich durch die Schule führen. Und er ist Klassenlehrer von Hannah. Und von Mats. Mats Julius Pfeiffer wird der Reporter von FJM-TV. Gecastet hat ihn Martin Klaus nach einem so einfachen wie überzeugenden Maßstab: „Ich kannte ihn ja.“ 15 Minuten FJM TV sind seit Anfang Februar im Netz. Mats zieht durch die Gebäude, interviewt den Klassenlehrer, der gerade einen angehenden Fünftklässler durchs Haus führt, den Hausmeister, die Sekretärin, die Englischlehrerin mit ihrer 9 in der Videokonferenz und den Musiklehrer allein an der Orgel. Und Hannah steuert Wissenswertes dazu, zum Beispiel über die Dalton-Stunden, in denen selbstständig und nach eigenem Plan gelernt wird.
„Ich habe mich gefreut“, sagt Hannah, „das war eine totale Abwechslung“ – denn zum Drehen durfte sie endlich noch mal in die Schule. „Ich war lange nicht beim Friseur“, stellt Mats spätestens nach dem Blick aufs fertige Video fest. Aber: okay. „Wir haben viele positive Kommentare bekommen.“ 500 Likes, das ist eine Menge. Mehr als der „Fürst aktuell“, der Rundbrief des Direktors. Mats hat richtig Feuer für den Reporter-Job gefangen. „Ich möchte bis zum Abi dabei bleiben, vielleicht auch danach.“
Zukunftspläne
Martin Klaus spinnt die Idee weiter: eine wöchentliche AG von 12 bis 15 Leuten könnte daraus werden, bei den Künstlern wäre vielleicht Platz für ein Mini-Studio - später einmal. In dem die Schülerinnen und Schüler dann auch selbst die Regie übernehmen und die Eltern sich zurückziehen. „Wir wollen nicht die erste Geige spielen“, sagt Anne Willmes, „wir wollen nur zeigen, wie`s geht.“ Der Lehrer freut sich auf das neue Medium, zumal die Schülerzeitung strebergarten kränkelt. „Die Schüler wolle nicht so viel lesen“, weiß Martin Klaus, „und auch nicht so viel schreiben.“
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Ideen, was FJM-TV zeigen könnte, wenn die Schule erst wieder voll ist, gibt es reichlich: „Vielleicht mal was mit Sport“, überlegt Mats, der aber auch gern mal eine Lehrerkonferenz übertragen möchte. Markus Krczal, der Reporter-Profi, schlägt Lerntipps vor. „Vielleicht habe ihr ja auch witzige Typen, die Versuche in Chemie oder Physik machen.“ „Ich würde mal gern zeigen, wie Schwimmunterricht abläuft“, kündigt Hannah an: Zu sehen wäre dann viel Vorher und Nachher mit Hin- und Zurückfahren und Warten und Umziehen. Und sehr wenig Wasser, weil die Zeit knapp ist.
FJM-TV soll keine Dauerwerbesendung sein– da ist die Premiere wohl eher die Ausnahme, zumindest bei der Auswahl der Protagonisten und ihrer Argumente: mit dem angehenden Fünftklässler, der von seinem großen Bruder weiß, dass hier viele nette Menschen sind. Und dem Neuntklässler, der das Homeschooling lobt: „Besser, als bei offenem Fenster in der Kälte herumzusitzen.“ Zumindest eine Kehrseite von Schule wird vielleicht schon die nächste Ausgabe von FJM-TV deutlicher machen, die erscheinen soll, wenn die Klassenräume wieder voller sind. Früh aufstehen und sich ordentlich anziehen müssen – das kann zumindest in dieser Kombination lästig werden.
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