Geisweid. Im Siegener Bauausschuss gehen die Meinungen auseinander, ob sich ein Discounter auf dem Elih-Grundstück positiv auf Geisweid auswirken würde.

Ob ein Aldi auf dem Elih-Gelände in Geisweid dem Stadtteil gut tun, oder ob er der leerstandsgebeutelten Fußgängerzone den Rest gibt – daran scheiden sich die Geister. Der Bauausschuss votierte am Dienstag mit 10 zu 6 Stimmen dafür, eine Verträglichkeitsstudie in Auftrag zu geben, die das klären soll. Grüne, Volt, FDP und Linke hegen große Zweifel und stimmten dagegen. Ob die Studie, die bei einem Ergebnis pro Discounter konkretere Planungen anstoßen soll, kommt, hängt nun von der ebenfalls erforderlichen Zustimmung des Aussschusses für Stadtentwicklung, Wirtschaftsförderung, Stadthallen und Liegenschaften am 18. Februar ab.

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Ein neuer Aldi in Geisweid: Argumente pro

„Die SPD-Fraktion unterstützt das natürlich“, sagte Thomas Christian. „Wenn es noch mit Wohnraum und einer Kita verbunden ist: um so besser.“ Vorgesehen ist eine entsprechende Mischnutzung, in der der Discounter – wobei faktisch immer ausdrücklich von Aldi die Rede ist und exakt dieses Unternehmen auch seit Jahren immer wieder von Menschen im Stadtteil gefordert wird – einen Teil darstellt. Geisweids Hauptproblem, fuhr Thomas Christian fort, sei „der Abfluss von Kaufkraft aus dem Stadtteil. Deshalb brauchen wir diesen Discounter als zusätzlichen Anker.“ Dieser Standort sei „die letzte Möglichkeit“, denn alle anderen potenziellen Areale hätten sich in den vergangenen Jahren als nicht geeignet erwiesen.

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Ähnlich sah es Mark Rothenpieler für die CDU. Ein Aldi an dieser Stelle sei „nicht nur ein Anker, sondern ein Magnet. Wir hoffen auf eine positive Entwicklung des Grundstücks.“

Ein neuer Aldi in Geisweid: Argumente Contra

„Meine Befürchtung: Dieses Zentrum wird eine klassische Konkurrenzsituation zur Geisweider Mitte aufbauen, die langfristig eher negativ auf die Entwicklung im Stadtteil wirken wird“, hielt Ansgar Cziba (Grüne) dagegen. Seine Fraktionskollegin Angela Jung blickte zurück. „Diese Diskussion wurde damals schon im Stadtentwicklungsausschuss geführt, als Lidl angesiedelt wurde“, sagte sie – eine Filiale dieses Discounters gibt es in diesem Bereich bereits. „Ich habe damals nicht zugestimmt.“ Nach der Lidl-Eröffnung sei es zu einem Ladensterben in der Fußgängerzone gekommen, die Entscheidung für die Ansiedlung habe sich aus ihrer Sicht im Nachhinein als Fehler herausgestellt. Wenn jetzt noch ein Aldi käme, „können wir die Einkaufsstraße umbauen. Die ist dann tot.“

Unabhängige Gutachter

„Wir haben ein großes Problem“, sagte Ansgar Cziba. Wenn der Vorhabenträger für die Verträglichkeitsstudie ein Gutachten in Auftrag gäbe, „da weiß man ja jetzt schon, was da rauskommt“.

Tatsächlich, das betonte Stadtbaurat Henrik Schumann, gebe die Stadt dieses Gutachten in Auftrag und bezahle es auch.

Raimund Hellwig (FDP) regte an, zunächst die Folgen der Corona-Pandemie auf den Einzelhandel abzuwarten. „Mit Lidl und Aldi noch einen Einkaufsschwerpunkt zu schaffen, ist ein riskantes Spiel.“ Christian Welter (Volt) betonte, es sei „ein Irrglaube, dass ein Discounter eine Stadt belebt. Da fahren die Menschen mit dem Auto hin – und wieder weg.“

Das sagt die Verwaltung

„Ich weiß nicht, ob wir blühende Landschaften in der Geisweider Fußgängerzone hätten, wenn Lidl nicht da wäre“, sagte Stadtbaurat Henrik Schumann und verwies auf den allgemeinen Strukturwandel im Einzelhandel. Laut Vorlage soll die Verträglichkeitsstudie ausdrücklich klären, ob ein neuer Discounter auf dem Elih-Gelände die derzeitige Einkaufsstraße, in der es bereits zahlreiche Leerstände gibt, weiter schädigt. Nur, wenn das verneint wird, würden die nächsten Schritte folgen: Ein Verkehrsgutachten, um eine Überlastung der Straßen rund um das Elih-Grundstück auszuschließen, sowie Änderungen im Bebauungsplan und im Flächennutzungsplan. Und natürlich im Einzelhandelskonzept von 2013, dass für dieses Gebiet Läden mit Lebensmitteln und Drogeriebedarf ausschließt.

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Die Vorzeichen für ein Gelingen des Projekts seien nun besser als in der Vergangenheit, sagte der Stadtbaurat. „Die Eigentümer sind, anders als früher, auf uns zugekommen“, sie hätten eine deutliche Bereitschaft zur Zusammenarbeit mit der Stadt gezeigt. Zu bedenken sei in jedem Fall: „Es ist eine private Entwicklung“, so Henrik Schumann. „Wir haben da keinen Quadratmeter Grundstück.“ Gleichwohl liege es an Politik und Verwaltung, Baurecht zu schaffen. Eine grundsätzliche Offenheit für einen neuen Discounter, um die Nahversorgung in Geisweid zu verbessern, ist der Vorlage zu entnehmen.

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