Siegerland. Die Schulen bleiben ab Montag zu - auch flächendeckend die Grundschulen. Die haben sich in der Krise vorbereitet auf das digitale Lernen
Die Grundschulen im Siegerland sind vorbereitet auf den Distanzunterricht. Ab Montag, 11. Januar, wird nach den Weihnachtsferien der Präsenzunterricht in den Klassenräumen ausgesetzt - in allen Jahrgangsstufen. Bislang davon ausgenommen waren die Klassen 1 bis 6. Nun gilt auch an den Grundschulen und den Unterstufen der weiterführenden Schulen Lernen auf Abstand.
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Viele Grundschulen haben vorgesorgt. Mit den Erfahrungen aus dem ersten Lockdown im Frühjahr 2020 und quarantänebedingten teilweisen Schul- und Klassenschließungen wurden Konzepte entwickelt, wie auch bei geschlossenen Grundschulen digitales Lernen und Lehren ablaufen kann. "Wir sind gut aufgestellt", sagt zum Beispiel Konrektorin Julia Paul, die die Grundschulen Wilnsdorf und Wilgersdorf leitet. Die Schulen waren bereits von mehrwöchigen Quarantänemaßnahmen betroffen und während die Diskussionen um digitale Endgeräte an den weiterführenden Schulen liefen, wurde vorgesorgt.
Digitale Endgeräte gibt es an den Siegerländer Grundschulen genug
Zwar wurden vor Weihnachten "nur" 24 Endgeräte nach Wilnsdorf geliefert, die allermeisten Kinder können aber zuhause auf private Geräte zurückgreifen. Gearbeitet wird im Distanzunterricht mit Microsoft Teams und weiteren digitalen Anwendungen, "die Kinder sind gut aufgestellt", sagt Julia Paul. "Das hat wirklich gut geklappt."
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"Die Gemeinde Wilnsdorf hat viel getan": Auch Felicitas Todd, Leiterin der kath. Grundschule Rudersdorf, sieht der neuen Situation gelassen entgegen. Alle Lehrer hätten inzwischen digitale Endgeräte bekommen, in den Weihnachtsferien wurde an der Schule neues WLAN eingerichtet. Das Kollegium testet noch, wie das funktioniert, wenn alle Lehrerinnen und Lehrer gleichzeitig dort eingewählt sind und mit ihren Schülern konferieren.
Was die Grundschulen aus dem ersten Lockdown gelernt haben
„Wir verwenden die Online-Plattform ‚Padlet‘ schon seit Mai 2020“, sagt Petra Dors, Leiterin der Jung-Stilling-Grundschule in Siegen. Während des ersten Lockdowns im März 2020 bekamen die Kinder noch Arbeitsmaterialien in kleinen Paketen per Post zugeschickt oder zum Abholen an der Grundschule bereitgestellt. „An unserer Grundschule läuft alles sehr individuell ab. Die Lehrer stehen im engen Kontakt zu den Eltern. Gerade bei den kleineren Kindern sei der persönliche Kontakt sehr wichtig“, sagt die Schulleiterin. Ganz ähnlich lief der Unterricht auch an der Grundschule Wilgersdorf ab, berichtet Felicitas Todd.
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Weil die Paketlösung sehr aufwendig war, musste eine andere Lösung her. Im Mai startete die Siegener Jung-Stilling-Grundschule dann mit der Plattform "Padlet", um vorbereitet zu sein auf mögliche weitere Schulschließungen. Dort werden Lehrvideos, Arbeitsblätter und Elternbriefe zur Verfügung gestellt“. Im September auf der Schulkonferenz äußerte sich dann die Elternpflegschaftsvorsitzende sehr positiv, erinnert sich Dors: „Die Eltern haben die Plattform gelobt. Sie sei ein einfaches Medium, um Inhalte abzurufen“. Mit einem Passwort können sich die Eltern auf der Plattform einloggen und Inhalte herunterladen. Zuerst war Padlet allgemein für die komplette Schule, jetzt gibt es noch mal kleinere individuelle Padlets in Klassenverbänden.
Wie der Distanzunterricht an den Grundschulen konkret abläuft
Schon vor den Weihnachtsferien erstellten Felicitas Todd und ihre Kollegen in Rudersdorf digitale Wochenpläne, auf die alle Kinder von zuhause aus zugreifen und Aufgaben abarbeiten können - "so wie es auch den Eltern möglich ist", betont Todd. Gerade die kleineren Kinder könne man nicht alleine mit den Schularbeiten lassen, sie bräuchten schon jemanden, an den sie sich wenden können, der helfen kann.
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Das sind nicht nur die Eltern im gleichen Raum zuhause, sondern auch die Lehrer, die sich regelmäßig mit ihren Klassen digital zusammenschalten und die auch individuell kontaktiert werden können, wenn ein Kind Hilfe braucht oder ein Problem hat, sagt Felicitas Todd. Viele Kollegen hätten beispielsweise Erklärvideos zu Aufgaben aufgenommen, "aber es wird auch die ganze Klasse zusammengeholt", betont sie. Der Live-Klassenchat werde nun erstmals über Microsoft Teams erprobt.
Wo sich die Grundschulleitungen Sorgen machen
Die technischen Bedingungen an der Siegener Stilling-Grundschule seien nicht optimal, Endgeräte für die Lehrkräfte sind schon seit Wochen bestellt, aber es gibt Lieferengpässe, berichtet Petra Dors. Die ganze Situation sei hoffentlich ein Übergang, "der Distanzunterricht darf nicht zu lange laufen. Drei oder vier Wochen kann man so gut überbrücken, dann sollte es aber wieder einen Präsenzunterricht geben“, meint Dors.
Auch ihre Kollegin Felicitas Todd sorgt sich vor allem um die Kleinsten; die Erst- und Zweitklässler. "Für diese relativ kurze Zeit werden wir wohl ganz gut zurechtkommen", sagt sie - aber länger als bis Ende Januar, das werde für die ganz Kleinen wirklich schwierig. Und auch die Lehrkräfte vermissen den Präsenzunterricht in Präsenz: Ein Kollege habe erzählt, dass er es sehr vermisse, wirklich Lehrer zu sein, sagt die Siegener Schulleiterin Petra Dors. Ihm fehle es, vor der Klasse zu stehen und den Kindern mit der Gitarre Lieder vorzuspielen.
Die Betreuungssituation an den Grundschulen ist noch ziemlich offen
Für den Unterricht an sich habe sie keine großen Bedenken, so die Wilnsdorfer Konrektorin Julia Paul - Sorgen bereite auch ihr eher, dass die Kinder nun wochenlang zuhause sind und auch dass die Eltern irgendwann an ihre Grenzen bei der Betreuung stoßen. Zwar haben Bundes- und Landesregierung auch zehn zusätzliche Krankentage bei vollem Lohnausgleich beschlossen um Engpässe bei der Kinderbetreuung auffangen und aus diesem Grund am Arbeitsplatz fehlen zu können.
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Wie sich die Betreuungssituation entwickelt, müssen Julia Paul und ihre Kolleginnen und Kollegen abwarten. Bislang haben die Grundschul-Lehrkräfte die Betreuung bis mittags sichergestellt, dann übernahmen die OGS-Teams. Sie habe noch keine Ahnung, wie viele Eltern von der Betreuung in der Schule wohl Gebrauch machen werden und wie sie damit umgehen werde, sagt Julia Paul, "uns wurde dazu nichts an die Hand gegeben." Eltern, die keine andere Möglichkeit haben, können ihre Kinder zur Betreuung in die Schulen bringen - aber abhängig von der Zahl der Kinder muss sich eben erst noch zeigen, wie viel Personal dafür benötigt wird.
So ist die Situation an den weiterführenden Schulen in Siegen und Umgebung
Mehr als vorbereitet ist das Peter-Paul-Rubens-Gymnasium in Siegen. „Wir haben nach den Herbstferien ein Konzept erarbeitet, das wir auch jetzt anwenden können“, sagt Schulleiter Dieter Fischbach - ursprünglich, um Unterrichten und Lernen im Quarantänefall zu ermöglichen. Das Papier umfasst unter anderem stufenspezifische Regelungen. Wesentliches Element ist auch hier die Plattform Microsoft Teams. Wichtig: „Online stehen die Lehrkräfte entsprechend den Stundenplänen zur Verfügung“, so der Oberstudiendirektor, im Chat oder per Video.
Was digitale Endgeräte auf Schülerseite angeht, seien mehrere Abfragen gelaufen. Zudem seien die iPads, die das Land verteilt, im Zulauf, „dann werden wir nochmal nachfassen“. Trotz aller Vorbereitungen hofft der Schulleiter, dass im Februar wieder so etwas wie Normalität und in jedem Fall wider Schülerinnen und Schüler ins Gymnasium auf dem Rosterberg einkehren. Das reale „Miteinander“ sei nicht zu ersetzen, nicht nur in Bezug auf das Lernen, sagt der Pädagoge und hat nicht nur die schwächeren Schülerinnen und Schüler im Sinn.
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