Netphen. Die Planung einer vierten Gesamtschule in Siegen könnte für die Netphener Schullandschaft Konsequenzen haben.

Das Gymnasium Netphen wird vierzügig. Das hat der Schulausschuss am Mittwoch einstimmig beschlossen. Jürgen Thomaßen, von der Stadt beauftragter Schulentwicklungsplaner aus Köln, ermunterte zur Vergrößerung der für drei Züge ausgestatteten Schule auf der Haardt.

Die Bevölkerungszahlen der Stadt seien „sehr stabil“, allein durch die geplanten Wohngebiete würden in den nächsten Jahren um die 350 Menschen mehr nach Netphen kommen. Steigend seien die Geburtenzahlen, die sich in Richtung 250 pro Jahr entwickelten – zum Vergleich: Der aktuelle 4. Jahrgang der Grundschulen hat rund 210 Kinder: Und schließlich: Die Grundschulen, von denen die Kinder zu den weiterführenden Schulen wechseln, werden größer: In den letzten zehn Jahren sei deren Gesamtschülerzahl „sehr deutlich“ von 700 auf 850 gestiegen, sagte der Planer.

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Noch keine Entscheidung über Neubauten

Das Gymnasium selbst, so Jürgen Thomaßen, habe „eine Talfahrt hinter sich“, aber seit 2016/17 stetig steigende Schülerzahlen. Seit 2019 werden vier Eingangsklassen gebildet, faktisch sei die Schule schon vierzügig. Wenn 20245/25 erstmals wieder eine Klasse 10 nachrücke und damit das neunjährige Gymnasium wieder komplett sei, „werden zusätzliche Räumlichkeiten erforderlich.“ Nicht erst dann, stellte Schulleiter Eckhard Göbel klar: „Wir sind jetzt schon raumtechnisch am Limit.“ Drei Regel-Klassenräume fehlen, weil das Netphener Gymnasium nicht aus der Inklusion ausgestiegen ist und daher Differenzierungsräume brauchen. Weil pro Jahrgang sechs Kinder mit Förderbedarf aufgenommen werden, ist auch die Kapazität für Regelkinder begrenzt, rechnete Göbel vor: Wäre es bei drei Klasse geblieben, hätten noch nicht einmal alle Netphener Kinder mit Gymnasialempfehlung aufgenommen werden können.

Zahlen

106 Kinder wurden für das nächste Schuljahr zu den 5. Klassen des Gymnasiums angemeldet, darunter 89 mit Gymnasialempfehlung. Wäre es bei drei Klassen geblieben, hätten nur 75 aufgenommen werden können.

Derzeit hat das Gymnasium 30 Klassen. Diese Zahl wird sich, je nach Kapazität, auf 35 bis 42 erhöhe.

Über den Erweiterungsbau für das Gymnasium wollte der Schulausschuss dennoch nicht reden. Manfred Heinz (SPD) stellte für alle Fraktionen – mit Ausnahme der UWG – den Antrag, dass Verwaltung und Fraktionsspitzen zunächst intern reden, dann Experten einbinden und diese eine „echte Entscheidungsgrundlage“ schaffen lassen. Die Erweiterung des Gymnasiums werde anerkannt und solle nicht verzögert werden, betonte Manfred Heinz: „Es muss neu und gründlich alternativ, vielleicht sogar etwas größer gedacht werden.“ Im Raum stehen Anbaupläne für geschätzt 7,5 Millionen Euro – denn auch die Grundschule Netphen braucht mehr Platz.

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Blick auf Siegener Gesamtschulpläne

Dass in die Zuordnung von Schulen und Gebäuden insgesamt noch einmal Bewegung kommen könnte, deutete der SPD-Fraktionschef nur an. Der Überzeugung des Schulplans, dass die Stadt auch bei einem vierzügigen Gymnasium „auf jeden Fall“ eine dreizügige Sekundarschule tragen kann, mochte Heinz sich so ohne weiteres nicht anschließen: Immerhin spreche die neue Siegener Ratsmehrheit über eine vierte Gesamtschule in Siegen. Der Rest blieb unausgesprochen: Noch mehr Kinder würden aus Netphen abgezogen, die Sekundarschule würde entsprechend weniger Platz brauchen – den es dann auch woanders gibt, in einem Schulzentrum mit dem Gymnasium auf der Haardt.

Vorsitzende Silvia Glomski (Grüne) gab einen anderen Kurs vor: Die Stadt dürfe sich nicht mit der hohen Zahl von Auspendlern abfinden: „Es muss unser Ziel sein, diese Zahl nach unten zu drücken.“ Jürgen Thomaßen erinnerte daran, dass Netphen Einfluss auf die Stadt Siegen nehmen könne: „Sie haben ein Mitspracherecht.“

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