Siegen. Im Frauenhaus in Siegen sollen Betroffene von Gewalt in der Partnerschaft Asyl finden. Doch die Frauen müssen einige Hürden überwinden

„Gewalt in der Partnerschaft ist immer da – unabhängig von Corona“, sagt Stefanie Rehländer vom Frauenhaus Siegen. Berichte, wonach die Frauenhäuser wegen Corona überfüllt seien, kann sie für Siegen nicht bestätigen. „Wir vermuten aber, das liegt daran, dass Frauen im Lockdown weniger Gelegenheit haben, sich Hilfe zu holen, weil der Freund oder Ehemann auch den ganzen Tag zu Hause ist.“

Schutz für Frauen in Siegen ist nicht kostenlos

Das Frauenhaus in Siegen ist ein Fünf-Parteienhaus, das zehn Frauen und bis zu 15 Kindern Platz bietet. Frauen, die Schutz suchen, werden dort in Wohnungen untergebracht, die sie sich mit anderen Frauen teilen müssen. Jede hat ein eigenes Zimmer, Küche und Bad werden gemeinsam genutzt. Dem Einzug geht häufig ein langes Martyrium voraus, manchmal steht es für einen Neuanfang. Auf diesem Weg werden die Bewohnerinnen von fünf festangestellten Frauen unterstützt, die sich vier Stellen teilen: Sozialarbeiterin, Sozialpädagogin, Erzieherin und Hauswirtschafterin sind dabei.

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Kostenlos ist das Wohnen für die Frauen auf der Flucht vor Gewalt nicht. „Wir hätten das lieber anders“, dass die Finanzierung durch das Land beziehungsweise den Staat abgesichert sei, sagt Stefanie Rehländer. „So muss jede Frau dafür zahlen, in Sicherheit zu kommen. Viele Frauen fallen durch das Netz.“ Getragen wird die Arbeit im Frauenhaus vom Trägerverein „Frauen helfen Frauen“. Der finanziert auch die die Frauenberatungsstelle und die Fachstelle Sexualisierte Gewalt an der Freudenberger Straße in Siegen.

Aufnahme in Frauenhaus Siegen kann Leben retten

Zuschüsse kommen von Land, Kommune und Kreis und Spendern. „Die Frauenhäuser selbst setzen sich seit 2007 trägerübergreifend wieder verstärkt für eine bundesweit einheitliche, unbürokratische und verlässliche Regelung zur Finanzierung ein“, sagt die Zentrale Informationsstelle autonomer Frauenhäuser. Die Geldfrage dürfe die gewaltbetroffenen Frauen und ihre Kinder nicht zusätzlich belasten und gefährden.

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Eng verknüpft mit der Frage der Finanzierung der Frauenhäuser sei auch der Zugang zu Schutz und Hilfe für gewaltbetroffene Frauen und ihre Kinder. „Je komplizierter und mühsamer, ja abschreckender der Zugang zu Schutz und Hilfe ist, desto weniger wirksam ist er. Die schnelle und unbürokratische Aufnahme in ein Frauenhaus kann das Leben von Frauen und Kindern retten oder – wenn diese nicht gewährt wird – gefährden“, so die Informationsstelle.

Frauenhaus Siegen soll Weg in neues Leben ebnen

Frauen, die mittellos dastehen, wird im Frauenhaus geholfen. „Wir unterstützen die Frauen bei Anträgen, beim Ausfüllen von Formularen und häufig später auch bei der Suche nach einer eigenen Wohnung. „Viele müssen sich eine neue Existenzgrundlage schaffen, ein neues Leben aufbauen“, so Stefanie Rehländer. Auch eine sogenannte „nachgehende Beratung“ der Frauen wird geboten.

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Das Frauenhaus bedeutet für viele Frauen Asyl vor Gewalt in der Beziehung. Den Frauen wird geraten, frühere Kontakte eine Zeit auf Abstand zu halten. Die Bewohnerinnen sind für ihre Sicherheit verantwortlich. „Wir sind keine Heimeinrichtung“, sagt Stefanie Rehländer. „Es gibt keine Schließzeiten.“ Das Haus sei zum Schutz eingezäunt. Es kommt nicht jeder rein. Wenn ein Problem auftrete, werde sofort die Polizei verständigt.

Die Länge des Aufenthalts im Frauenhaus sei unterschiedlich. Das reiche von ein paar Tagen bis hin zu Wochen und Monaten. In dieser Zeit würden die Frauen dabei unterstützt, sich ein neues Leben aufzubauen. Aus Sicherheitsgründen ist die Adresse des Frauenhauses nicht öffentlich. Der Erstkontakt erfolgt immer telefonisch unter 0271 2 04 63.