Siegen. Warum können nicht alle Klassen einer Schule auf Videokonferenzen umsteigen? Die Südwestfalen IT hat Antworten auf diese und andere Fragen.

Die Mannschaft bei der Südwestfalen IT in Hemer steht bereit: Sechs Mitarbeiter, bei Bedarf um Aushilfskräfte verstärkt, könnten sofort loslegen, Ipads von den Paletten holen, auspacken, in 20er Kisten an den Rechner anschließen, wo sie für den Bedarf der künftigen Nutzer eingerichtet werden, schließlich ausliefern. 1500 in die eine Stadt, 2000 in die nächste – so, wie sie für die Schulen bestellt wurden. „Die Schülerinnen und Schüler hätten ihre Geräte vor den Ferien haben können“, sagt Guido Dahlmann, für die Schulen zuständiger Abteilungsleiter bei dem kommunalen IT-Dienstleister. Ein Teil der Ipads, Notebooks und anderen mobilen Endgeräte wurde ausgeliefert. „Auf weitere warten wir noch“, sagt Guido Dahlmann. Die Lieferzeiten sind lang geworden.

Distanzunterricht und Technik: Wer macht eigentlich was?

Die SIT ist Anfang 2018 aus dem Zusammenschluss der Citkomm mit Sitz in Hemer und KDZ Westfalen-Süd aus Siegen entstanden. Seit dem Zusammenschluss der beiden Häuser gehören 71 Städte und Kommunen dem Verbandsgebiet an. Neben einem breiten Leistungsportfolio rund um die kommunale IT bietet die SIT auch IT-Dienstleistungen im Schulbereich an. Der Kundenstamm ist über die Jahre stetig angewachsen. Mittlerweile arbeiten rund 40 Mitarbeiter in der Schulabteilung des kommunalen IT-Dienstleisters.

Den „First-Level-Support“ regeln die Schulen meist selbst, den „Second-Level-Support“ – das sind im sonstigen Leben die Fälle, wo man als Kunde im Callcenter weiterverbunden wird – kann die SIT übernehmen. Sie kann auch beraten, wie die jeweiligen Medienkonzepte der Schulen am besten in die Praxis umgesetzt werden, was in welcher Reihenfolge angeschafft, gebaut werden muss. Die Aufträge, zum Beispiel für die Glasfaseranschlüsse und die schulinterne Verkabelung, vergeben die Städte und Kreise dann selbst an Baufirmen und Telekommunikationsunternehmen wie zum Beispiel Telekom oder Vodaphone.

Und wer ist dann schuld, wenn das Netz zu schwach ist?

Das ist unterschiedlich. Es gibt regionale Unterschiede, was die Breitbandanbindungen betrifft. Es gibt aber auch Unterschiede zwischen den einzelnen Schulen, was die Anforderungen an eine Internetverbindung angeht. Neu sind Distanz- und Hybridunterricht. Dafür braucht es eine andere und leistungsfähigere Infrastruktur, als wenn nur in der Schule gearbeitet wird. Ausgelegt waren alle Planungen und Konzepte darauf, dass Schule in der Schule stattfindet und von außen Daten bei Bedarf dazu geholt werden. Für die 1:1-Übertragung des kompletten Unterrichts ins Homeschooling ist das nicht gedacht. Diese neuen Anforderungen benötigen Kapazitäten in der Schule und auch bei denjenigen, die Dienste wie Videokonferenzen bereitstellen. Und das alles gleichzeitig. Daher ist ein flächendeckender Glasfaserausbau notwendig.

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Wie viel Bandbreite braucht eine Schule denn nun?

Es gibt eine Faustregel: 1 Megabit pro Sekunde Download je Schüler, 30 je Klasse – so kommt das Gigabit für 1000 Schüler zusammen. „Größere Schulen, zum Beispiel Berufskollegs, brauchen mehr“, sagt der SIT-Abteilungsleiter.

Und wo ist der Pferdefuß?

Download heißt Herunterladen, Upload heißt Hochladen. Im Homeschooling wird beides gleich wichtig. Was Schüler sich zu Hause aus der Schulcloud, der virtuellen Datenwolke im weltweiten Netz, holen, muss die Schule erst einmal dorthin laden. Da macht es Sinn, wenn Up- und Download-Geschwindigkeiten synchron sind. Das funktioniert beim Glasfaseranschluss, nicht aber bei Kabel und DSL, wo der Upload oft viel langsamer ist. „Die zeitliche Komponente ist das Problem“, sagt Guido Dahlmann. Er weiß von Regionen im SIT-Gebiet, wo der Glasfaseranschluss erst für 2024 angekündigt wird.

Das heißt: Erst Gigabit-Glasfaser macht den Videokonferenz-Unterricht für alle möglich?

Abgesehen davon, dass die Bandbreite nicht nur am Schulgebäude, sondern auch bei den Wohnungen der Schüler und Lehrer stimmen muss: Nein. Denn nun kommt auch noch der Anbieter der Videokonferenzen ins Spiel, zum Beispiel das NRW-Portal Logineo. Einzelne Anbieter können damit Probleme haben, die gewachsene gleichzeitige Nachfrage zu bedienen – wenn eben alle Lehrer und alle Schüler gleichzeitig auf das Portal zugreifen. Dort, so erklärt es Guido Dahlmann, muss die Serverkapazität ausreichen oder zusätzlich geschaffen werden. Wenn nicht, ist der Effekt ist auf den Monitoren und den Tablets sichtbar: Die Bilder frieren ein, der Ton verstummt. Trotz Gigabit.

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