Siegen. Aktuell sind die zur Betreuung in Siegen angemeldeten Kinder versorgt. In den kommenden Jahren braucht es aber weitere Einrichtungen.

In den Siegener Tageeinrichtungen stehen zum Kindergartenjahr 2021/22 in 69 Einrichtungen insgesamt 3649 Plätze für Kinder ab vier Monaten bis zur Einschulung bereit. "Das ist eine große Zahl, aber noch nicht ausreichend", sagt Judith Wagener, zuständig für die städtische Kita-Planung, bei der Vorstellung des Bedarfsplans zur Kinderbetreuung. "Da muss noch mehr kommen."

Zwar hat jedes Kind, dessen Familie Betreuung wünscht, damit rechnerisch einen Platz. Aber für die kommenden fünf Jahre geht die Verwaltung von der Notwendigkeit zur Planung fünf weiterer Einrichtungen mit jeweils vier Gruppenbereichen aus, wie dem Bedarfsplan zu entnehmen ist. Über diesen berät am 21. Januar der Jugendhilfeausschuss, beschlossen werden soll er am 3. März im Rat.

Neue Kitas in Siegen, Eiserfeld, Eisern und Geisweid bis 1. August 2022 geplant

Unabhängig von dieser 5-Jahres-Perspektive sollen zum 1. August 2022 bereits neugebaute Einrichtungen im ehemaligen Kreiswehrersatzamt in der Tiergartenstraße in Siegen (70 Plätze) und an der Eiserfelder Straße (55 Plätze) nahe des Hallenbads in Betrieb gehen. Ebenfalls zu diesem Zeitpunkt soll die Kita Oranienstraße ihr neues Domizil am Lohgraben (20 Plätze) beziehen - mit einem Jahr Verzögerung, da noch Erschließungsfragen zu klären waren. Aktuell ist diese Kita provisorisch in einem Teil der Realschule Am Häusling angesiedelt.

Nach derzeitigem Stand wird zum 1. August 2022 auch eine neue Kita in der Breitscheidstraße (55) zur Verfügung stehen. Noch ist dort, in einem ehemaligen Schulgebäude, eine Einrichtung des Vereins für soziale Arbeit und Kultur Südwestfalen (VAKS) untergebracht, die allerdings an den Schießberg umzieht. "Wir haben eine sehr starke Nachfrage im Geisweider Raum und müssen da tätig werden", sagt Sozialdezernent André Schmidt. Der Standort in der Breitscheidstraße habe sich dabei als gut geeignet für ein solches Angebot erwiesen. Ein weiteres Projekt: Ein Kita-Neubau in Eisern an der Kalmbergstraße mit 70 bis 95 Plätzen. Hier ist allerdings noch kein fester Termin avisiert.

Kinderbetreuung in Siegen: Brückenprojekt in Geisweid ab Frühjahr

Derzeit sei das Platzangebot in Siegen zwar ausreichend, zumal es um 370 Tagespflegeplätze ergänzt wird. Die weiteren (Aus-)Baumaßnahmen seien aber erforderlich, um in allen Altersgruppen die politisch festgelegte 50-Prozent-Betreuungsquote und "das Wunsch- und Wahlrecht der Eltern" zu gewährleisten, wie der Vorlage zu entnehmen ist. Bereits im Frühjahr startet deshalb in Geisweid ein Brückenprojekt, erläutert Jugendamtsleiter Dr. Raimund Jung - für etwa 20 Kinder, die im Sommer eingeschult werden und bisher noch nicht versorgt sind. "Wir hätten Angebote in anderen Stadtteilen", sagt Raimund Jung. "Aber es geht hier meist um Familien, die nicht mobil sind." Die Projekteinrichtung nahe des Jugendzentrums soll hier helfen und zielt insbesondere auf sprachliche Förderung ab.

Über bauliche und rein finanzielle Fragen hinaus werden die Planungen in diesem Bereich mittlerweile von einer anderen Schwierigkeit überschattet. "Die Kinder-Tagesbetreuung kostet die Stadt rund 40 Millionen Euro im Jahr, knapp zwei Millionen davon sind Elternbeiträge", sagt Bürgermeister Steffen Mues. Ein noch entscheidenderes "Nadelöhr" aber sei "die personelle Situation. Es ist kaum noch zu bewerkstelligen, überhaupt ausreichend Personal zu bekommen." In Siegen "hat es noch immer geklappt, aber mittelfristig werden wir auch hier Probleme kriegen."

Fachkräftemangel in Kindertageseinrichtungen erfordert langfristig Lösungen

Ein Baustein zur Lösung sei die praxisintegrierte Ausbildung (PIA) am Berufskolleg AHS, innerhalb derer die angehenden Fachkräfte neben der Schule bereits in der Kita angestellt sind. Um "engagierte Leute zu begeistern", brauche es jedoch vor allem eine bessere Bezahlung und attraktivere Arbeitsbedingungen, unterstreicht der Bürgermeister. Andernorts sind die Probleme übrigens längst viel massiver, wie Jugendamtsleiter Raimund Jung ergänzt: "In Berlin gibt es Kita-Neubauten, die nicht mehr in Betrieb gehen können, weil die Fachkräfte fehlen."

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