Wilnsdorf. Der Rat spricht sich gegen den 1,4 Millionen Euro teurer gewordenen Neubau in Wilgersdorf aus. Zwischen Flammersbach und Anzhausen wird gebaut
Die Löscheinheiten Anzhausen und Flammerbach bekommen ein neues Gerätehaus, wenn auch mit Abstrichen, die Löscheinheit Wilgersdorf nicht. Eigentlich hatte der Rat beide Neubauten schon beschlossen – allerdings auf der Grundlage einer Kostenschätzung, die sich als deutlich zu niedrig herausstellte. Statt 2,1 Millionen Euro sollten beide Bauprojekte nun bis zu 5,7 Millionen Euro kosten. Diese Differenz von 3,6 Millionen Euro habe er nicht einfach so übergehen können, sagte der seit November amtierende Bürgermeister Hannes Gieseler. Die Entscheidungsgrundlage habe sich so gravierend geändert, dass es „Recht und Pflicht“ des Rates sei, erneut zu beraten. Deshalb gab er dem Rat die Entscheidung zurück, der sich nach langer Diskussion mehrheitlich für eine Kompromisslösung aussprach.
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Neues Feuerwehrgerätehaus zwischen Anzhausen und Flammersbach
Die Löscheinheiten Anzhausen und Flammersbach sollen zusammengelegt werden – auf eigenen Wunsch. Im Zuge dieser Zusammenlegung soll ein neues Feuerwehrgerätehaus westlich des Gewerbegebiets Klabach-Mühlengraben mit direkter Anbindung an die L 893 gebaut werden. Dieses sollte ursprünglich 1,1 Millionen Euro kosten, bei der konkreten Planung stieg aber unter anderem die Grundfläche von 800 Quadratmetern auf 920.
Die Zusammenlegung der Löscheinheiten soll Synergieeffekte hervorrufen, auch bei der Planung des Gebäudes. So wünscht sich die Feuerwehr ein zentrales Gerätelager, einen zentralen Tauschbereich für Einsatzkleidung und eine Zentrale Waschhalle. Inklusive dieser Erweiterungen beläuft sich die aktuelle Kostenschätzung auf 3,325 Millionen Euro.
Da aber sowieso Investitionen nötig gewesen wären , sprach sich die Verwaltung weiterhin für einen Neubau aus. Die Mehrheit stimmte schließlich für die von SPD, Bürger für Wilnsdorf und FDP und Grüne eingebrachte Variante, zunächst 3,1 Millionen Euro im Haushalt bereitzustellen – für einen Neubau ohne zentrale Waschhalle.
Gerätehaus in Wilgersdorf soll saniert werden
Am Standort der Feuerwehr in Wilgersdorf gibt es zahlreiche Probleme. Die Fahrzeughalle und das Ausfahrtstor sind zu klein, die Umkleide- und Sanitärräume ebenso. Außerdem gibt es zu wenige Parkplätze und die Verkehrssituation ist gefährlich. Statt ursprünglich geplanten 950.000 Euro würde ein Neubau allerdings bis zu 2,4 Millionen Euro kosten.
„Der Handlungsbedarf ist und bleibt unbestritten“, sagte Hannes Gieseler, der sich die Situation in den vergangenen Tagen selbst angeschaut und die Probleme mit der Feuerwehr besprochen hatte. Die Verwaltung erstellte daraufhin einen neuen Plan, der eine Aufstockung des Gebäudes im linken Bereich vorsieht. Das Parkplatzproblem könne ebenfalls gelöst werden, da die Parkplätze, die aktuell von Kita und katholischer Gemeinde genutzt werden, der Gemeinde gehören. Die Verkehrsprobleme könne man unter Umständen mit einer Einbahnstraßenregelung lösen. Für die Sanierung und Ergänzung, für die sich die Mehrheit des Rates schließlich aussprach, schätzt die Verwaltung die Kosten auf 570.000 Euro. Damit werden also über 1,8 Millionen Euro eingespart.
Corona belastet Wilnsdorfs Finanzen
„Mir war es wichtig, dass der Vorschlag nicht zu Lasten der Einsatzkräfte geht“, sagte Bürgermeister Hannes Giesler. Es gelte abzuwägen zwischen der Notwendigkeit, etwas an den bestehenden Gebäuden zu tun, und der Verantwortung gegenüber den Steuerzahlern. „Wilnsdorf kann sich, gerade in Corona-Zeiten, leider auch nicht alles leisten“. Zunächst gehe es außerdem nur darum, die in den Haushalt aufzunehmende Summe zu benennen, nicht um detaillierte Planungen.
Klaus Grünebach (CDU) forderte, in beiden Fällen Neubauten zu errichten. Angesichts der unterschiedlichen Vorgehensweisen fragte er: „Gibt es hier eine Zwei-Klassen-Feuerwehr?“ Sein Parteikollege Dennis Schneider bezweifelte, dass die geplante Summe für eine ordentliche Sanierung ausreichte. Bernd Danzenbächer formulierte es noch deutlicher: „Aus Scheiße kann man kein Gold machen.“
„Wenn es um Finanzen geht, sollte Genauigkeit vor Geschwindigkeit gehen“, sagte Stefan Dohme (SPD). Die Feuerwehr sei lebenswichtig für die Gemeinde, genauso sei der Rat aber dem Steuerzahler verpflichtet. Der neue Vorschlag biete die Möglichkeit, beidem gerecht zu werden. Michael Plügge führte das Gerätehauses in Oberdielfen als Beispiel für eine gelungene Sanierung an.
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Andreas Klein (BfW/FDP) kritisierte die falsche Kosteneinschätzung: „Das ist grob fahrlässig“. Auch er sah in der neuen Variante einen guten Kompromiss. Sein Fraktionskollege Andreas Weigel fragte angesichts der drohenden finanziellen Schäden der Pandemie: „Bin ich der Einzige, der in Zeiten von Corona lebt?“
Ekkehard Blume (Grüne) sagte, die Ausgaben von 5,7 Millionen Euro seien nicht akzeptabel, außerdem gebe es bis heute keine Vorschläge, wie diese Summe finanziert werden solle.
Feuerwehrleiter Christian Rogalski sprach sich für den Neubau in Wilgersdorf aus. Zwar könne man mit dem neuen Vorschlag vieles verbessern, „aber alle Probleme kriegen wir nicht von der Tagesordnung. Auch für die Waschhalle in Anzhausen/Flammersbach warb er.
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