Siegerland. Das Portal für die Vergabe von Corona-Impfterminen ist überlastet. Auch einige Siegener Senioren müssen deshalb nun länger auf Termine warten.
Auf die Impfung hatten sich Barbara und Burkhard Leidel gefreut; auf die Aussicht einer Rückkehr zur Normalität, zur Sicherheit. Doch als das Ehepaar aus Geisweid, beide über 80, vergangene Woche das zur Terminvereinbarung eingerichtete Online-Portal nutzen möchte, funktioniert nichts. Einen Termin zu bekommen erweist sich als unmöglich, der Frust ist groß. Wie den Leidels ging es vielen Seniorinnen und Senioren.
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Das Ehepaar hatte ein Schreiben bekommen, in dem der Weg zum Impftermin erläutert war. Mit der Adresse der Online-Plattform (www.116117.de) und der Telefonnummer der Hotline hätte es laut Anleitung klappen sollen. „Wir haben das auch gefunden“, sagt Barbara Leidig, 81, die sich gleich am Montagmorgen vergangener Woche an den Computer setzte und mit diesem auch gut zurecht kommt. Auch der für die Buchung erforderliche Code wurde per SMS aufs Smartphone geschickt. Aber was auch immer die Leidels taten, es kamen Fehlermeldungen und der Hinweis „Erster Termin nicht bestätigt“.
Plattformpannen bei Vergabe der Impftermine: Das berichten Betroffene
Die Eheleute vermuteten bereits eine Überlastung des Portals und der Hotline und verschoben ihre Bemühungen folglich auf den Dienstag, wenn der erste Ansturm vorbeisein würde. Doch die Probleme wiederholten sich. Mittwoch hieß es dann, dass die Kapazitäten erschöpft seien und es keine Termine mehr bis Ende März gebe.
„Das hat uns richtig getroffen“, sagt Barbara Leidel. „Es macht uns Sorge – und wir sind eigentlich sehr positiv.“ Ihr Mann Burkhard, 84, sei aufgrund seiner Vorgeschichte Risikopatient. „Wir haben uns sehr zurückgehalten, sind im Haus geblieben. Die Einkäufe mache ich, und das möglichst selten“, berichtet Barbara Leidel. Die Impfung, so hoffen die beiden, gibt ihnen Freiheit und Sicherheit zurück. Ein Termin Ende März bedeutet aber zwei Monate länger Isolation und Einschränkungen.
Hinzu kommen der Ärger und der Frust über die technischen Schwierigkeiten – für die Nutzerinnen und Nutzer mitunter die Schuld bei sich selbst suchen (wo sie aber im Fall der Impfportalpannen definitiv nicht liegt). „Wir haben mehrere Leute im Bekanntenkreis, denen es so geht wie uns. Und die, bei denen es mit einem Termin geklappt hat – da haben sich die Kinder gekümmert.“
Plattformpannen bei Vergabe der Impftermine: Das sagt die Kassenärztliche Vereinigung
„Es gab einiges an technischen Problemen, die aus einem Zusammenbruch der Systeme am Montag resultierten“, räumt Vanessa Pudlo, Pressesprecherin der Kassenärztlichen Vereinigung Westfalen-Lippe (KVWL) ein. Die KVWL ist zuständig für die Terminvergabe in der Region. Die Serverkapazitäten seien im Zuständigkeitsbereich „natürlich hochgefahren“ worden. „Wir haben mit Schwierigkeiten gerechnet. Aber nicht mit so einer Nachfrage“, sagt die Sprecherin.
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Pro Stunde habe es etwa 2,5 Millionen Zugriffe auf das Portal gegeben – dabei lebten nur rund 350.000 derzeit Impfberechtigte in Westfalen-Lippe. Die hohen Zugriffsraten erklären sich einerseits über die technischen Schwierigkeiten – wer nicht durchkommt, versucht es logischerweise immer wieder. Andererseits „haben wir gesehen, dass Leute es über mehrere Endgeräte gleichzeitig versucht haben“, wenn Menschen etwa Kinder, Enkel oder Freunde hinzuzogen, die es parallel probierten. Das überlastete die Systeme zusätzlich. Es erklärt aber auch, wieso diejenigen Seniorinnen und Senioren, denen Angehörige halfen, bessere Chancen auf erfolgreiche Terminvereinbarung hatten.
Impftermine in Siegen und Umgebung: „Immer weiter versuchen“
Mit einer weiteren Altersstaffelung hätte sich die Situation vielleicht entzerren lassen – wenn also beispielsweise zunächst nur die über 85-Jährigen den Aufruf erhalten hätten. „Das war aber politisch nicht gewollt“, sagt Vanessa Pudlo. Die Variante, den Menschen einfach Termine zuzuweisen und per Brief mitzuteilen, sei ebenfalls nicht vorgesehen gewesen. Die Politik habe ein Online-Portal vorgezogen, „wir sind da ausführende Kraft.“ Da dabei Auflagen und Sicherheitsvorgaben des Bundesgesundheitsministeriums zu erfüllen seien, sei das System zudem „sehr komplex“. Zuständig dafür ist übrigens deutschlandweit kv.digital, ein Tochterunternehmen der Kassenärztlichen Bundesvereinigung.
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Die KVWL sichert in einer Mitteilung zu, „dass jeder, der geimpft werden möchte, drankommen wird – wenn auch nicht sofort“. Fast 240.000 der 350.000 impfberechtigten über 80-Jährigen hätten bereits Termine. Das Zeitfenster sei nun bis Ende April ausgeweitet worden, sagt Vanessa Pudlo; denn das eigentliche Problem sei die begrenzte Impfstoffmenge. Da kontinuierlich neue Impfdosen eintreffen könnten, sollten die Menschen „es immer weiter versuchen“. So seien am Wochenende bereits weitere Terminkapazitäten zur Verfügung gestellt worden.
Das möchten Barbara und Burkhard Leidel nun auch tun: Es weiter versuchen. „Wir sind sehr beweglich“, sagt Barbara Leidel. „Wir versuchen, aus allem das Beste zu machen.“ Doch der Frust bleibt.
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