Die Machtverhältnisse im Kreis Siegen-Wittgenstein haben sich verändert. Ein Kommentar von Steffen Schwab.

Ein zusätzliches Dezernat für Gesundheit, Sicherheit und Bevölkerungsschutz. Eine neue Stabsstelle für Wirtschaftsförderung, Klimaschutz und Mobilität. Und das alles, vielleicht von der einen oder anderen Höhergruppierung abgesehen, ohne erkennbare Mehrkosten.

Landrat Andreas Müller hat zu Beginn seiner zweiten Amtszeit schnell gehandelt und im Kreishaus so umorganisiert, dass Prioritäten sichtbar werden. Und dabei auch noch das Kunststück hinbekommen, dass niemand im Verwaltungsvorstand sich beschädigt sehen muss – dazu werden andere Fachämter zwischen den Dezernaten verschoben oder geteilt. Das alles sieht nach friedvollem Durchstarten aus.

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Tatsächlich kann Andreas Müller zum ersten Mal ohne Druck aus dem Haus neu organisieren: Diesmal gibt es keinen Kreisdirektor, den er nicht mehr an seiner Seite haben will, und keine Dezernentin, die von ihrem Umfeld und der Politik unter Dauerfeuer genommen wird. Nur der Griff des Landrates zur Wirtschaftsförderung macht hellhörig: Schließlich sah er diesen Bereich im Wahlkampf gut aufgestellt, im Gegensatz zur CDU , die dem SPD -Mann damit Dampf machte.

Wenn diese Neuorganisation ein Zugeständnis an die größte Kreistagsfraktion war, wird es nicht das einzige bleiben. Schon in der konstituierenden Sitzung des Kreistags wurde der neue Schulterschluss zwischen CDU und SPD erkennbar. Dass beide eine darüber hinausgehende Zusammenarbeit verabredet haben, ist noch ihr Geheimnis. Aber ein offenes.

Wie weit die Konzessionen gehen, die Landrat und SPD der CDU gemacht haben, wird sich spätestens in den kommenden Jahren zeigen. Die SPD dominiert nach wie vor die Dezernentenrunde. Es dürfte im Interesse der CDU liegen, das nach absehbaren Pensionierungen zu ändern. Die Gegenleistung ist die stabile Mehrheit im Kreistag. Landrat Andreas Müller bezahlt das mit einem Stück Freiheit: Mit wechselnden Mehrheiten kann er nun nicht mehr jonglieren.

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