Weidenau. Das gibt es weit und breit noch nicht: Die Jung-Stilling-Grundschule in Siegen-Weidenau wird mit einem Neubau aus Holz erweitert.
Zusätzliche 1000 Quadratmeter Nutzfläche, eine optimierte Raumaufteilung und die wohl erste Schule der Region in Holzbauweise: Die Almasi und Stein Planungsgruppe GmbH legt ein innovatives Entwurfskonzept für die Erweiterung und Sanierung der Jung-Stilling-Schule Siegen am Weidenauer Stockweg vor. Der Gestaltungsbeirat der Stadt Siegen begrüßt den Entwurf ausdrücklich, so Architekt Stephan Almasi. Rund 4 Millionen Euro sind im Etat der Stadt veranschlagt.
Die Ausgangslage
Die Schülerzahlen steigen: von 198 in 2016/17 auf aktuell 216, Tendenz weiter steigend. Dazu kommt die Umwandlung in eine offene Ganztagsgrundschule (OGS) mit entsprechendem Raumbedarf. Platz wird auch benötigt für die Inklusion von Kindern mit sonderpädagogischem Unterstützungsbedarf sowie die Integration zugewanderter Kinder ohne Deutschkenntnisse. Das heutige Schulgebäude besteht aus zwei Klassenflügeln, dazwischen ein Verbindungsbau sowie weiteren Trakt zur Turnhalle.
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Die Erweiterung
Benötigt werden Betreuungsräume für den Ganztag inklusive Büro- und Aufenthaltsräume und Sanitäreinrichtungen für das Personal, eine Mensa mit Ausgabeküche sowie flexibel nutzbare Unterrichts- und Differenzierungsräume, behindertengerechte Toiletten und einen Aufzug für barrierearme Erreichbarkeit aller Stockwerke. Die Planungsgruppe Almasi und Stein gießt diese Anforderungen in ein Konzept mit vier Bauphasen, drei am Gebäude.
Der Zeitplan
Man stehe kurz davor, den Bauantrag einzureichen, so Stephan Almasi, „durch Corona war das nicht ganz einfach“. 2021 soll ausgeschrieben werden. So eine Holzkonstruktion benötige eine vergleichsweise lange Bauzeit, weil Elemente vorkonstruiert und vor Ort zusammengefügt werden. Um die Schule möglichst wenig zu beeinträchtigen, könnte Baustart in den Sommerferien 2021 sein.
1. Neubau. Zuerst entsteht der dreigeschossige Neubau in Holzbauweise und Flachdach, direkt am mittigen Klassenflügel 2, inklusive neuem Aufzug, der alle Ebenen vom Unter- bis zum Dachgeschoss erschließt. Hier werden der Ganztagsbereich mit eigenem Eingang, Mensa mit Außensitzplätzen und weitere Klassenräume untergebracht. Die Fenstergliederung soll dem Bestand angeglichen werden.
2. Aufstockung. Das Satteldach auf dem Verbindungsbau wird abgebrochen und eine zusätzliche Etage aufgesetzt. Von dort führt ein „Brückenbau“ zum Holz-Neubau, der weitere Unterrichts- und Verwaltungsräume enthält. Dieser Trakt überdacht einen Teil des Schulhofs (siehe unten) und bietet den Kindern bei Regen einen überdachten Pausenbereich.
3. Sanierung. Die Bestandsgebäude Klassenflügel 1 und 2 werden auf den neuesten Stand gesetzt, idealerweise während der Ferien. Aber auch während der Schulzeit wäre diese Maßnahme möglich, wenn der Betrieb interimsweise in die dann fertiggestellten neuen Trakte umzieht.
Der Schulhof
Vierte Bauphase wird die Optimierung des Außenbereichs. Die Jung-Stilling-Schule liegt am Hang, der alte Pausenhof ist durch unterschiedliche Höhenniveaus gegliedert und nicht barrierefrei. Von der Pausenhalle im Verbindungstrakt führen Stufen über zwei Meter hinunter auf den oberen Schulhof. Von diesem Plateau führt wiederum eine Treppe auf den großen Haupthof auf Niveau des Untergeschosses – für Kinder mit Gehbehinderung oder im Rollstuhl schwer bis gar nicht erreichbar, sie müssen dazu derzeit vom Haupteingang aus einmal um das Gebäude herum.
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Zentrales Element des neuen, barrierearmen Schulhofs soll ein so genanntes „Theatron“ werden, das halb unter dem Brückenbau liegt – vergleichbar mit einem antiken Amphitheater, dessen unterschiedlich hohe „Publikumsränge“ nicht nur über Treppen, sondern auch Rampen erschlossen werden. Das oberste Level beginnt dabei ebenerdig zur Pausenhalle läuft zum großen Schulhof aus. Dieses Theatron kann und soll auch als eine Art „grünes Klassenzimmer“ neue Arten von Unterricht ermöglichen, erläutert Architekt Stephan Almasi – auch Theater- und Zirkusvorstellungen seien hier gut möglich. Zudem soll ein neuer Rettungsweg für die Feuerwehr entstehen, „die alte Zufahrt hinter der Turnhalle ist sehr eng“, so Almasi.
Das Konzept sieht vor, dass die Jung-Stilling-Schule bei Bedarf nochmals erweitert werden kann: Um einen weiteren Anbau analog zum jetzt geplanten auf der östlichen Seite von Klassenflügel 2.
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