Siegen. Dieter Fischbach, Leiter des Peter-Paul-Rubens-Gymnasiums, weist Überlegungen zur Aufgabe eines Gymnasiums zurück – und nennt eine Alternative.

Das Ganztagsgymnasium ist für eine Großstadt wie Siegen „ein bildungspolitisches Muss“. Stellt Dieter Fischbach fest. Der Leiter des Peter-Paul-Rubens-Gymnasiums auf dem Rosterberg weist Überlegungen zurück, dass in Siegen eines der vier städtischen Gymnasien aufgegeben werden müsse. In einer Vorlage für die Sitzung des Schulausschusses hatte die Verwaltung die Schließung eines Gymnasiums in den Raum gestellt. Akut wird dieser Vorschlag, wenn CDU und SPD die Errichtung einer vierten Gesamtschule weiterverfolgen. Das Ganztagsgymnasium auf dem Rosterberg ist das Gymnasium mit den niedrigsten Anmeldezahlen.

Auch interessant

Dieter Fischbach verweist auf die unterschiedlichen Funktionen der vier Gymnasien: Die Morgenröthe als Gymnasium für den Siegener Süden, das FJM mit naturwissenschaftlicher Prägung, das Löhrtor als klassisches Gymnasium und das PPR als Ganztagsschule, die Kinder und Jugendliche besonders fördern kann, die zu Hause nicht die benötigte Unterstützung erfahren. In der Vergangenheit, so räumt Dieter Fischbach ein, habe das PPR davon profitiert, das einzige neunjährige Gymnasium im Stadtgebiet zu sein – mit der letzten Schulreform haben die nun ehemaligen G-8-Gymnasien mit einem Halbtagsangebot gleichgezogen. Mit den (Ganztags-)Gesamtschulen sieht Dieter Fischbach das PPR nicht in Konkurrenz: „Die Ansätze sind völlig unterschiedlich“, das Gymnasium arbeite von der 5. Klasse an auf das Abitur zu.

Anträge

Im Schulausschuss hat die FDP beantragt, die Auswirkungen der Eröffnung einer vierten Gesamtschule auf die bestehenden Gymnasien und Oberstufen zu prüfen und darzustellen, wo „schulorganisatorische Maßnahmen am dringendsten erscheinen“. Beschlossen wurde ein weitergehender Antrag von SPD und CDU, in dem es auch um die Grundschulen ging.

Argumente

Zwei Argumente spielen in der Diskussion eine Rolle:

Die Oberstufen:Nach Auffassung der Stadtverwaltung gibt es davon zu viele in der Stadt – vier an Gymnasien, dazu drei, demnächst vielleicht sogar vier an Gesamtschulen. „Das ist kein Argument“, sagt Dieter Fischbach. Städte wie Bad Berleburg zeigten, dass auch ein zweizügiges Gymnasium eine gymnasiale Oberstufe ausgestalten kann. Im übrigen arbeiteten in Siegen Löhrtor, Morgenröthe und PPR in den Oberstufen zusammen.

Die Mittelstufen: Jährlich zwischen 30 und 50 Kindern müssen nach der Erprobungsstufe die Gymnasien verlassen. Sie bekommen derzeit in Siegen ein Problem, weil die beiden Realschulen in ihren Klassen nicht so viele Plätze frei haben und die Gesamtschulen sowieso voll sind. „Dass sich da etwas ändern muss, ist mir völlig klar“, sagt Dieter Fischbach.

Ein drittes Argument wird weniger laut diskutiert:

Inklusion: Auch in der letzten Sitzung des Schulausschusses wurde das Peter-Paul-Rubens-Gymnasium als einziges Gymnasium im Stadtgebiet zur Schule des gemeinsamen Lernens bestimmt, alle anderen Gymnasien nehmen keine Schüler mit sonderpädagogischem Förderbedarf auf. Kreisweit nimmt das PPR damit gemeinsam mit dem Gymnasium Netphen eine Sonderstellung ein.

Lösungen

Die vierte Gesamtschule wäre eine Lösung, die vor allem CDU und SPD prüfen lassen. Damit würden weniger Absagen bei den Anmeldungen zu den 5. Klassen ausgesprochen werden müssen, damit entfiele auch das Abstufungs-Thema nach der Erprobungsstufe. „An dieser Diskussion möchte ich mich nicht beteiligen“, sagt Dieter Fischbach, der selbst 15 Jahre lang als Lehrer an der Bertha-von-Suttner-Gesamtschule unterrichtet hat. Eine Gesamtschule müsse allerdings auf die Mischung der Jahrgänge achten, um die komplette Leistungsbreite herzustellen: Ein Drittel soll die Grundschulempfehlung für ein Gymnasium mitbringen.

Auch interessant

Der Leiter des Peter-Paul-Rubens-Gymnasiums sieht eine Alternative, um die Abweisungen in den 5. Klassen zu verringern und den Engpass nach der Erprobungsstufe aufzuweiten: die „Reaktivierung“ der Realschule Am Häusling. „Dann wäre das Problem gelöst“, sagt Dieter Fischbach. Die Stadt Siegen hat allerdings andere Pläne: Auf den Häusling soll die Spandauer (Grund-)Schule umziehen – wenn denn der Rat diesen Beschluss im Sommer bestätigt.