Siegen-Wittgenstein. Zuerst wurde in Heimen geimpft. In Siegen-Wittgenstein wohnen aber überdurchschnittlich viele Hochbetagte zu Hause.

Warum wurden in Siegen-Wittgenstein bisher prozentual weniger Menschen gegen das Coronavirus geimpft als in anderen Kreisen? Der Grund, so die am Donnerstag verbreitete Erklärung aus dem Kreishaus, sei die „Erfolgsgeschichte“ der Kreis-Initiative „Leben und Wohnen im Alter“.

Überdurchschnittlich viele werden ambulant versorgt

„Mit dem Programm ‚Leben und Wohnen im Alter‘ arbeiten wir seit vielen Jahren erfolgreich daran, es älteren Menschen zu ermöglichen, so lange wie möglich in den eigenen vier Wänden zu wohnen – was auch deren Wunsch entspricht. Der Umzug in ein Pflegeheim sollte immer nur die letzte Alternative sein. Deshalb setzen wir konsequent auf ambulante Versorgung, und das mit messbarem Erfolg“, erläutert Landrat Andreas Müller, Siegen-Wittgenstein pro 100.000 Einwohner habe die zweitwenigsten Heimbewohner in Westfalen-Lippe. In Siegen-Wittgenstein leben 754 Personen pro 100.000 Einwohner in stationären Pflegeeinrichtungen. In Westfalen-Lippe waren es nur in Gütersloh mit 666 noch weniger.

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Bisher, in der ersten Impfphase, seien primär Bewohnerinnen und Bewohner von Senioren- und Pflegeheimen geimpft worden. „Unsere niedrige Heimplatzquote führt damit zum jetzigen Zeitpunkt auch automatisch zu einer niedrigen Impfquote“, erläutert der Landrat.

Hinzu kämen weitere Faktoren wie gekürzte Impfmengen, abgesagte Impftermine und der völlige Impfstopp Mitte Januar. Trotzdem bleibe am Ende eine Erkenntnis: „Wenn in ganz NRW alle Menschen, die in Heimen wohnen, geimpft worden sind, werden wir in Siegen-Wittgenstein immer noch eine schlechtere Quote haben, weil bei uns einfach prozentual weniger Menschen in Heimen leben.“

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Weg ins Impfzentrum ist zu weit

Der erfolgreiche Weg von „Leben und Wohnen im Alter“ habe eine weitere Konsequenz, erläutert Andreas Müller: „Wer sich mit Gehhilfe, Rollator oder Rollstuhl in der eigenen Wohnung bewegen kann, ansonsten aber auf Hilfe angewiesen ist, wird nicht so einfach nach Eiserfeld ins Impfzentrum kommen können. Und von diesen ambulant betreuten Menschen gibt es bei uns prozentual besonders viele. Das macht noch einmal deutlich, wie dringend wir dezentrale Impfangebote benötigen: etwa als kleine Impfaußenstellen des Impfzentrums, in größeren Arztpraxen oder analog zum Blutspendebus mit mobilen Angeboten.“

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