Kredenbach/Erndtebrück. Tobias Scheffe aus Kredenbach mag es extrem: Bei Minus 18 Grad übernachtet er im Benfetal im Zelt – und wacht morgens trotzdem gut gelaunt auf.
„Im Zelt hatte ich Minus 18 Grad“, sagt Tobias Scheffe am Freitagmorgen gegen 7 Uhr. So langsam wird es hell im Benfetal bei Erndtebrück. Das Digital-Thermometer liegt im Schnee und zeigt Minus 23 Grad an. „Ich habe sehr gut geschlafen und bin fit.“
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Der 46-Jährige hatte am Donnerstagabend seinen Schlafsack und sein Zelt ins Auto gepackt und vorab geschaut, an welcher Stelle in der Region es am kältesten ist. „Ich habe schon einmal im Winter im Benfetal übernachtet. Das war 2016 und wohl die kälteste Nacht, die ich jemals erleben werde. Da hatten wir Minus 31 Grad. Das wird schwer zu toppen sein“, sagt Tobias Scheffe. Der gelernte Gas- und Wasserinstallateur wohnt im Kreuztaler Ortsteil Kredenbach. Hätte er dort die Nacht im Freien verbracht, wäre es deutlich wärmer gewesen. Gegen 6.30 Uhr waren es in seinem Wohnort jedenfalls „nur“ Minus 14 Grad. Aber in dieser Nacht zog er ja einen anderen Schlafplatz vor.
Tobias Scheffe aus Kredenbach: Nur Teddy Charly kommt zum eisigen Zelten mit
„Irgendwann hatte ich zwar mal ein wenig die Knie kalt, aber sonst konnte ich es im Schlafsack gut aushalten“, berichtet Tobias Scheffe. Erstaunlich: Denn während sich viele Menschen bei diesen Temperaturen eine Wärmflasche mit ins Bett nehmen und warme Socken anziehen, krabbelte der Kredenbacher kurz nach Mitternacht nur mit Unterhose und Socken bekleidet in seinen Schlafsack.
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Spannend war es vorher, als er nur im Stirnlampenlicht sein Zelt nahe des kleinen Flusses Benfe aufgebaut hatte. Keine Menschenseele war dabei. Nur Teddy Charly. Der Bär, den seine Tochter Lea vor rund 13 Jahren geschenkt bekommen hatte, begleitete den Kredenbacher schon nach Belgien, Holland, in die Schweiz, nach Dänemark, Schweden, Österreich und Norwegen.
In Norwegen auf den Geschmack gekommen
In Norwegen fingen seine extremen Freizeitbeschäftigungen ursprünglich an. „Da war ich mit meinem Freund Lasse. Irgendwie fanden wir die Idee cool, einfach mal ‘ne Nacht draußen zu pennen. Lasse fand das wohl nicht so berauschend. Obwohl wir da 10 oder 15 Grad hatten“, erinnert sich Tobias Scheffe. Ihn selbst hat danach die Jagd gepackt. Nicht nach Tieren, sondern nach extremen Erlebnissen. So kam es 2016 zur ersten Übernachtung in Benfe bei besagten Minus 31 Grad. Im Februar 2018 schlief er ohne Zelt und Schlafsack unter freiem Himmel in Kredenbach. „Da war ich nur mit ein bisschen Laub zugedeckt. Natürlich hatte ich da mehr Kleidung an und es war auch nicht so kalt“, erzählt er.
Zu kalt für Tinte
Mitschreiben fiel unserem Autor Kai Osthoff beim Gespräch mit Tobias Scheffe übrigens schwer: Bei den eisigen Temperaturen verweigerte der Kugelschreiber nämlich seinen Dienst.
Die Temperaturen sollen Mitte der Woche wieder steigen.
Als er am Morgen im Benfetal um kurz nach 7 seinen Kopf aus dem Zelt reckt, ist er schon zu Späßen aufgelegt. „Auch wenn ich mir die Jahreszahlen nicht so gut merken kann, die Erinnerungen sind immer noch gespeichert“, sagt Tobias Scheffe. Er selbst sagt über sich, lieber den schmalen Pfad laufen zu wollen, wo andere Menschen die breit ausgebaute Straße bevorzugen. „Ich mag es, an meine Grenzen zu gehen. Und vielleicht noch einen Schritt darüber hinaus.“
Von Kredenbach zu Fuß nach Marburg: 82 Kilometer in 23 Stunden
Es muss dabei nicht immer kalt sein. Da war zum Beispiel seine spontane Maiwanderung, mal eben von Kredenbach nach Marburg. 82 Kilometer in 23 Stunden. „Mitgekommen ist da keiner meiner Bekannten. Denen war das wahrscheinlich ein wenig zu weit“, lacht Tobias Scheffe. Im vergangenen Jahr hat er in vier Tagen die Siegwanderung auf sich genommen. Das waren rund 180 Kilometer, im Gepäck nur sein Handy und 50 Euro. Von der Quelle bis zur Mündung hat ihn sein Weg geführt.
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Stellenweise war er entkräftet und von Regenschauer völlig durchnässt. Doch die gute Laune hat er bei seinen Touren nie verloren.
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