Siegen. Weniger Bewegung, mehr Sitzen vorm Laptop: Zwei Siegener Ärzte sprechen über Bewegung von Kindern in der Corona-Zeit und geben Tipps für Eltern.

Mit Freunden Fangen oder auf dem Spielplatz Verstecken spielen, einmal die Woche Turnen im Sportverein. Das alles geht wegen der Corona-Pandemie nur ohne Freunde und ohne Vereine – da bleibt für Kinder nicht mehr viel übrig, was sie zu mehr Bewegung motivieren würde. Stundenlanges Rumsitzen vor dem Computer, öfter mal einen Film auf dem Sofa schauen – so geht es vielen Kindern während des Lockdowns.

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„In den letzten Monaten kamen vermehrt Eltern auf mich zu, die mich darauf aufmerksam machten, dass ihre Kinder zugenommen haben“, sagt Dr. Herbert Vitt aus Weidenau. Das Einzige, was der Kinderarzt raten kann: „Bitte geht raus an die frische Luft.“ Die kälteren Temperaturen können dazu beitragen, dass das Immunsystem gestärkt wird. Auch in Zeiten von Corona gilt: Ein Kind bis 10 Jahren sollte sich mindestens eine Stunde am Tag draußen bewegen.

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Dr. Vitt weiß, dass sich das Rausgehen an Tagen mit schlechtem Wetter schwierig gestalten kann. „Dennoch versuchen“, ist sein Rat. Es gibt gute Regenausrüstungen, die vor dem Wetter schützen.

Siegener Kinder verbringen im Lockdown mehr Zeit an Handy und Laptop

Außerdem spricht er die Empfehlung aus, dass Kinder nicht länger als eineinhalb Stunden pro Tag vor dem Fernseher oder dem Laptop verbringen sollten. Diese Empfehlungen gelten aber nicht nur im Lockdown und anlässlich der Corona-Pandemie, sondern generell, betont Dr. Vitt.

Kindertraining-Videos

Auf YouTube gibt es beispielsweise den Kanal: „Bewegung macht Spaß!“ Dort werden kindgerechte Sportübungen präsentiert.

Die Videos sind unterschiedlich lang. Die einzelnen Übungen werden mit Musik und Sounds unterstützt. Einzelne Videos des Kanals haben knapp 400.000 Aufrufe.

Chefarzt Dr. Gebhard Buchal von der DRK-Kinderklinik Siegen ist Facharzt für Kinder- und Jugendmedizin und hat ebenfalls Beobachtungen gemacht, dass Kinder während der Corona-Zeit an Gewicht zugenommen haben: „Eltern sind auf uns zugekommen und haben ihre Sorgen geschildert, dass ihr Kind immer weniger das Haus verlässt und dadurch schneller zunimmt“, sagt er.

Er weißt, dass die Fachgesellschaft Adipositas im Laufe der letzten Monate ihr Programm an die Folgen der Corona-Pandemie angepasst hat.

Siegener Kinderärzte raten: Bewegung in den Alltag integrieren

„Die Kinder sind immer mehr am Handy oder hängen vor dem Tablet rum und essen dabei Chips. Die Gefahr für Diabetes der Stufe zwei steigt da leider an“, sagt der Chefarzt. Er rät: Anstelle von Chips und Cola sollten ein ungesüßter Früchtetee, Obst und Gemüse ihren Weg auf den Tisch finden. „Eltern sollten generell ihre Kinder zur Bewegung motivieren und beim Naschen reglementieren“, rät er. Eltern sollen als Vorbilder vorangehen.

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Er empfiehlt, Bewegung und Sport in den Alltag zu integrieren – eine Stunde am Tag ist schon ausreichend. Das muss auch nicht am Stück passieren, sondern kann auch in einen halbstündigen Spaziergang morgens und abends aufgeteilt werden. Wenn es einen Hund in der Familie gibt, sollten ältere Kinder ihn öfter ausführen: „So kann man die Bewegung leicht in den Alltag integrieren. Das Kind soll Spaß an Bewegung haben. Bei kleineren Kindern kann man zum Beispiel das Laufrad mitnehmen“, sagt Dr. Buchal.

Er sagt ebenfalls, dass es wichtig ist, bei kaltem und nassem Wetter das Haus zu verlassen – Bewegung an der frischen Luft sei am besten. „Wenn das Wetter überhaupt nicht mitspielt, können Eltern auch auf YouTube nach Sportvideos suchen und gemeinsam mit dem Kind eine Rund Sport in der Wohnung treiben.“ Es müssen keine speziellen Kindersport-Videos sein, Kindern könnten auch an einer Sporteinheit für Erwachsene Spaß finden.

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