Siegen/Hagen. Sein erstes Semester an der Uni Siegen hat Levi Schmehl sich anders vorgestellt. Fast alles findet online statt, der persönliche Kontakt fehlt.

Levi Schmehl hat Kopfhörer auf den Ohren und ein Mikrofon vor seinem Gesicht. Er ist Student in Siegen, sitzt aber zurzeit in seinem WG-Zimmer in Hagen. Seine Studentenwohnung in Siegen hat er in seinem ersten Semester an der Siegener Universität kaum benutzt und er überlegt, auch wieder komplett nach Hagen zu ziehen. Denn für die Online-Uni muss er nicht in Siegen sein. Er studiert seit Oktober letzten JahresPhilosophie und englische Literatur. Er hat sich sein erstes Semester definitiv anders vorgestellt.

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Corona-Krise und Lockdown: Online-Uni Siegen

„Ich hatte zu Beginn des Semesters ein paar Kurse in Präsenz an der Uni. Das war wirklich toll. Ich habe sogar nach den Kursen ab und zu mit meinem Professor auf dem Flur über weitere Literatur gesprochen“, erinnert sich der Student. Er vermisst auch den direkten Austausch mit seinen Kommilitonen. Es sei schwierig, sich eineinhalb Stunden vor seinem Computer auf eine Vorlesung zu konzentrieren: „Das Live-Erlebnis ist einfach besser!“ Im September bekamen Levi Schmehl und seine Kommilitonen noch die Information, dass ihr erstes Semester ein Hybrid-Semester werden sollte: Präsenz- und Onlineveranstaltungen gemischt.

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Aus diesem Grund entschied sich der gebürtige Hagener, eine Wohnung in einem Studentenwohnheim zu mieten: „Ich wollte vor Ort sein und nicht ständig pendeln müssen. Ich wollte die Stadt kennenlernen.“ Jetzt ist er lieber in Hagen, in seiner alten WG, die er noch nicht gekündigt hatte. Hier sei er nicht so einsam, hätte seine Familie und Freunde um sich. „Natürlich habe ich schon ein paar Freunde bei mir im Studiengang gefunden, aber die sehe ich immer nur online.“

Uni Siegen: Neue Freunde findet Student Levi Schmehl in diesem Semester nur online

Sie treffen sich auf Discord, einer Plattform für Videokonferenzen und Chats. Dort verabredet er sich mit seinen Kommilitonen regelmäßig zu Gesprächen oder auch Onlinespielen, um YouTube-Videos zusammen zu gucken oder auch mal aus der Ferne ein Bier miteinander zu trinken: „Manchmal träumen wir davon, bald mal zusammen in eine Kneipe gehen zu können.“

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Generell hätte er sich mehr Planungssicherheit gewünscht. Somit hätte er sich gar nicht erst eine Wohnung suchen müssen. Aber auch was die anstehenden Klausuren angeht, hätte er sich ein bisschen mehr Planung gewünscht. „Einige Professoren haben sich Lösungen einfallen lassen, wie sie die Klausuren auch online durchführen können. Andere haben die Klausuren jetzt recht kurzfristig um zwei Monate nach hinten verschoben. In der Hoffnung, sie dann in Präsenz durchführen zu können.“

Semester unter Corona-Bedingungen: Online-Prüfungen an der Universität Siegen

Levi Schmehl findet, dass Professoren von vorneherein mit einer Onlineklausur hätten planen können und müssen. Weil Kommilitonen nur ein Tablet zu Verfügung hatten, konnten sie erst nicht an einer Probeklausur teilnehmen – die Klausur war auf den Geräten einfach nicht abspielbar. Sowas geht nicht, findet Levi Schmehl: „Sowas sollte vorher geplant und auch durchdacht werden.“ Dass eine Onlineprüfung gut funktionieren kann, hat der Student schon erlebt. Eine Prüfung fand durch ein Online-Quiz statt. Dort musste er die richtigen Antworten auf einer Internetseite ankreuzen oder auch einen Text schreiben. „Das lief echt gut. Es gab einen Timer, der die verbleibende Zeit angezeigt hat. Ich konnte ganz entspannt von zu Hause aus arbeiten. Das war schon eine entspannte Prüfung.“

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Während der Klausuren müssen die Studierenden ihre Kameras einschalten: „Ich vermute mal, dass sie sehen wollen, dass wir es auch sind, die die Prüfung schreiben.“ Die Möglichkeiten, bei einer Onlineklausur zu spicken, sind natürlich groß: Ein Zettel über dem Laptop, ein anderer auf einem Stuhl neben dem Schreibtisch. „Ich habe gehört, dass sie Professoren aber damit rechnen und die Klausuren extra so konzipieren, dass das Spicken zu viel Zeit in Anspruch nehmen würde.“

Levi Schmehl kann sich nicht vorstellen, dass er sein komplettes Studium nur online erleben wird. Er hofft sehr, dass er und seine Kommilitonen bald das normale Studentenleben führen können, das er sich in seinem Kopf schon so schön ausmalt.

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