Siegen. Albrecht Thomas, 83, vermisst in der Corona-Krise Einiges. Seine Tage füllt er dennoch ergiebig aus: Er ist und bleibt vielseitig interessiert.
„Selbstverständlich fehlt mir der Kunstbetrieb , selbstverständlich vermisse ich Konzert , Theaterspiel oder den die Welt erhellenden Vortrag. Es geht nicht, und es ist dabei müßig zu betonen, wie schlimm der kulturelle Einbruch sich auf die Kulturschaffenden wie aber auch auf die Kulturgenießenden auswirkt.
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Wie andere auch empfinde ich die fehlende unmittelbare Nähe von lieben Menschen, die nicht mehr möglichen Begegnungen in gewohnten Bahnen nach acht Monaten, belastend. Für jeden einzelnen geht es um eine teilweise Neuorientierung . Ich für meinen Teil versuche dabei, Körper, Geist und Seele dennoch im Lot zu halten. Nun gehöre ich allerdings zu den Privilegierten, denen Wohnumstände und Wohnlage, Haus, Garten und der Wald vor der Tür, dabei mehr als den meisten zu Gute kommen. Also laufe ich an jedem Tag, der es irgendwie erlaubt, einmal zum Rabenhain und strenge mich dabei richtig an. Der Wald lässt auch gezielte „Leibesübungen“ zu, ohne dass sich die Bäume gleich vor Lachen biegen.
Irgendwas gibt es in Siegen immer zu tun
Gartenarbeit (die Blätter fallen, fallen wie von weit… und anderes verlangt nach Anpacken) steht auch auf der Agenda. Da die übliche Sportstunde im Verein ausfällt, habe ich mein Gymnastik -Programm für den Innenraum nicht nur im Kopf. Ein bisschen Hausarbeit mache ich auch.
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Im übrigen beschäftige ich mich mit Schreiben, alles Mögliche, manchmal sogar ein Gedicht, Zeichnen und Malen skurriler Einfälle, um die Ecke Denken beim Rätsellösen, Hören von guter Musik – dabei ist die Klassik sogar die späte Liebe geworden – Emails schreiben sowie telefonieren, ‚skypen’, auch das war schon dabei. Da ich nicht selten erweitertes Redebedürfnis verspüre, suche ich den Abstandskontakt in der Nachbarschaft. Kochen hingegen darf ich nicht.
Neue Lebenserfahrungen in der Corona-Krise
Nicht jeder Tag gleicht dem anderen. Manchmal überwiegt Lesen, ein Lesen auf der Suche nach wohl formulierten Gedanken, die das eigene Leben betreffen, es möglicherweise sogar erhellen. Corona, Epidemie, Pandemie, Mobilitätseinschränkungen und andere – Vokabeln mit Konsequenzen; Lebenserfahrungen von bisher nicht gekannter Tragweite.“
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Albrecht Thomas, 83, war Lehrer, Schulleiter und Fachleiter in der Lehrerausbildung, außerdem Gründungsmitglied und für Jahrzehnte Vorsitzender des Kunstvereins Siegen. In unserem Corona-Tagebuch berichtet er, was ihm fehlt – und wie er die Tage trotzdem gehaltvoll ausfüllt.
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